FPÖ-Wahlkampffinale

Kickl rechnet ab: "Jetzt kommen sie dahergekrochen"

Am Wiener Stephansplatz läutete die FPÖ am Freitag das Wahlkampffinale ein. In seiner Brandrede mobilisierte Parteichef Kickl seine Anhängerschaft.

Nicolas Kubrak
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    Bilder des FPÖ-Wahlkampfabschlusses am Wiener Stephansplatz am 27. September 2024
    Bilder des FPÖ-Wahlkampfabschlusses am Wiener Stephansplatz am 27. September 2024
    JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

    Mitten im Herzen Wiens färbten FPÖ-Fans den Stephansplatz blau. Ein Ort mit Symbolkraft für die Freiheitlichen. Bereits der Plakat-Slogan "Euer Wille geschehe" hatte schon einen kirchlichen Touch und auch der bereits lange verstorbene Ex-Parteichef Jörg Haider hatte hier vor dem Steffl eine große Schlusskundgebung abgehalten.

    "Nazis raus" – Anti-Kickl-Demo

    Nicht nur die Anhänger von Kickl versammelten sich in großer Zahl, auch Gegendemonstranten strömten in die Wiener City und protestierten außerhalb der Absperrungen. Mit "Nazis raus aus dem Parlament"-Schildern wetterten die Demonstranten gegen die Blauen. Das Polizeiaufgebot war dementsprechend riesig – "Heute" berichtete.

    "Babler und Ludwig sind Sozialdesolaten"

    Am Rednerpult ging es jedenfalls kräftig zur Sache. Zunächst ergriff Wiens FP-Chef Dominik Nepp das Wort, der kräftig gegen die SPÖ – insbesondere Michael Ludwig und Andreas Baler austeilte. "Zilk und Kreisky würden sich im Grab umdrehen. Babler und Ludwig sind keine Sozialdemokraten, sondern Sozialdesolaten", rief er. Anschließend waren Landesspitzenkandidat Harald Stefan und Generalsekretär Michael Schnedlitz dran, bevor Kanzlerkandidat Herbert Kickl pünktlich um 19 Uhr die Bühne betrat.

    Grüße an "Häufchen Gegendemonstranten"

    Herzliche Grüße gab es  an "das Häufchen Gegendemonstranten. Herzlich Willkommen an alle, die daheim nicht mit Messer und Gabel, sondern mit Sichel und Hammer essen – und die auch entsprechend ausschauen", begann der FP-Chef. Danach wandte er sich an seine Anhänger: "Ich bin so stolz auf euch. Ich bin sicher, dass wir am Sonntag einen freiheitlichen Kanzler wählen werden."

    Kickl erinnerte sich an den FPÖ-Wahlkampfabschluss vor 25 Jahren, als Jörg Haider – ebenfalls am Stephansplatz – seine Anhänger mobilisierte und das beste freiheitliche Ergebnis bei Nationalratswahlen erreichte. "Damals bin ich auf der Seite gesessen und hatte a Ganslhaut. Das Ergebnis war ein Triumph, doch es hat nicht zum Sieg gereicht. 25 Jahre später wird es anders sein, ich spüre das". Er bedankte sich bei seinen Fans: "Ich stehe tief in eurer Schuld."

    Kickl gibt "heiliges Versprechen" ab

    Danach kam es zum erwarteten Rundumschlag gegen die "Einheitspartei". So gebe es laut Kickl "Hinterzimmerpackeleien", damit "alles so weiter läuft wie bisher". Das Angebot der FPÖ sei hingegen, aus Angst Hoffnung zu machen und den Menschen wieder Zuversicht zu geben. "Wir sind dabei nur das Werkzeug, um alles für euch umzusetzen. Das ist mein heiliges Versprechen", kündigte der FPÖ-Chef an.

    Die Regierung hätte stattdessen "jedes heilige Versprechen gebrochen". Bundeskanzler Karl Nehammer (kräftige Buh-Rufe) sei "die personifizierte Unglaubwürdigkeit", feuerte Kickl. Er habe alle Versprechen in der Asyl- und Gesellschaftspolitik gebrochen. "Was soll ich von so jemandem halten? Nichts, gar nichts."

    "Jetzt kommen sie dahergekrochen"

    "Ich sag euch eines: Wenn in einem Unternehmen ein Geschäftsführer wie Nehammer oder Kogler eine so negative Bilanz aufweisen, dann fliegt er am ersten Tag hinaus", so Kickl weiter. "Jetzt kommen sie dahergekrochen, bitten um eure Stimme und geben Versprechen ab." Doch die "Einheitsparteien" hätten ihr Wort mehr als nur ein Mal gebrochen. "Gebt ihnen ihre Stimme nie mehr wieder, investiert sie lieber in fünf gute Jahre", appellierte der Freiheitliche.

    Heftige Kritik gab es auch an denjenigen, die dazu aufrufen, bei der Wahl gegen die FPÖ zu stimmen und Protest zu wählen. Laut Kickl seien es dieselben Personen, die bei Corona "auf der falschen Seite" aktiv gewesen seien. "Die Bevölkerung braucht keine Gebrauchsanweisung, sie wissen schon, wen sie wählen. Lasst uns einen neuen Band der Geschichte eröffnen, wo das Volk der Hauptdarsteller ist und die Regierung die Nebenrolle spielt."

    "Volk braucht Notwehrkarte"

    Der FPÖ-Chef ging mit seinen Anhängern durch seine Vision eines menschlichen Lebenszyklus. So solle es in Schulen um lesen, schreiben und Pünktlichkeit "und nicht um Frühsexualisierung oder Dragqueens" gehen. Seine Forderung: "In der Verfassung soll es nur zwei Geschlechter geben." Kommt man ins Erwachsenenalter, kann man bei Volksbegehren abstimmen – diese sollten laut Kickl zu verpflichtenden Abstimmungen führen. "Es muss möglich sein, eine unfähige Regierung abzusetzen, das Volk braucht eine Notwehrkarte."

    "Besser Asylantrag als Pensionsantrag"

    Im Arbeitsleben brauche es eine Harmonie zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern – "das sind keine Rivalen". Für Arbeitnehmer fordert Kickl etwa mehr netto vom brutto, auch Arbeitgeber will er entlasten.

    Was den FPÖ-Chef besonders aufregt: "Dass du als Pensionist besser bedient bist, wenn du einen Asylantrag statt eines Pensionsantrags stellst". Für jene, die Pflege benötigen, will Kickl "das beste Pflegesystem Europas".

    Publikum mit "Remigration"-Rufen

    Abschließend sprach der Freiheitliche über seine Nulltoleranzgrenze bei "importierter Kriminalität". Seine Message an "alle, die glauben, sich nicht an unsere Regeln halten zu müssen: Remigration", rief Kickl unter begeisterten Zuschauern, die im Chor "Remigration, Remigration, Remigration", schrien. "Nichts davon ist gegen die Demokratie, nichts davon ist Angstmacherei, sondern gibt uns Hoffnung und Optimismus", so Kickl.

    "Das Kreuzerl müsst ihr machen"

    Der FPÖ-Chef appellierte an seine Anhänger, zur Wahl zu gehen und für seine Partei zu stimmen. "Dieses Kreuzerl – das ist das, wovor sie sich so fürchten. Wir werden uns für euch das Herz aus dem Leib reißen, aber das Kreuzerl müsst ihr machen." Er rief dazu auf, nicht auf Umfragen zu vertrauen, "vertraut euren Erfahrungen der letzten Jahre. Also gemma's an, fünf gute Jahre für Österreich", schloss Kickl ab.

    Die Bilder des Tages

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      Leserreporter

      Auf den Punkt gebracht

      • Die FPÖ hielt ihr Wahlkampffinale am Wiener Stephansplatz ab, wo Parteichef Herbert Kickl eine leidenschaftliche Rede hielt und ein "heiliges Versprechen" abgab, die Politik zu ändern
      • Gleichzeitig protestierten zahlreiche Gegendemonstranten gegen die Veranstaltung, was zu einem großen Polizeiaufgebot führte
      nico
      Akt.