"Wird mich nicht mehr geben"
Kickl offen wie nie: Dann ist Schluss mit Politik
Details aus seinem Privatleben hält FPÖ-Chef Herbert Kickl tunlichst geheim. Für Claudia Stöckl machte er auf Ö3 eine Ausnahme.
So präsent FPÖ-Chef Herbert Kickl in der politmedialen Öffentlichkeit auch ist, über sein Privatleben gibt er bewusst so wenig wie möglich preis. Er wandert gerne, sportelt viel, doch nicht einmal sein Wohnort ist einem breiteren Personenkreis bekannt.
Schwierige Voraussetzungen also für so ein höchstpersönliches Gespräch wie das "Frühstück bei mir". In der sonntäglichen Ö3-Sendung von Claudia Stöckl sind anlässlich der anstehenden Nationalratswahl gerade die Parteichefs zu Gast.
Gleich zu Beginn gab es einen kleinen Hinweis auf Kickls Lebensmittelpunkt. Aufgewachsen in Radenthein (Kärnten) bezeichnete er den Forellenhof in Puchberg am Schneeberg, wo das Gespräch stattfand, als seine "kleine zweite Heimat".
Kurz war "vernünftiger"
Überraschend lobende Worte verlor der in Umfragen aktuell Führende über Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz, der immerhin Kickl damals als Innenminister abgesetzt hat. Eine Aussprache zwischen den Beiden gab es nie, allerdings hätten sie gegenseitig auch keine Rechnung mehr offen. "Es hat einmal eine Kontaktaufnahme von ihm bei mir gegeben und wir haben das ins Auge gefasst, aber das ist dann doch nicht zustande gekommen und ist auch nicht notwendig", verrät Kickl jedoch.
Interessant sei es hingegen, dass Kurz jetzt vieles etwas anders sehen würde als damals. Diesen Lernprozess solle man ihm zugestehen, fand Kickl. "Die SPÖ hat ihren Doskozil und die ÖVP hat jetzt Sebastian Kurz, der da manchmal dann vernünftigere Ansichten vertritt als die jetzige ÖVP-Führung."
"Dann ist das NS-Verharmlosung"
Mit Blick auf die Wahl lässt Kickl sich gerne auf das Duell mit Kanzler Karl Nehammer ein, stellte aber auch klar: "Wenn ich dieses Duell verliere, wenn wir nicht Erster werden, dann wird es von Seiten der Freiheitlichen Partei keinen Anspruch auf den Kanzler geben." Die Kanzlerschaft sieht er selbst als "fast eine Bürde" – "Es ist nichts, was man sich wünscht, weil das so ein toller Posten ist."
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, der in der "ZiB 2" davor warnte, auf dem rechten Auge wachsam zu sein, gibt der FPÖ-Chef mit, dass man auch auf dem linken Auge nicht blind sein sollte. Von Rangnicks Warnung vor dem Rechtsextremismus fühle er sich auch nicht angesprochen. Sollte er die FPÖ gemeint haben, "dann ist das eine gröbliche Form der Verharmlosung der Gräuel des Nationalsozialismus".
Polit-Aus in zehn Jahren
Zurück zu Kickl selbst: Auf Ö3 verriet er, dass er schon in zehn Jahren nicht mehr in der Politik sein will. "Da wird es mich in keiner öffentlichen Funktion mehr geben", so der 55-Jährige.
Abschließend wurde es nochmal höchstpersönlich, als er über seine Frau erzählte, die Juristin bei der Volksanwaltschaft ist. Seit 26 Jahren sind die beiden ein Paar, seit sechs Jahren auch verheiratet. "Sie ist ein wunderbarer Zeuge, dass ich gar nicht so böse bin, wie es mir mein politischer Gegner unterstellt, weil sonst wäre sie schon lange nicht mehr da."