Immer wieder wurde Herr W. arbeitslos. W. hatte keine Ausbildung gemacht und war, wenn er gerade wieder einen Job hatte, als Hilfskraft auf Baustellen tätig.
Als W. dann 2022 wieder arbeitslos war, wandte sich der junge Mann an das AMS in Wr. Neustadt. Gemeinsam überlegte man, was man tun könne, sagt Catrin Mayerhofer-Trajkovski. Da W. keine abgeschlossene Ausbildung hatte, bot ihm das AMS an, einen Beruf zu erlernen.
Das AMS verzeichnet seit März 2023 einen stetigen Anstieg der Arbeitslosigkeit – bei gleichzeitigem Mangel an Arbeitskräften in manchen Berufen. Das sei kein Widerspruch, heißt es vom AMS. Alleine im Jänner 2025 waren die Arbeitslosenzahlen um weitere sechs Prozent gestiegen. Ein Rückgang sei nicht in Sicht. Im zweiten Jahr der Rezession, in Folge des russischen Angriffskriegs, hat sich auch die Bauwirtschaft noch nicht erholt.
Trotz des derzeit sinkenden Stellenangebots blieb die Nachfrage in einigen Bereichen anhaltend hoch. So etwa im Pflegebereich und der Gastronomie, aber auch im handwerklichen Bereich. Die Arbeitgeber suchen hier nach Fachkräften, sagt das AMS.
Robert W. entschied sich für eine Ausbildung in einem Mangelberuf, nachdem ihm sein AMS-Berater angeboten hatte, eine Lehre zu machen. W. begann eine Lehre zum Elektroniker im Bereich der Kommunikationselektronik. Diese konnte W. schließlich im Mai 2024 abschließen.
"Wir machen allen arbeitslosen Menschen ohne Ausbildung das Angebot, eine Fachkräfteausbildung zu absolvieren", sagt Mevlüt Kücükyasar, der Leiter des AMS Wr. Neustadt. Zuletzt hätten in Wr. Neustadt rund 370 Menschen mit der Unterstützung des AMS eine Ausbildung begonnen, die mit einem Lehrabschluss ende.
Kücükyasar sieht eine große Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern mit guter Ausbildung. Durch einen Abschluss würden die Chancen auf dem Arbeitsmarkt enorm steigen.
Personen ohne Ausbildung seien dagegen besonders stark von Arbeitslosigkeit betroffen, sagt der AMS-Leiter. "Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird die Arbeitsmarktintegration zunehmend schwierig", sagt Kücükyasar: "Mehr als die Hälfte der aktuell Arbeitslosen hat keinen Berufsabschluss."
Mit der Arbeitsplatznahe Qualifizierung des AMS (AQUA) sollen Arbeitssuchende die Möglichkeit auf eine verkürzte Lehrausbildung in einem Betrieb erhalten. Während dieser Zeit erhalten sie AMS-Geld zur Deckung ihres Lebensunterhalts. Auch Robert W. absolvierte dieses Programm, erzählt Kücükyasar: "Mit unserem Förderprogramm konnten wir dem jungen Mann eine kostengünstige und schnelle Ausbildung ermöglichen."
AMS-Leiter Mevlüt Kücükyasar betont: "Die Geschichte von Herrn W. zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht von Herausforderungen entmutigen zu lassen und neue Wege zu gehen."
Eine Lehrausbildung mache nicht nur für Jugendliche Sinn, auch junge Erwachsene könnten profitieren. Das AMS sei stolz, die Erfolgsgeschichte von Robert W. begleitet zu haben.
Dann wird Kücükyasar bestimmt: "Ich rufe alle Unternehmen dazu auf, nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen eine zweite Chance zu geben. Nur so können wir dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegenwirken."
Im Mai 2024 schloss W. die Lehrabschlussprüfung mit gutem Erfolg ab und ist weiterhin in seinem Ausbildungsbetrieb tätig – der Firma v4u-Development GmbH.