1,26 Promille

„Keine Gefahr“! Betrunkener Arzt operierte 3 Patienten

Für viele unvorstellbar: Diesem Mann wurde der Autoschlüssel weggenommen, in der Klinik durfte er dennoch weiter operieren.

Michael Pollak
„Keine Gefahr“! Betrunkener Arzt operierte 3 Patienten
Die Patienten hatten keine Ahnung von der Alkoholisierung des Arztes.
Getty Images

Ein Arzt steht im Operationssaal. Im Körper hat er 1,26 Promille Alkohol. Dennoch operiert er im Laufe seines Dienstes drei Personen. Die Aufregung ist groß.

Keine Promille-Grenze für Ärzte

Einigen Kollegen wussten, in welchem Zustand sich der Mediziner befand. Die Patienten jedenfalls hatten keine Ahnung. Scheinbar gibt es kein Alko-Limit für Ärzte. Nicht einmal, wenn sie im Operationssaal stehen.

Ein Anruf bei der Ärztekammer Österreich: Darf ein Chirurg wirklich alkoholisiert zum Skalpell greifen? "Es ist nicht in Ordnung, in diesem Zustand eine Operation durchzuführen", heißt es aus der Standesvertretung. Verständliche Aussage.

Eine konkrete Gefährdung war nicht nachweisbar
Ricarda Eder
Staatsanwaltschaft Salzburg

Trotzdem, noch gibt es keine Konsequenzen für den Mann. Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat sich mit dem Fall befasst. Zu "Heute" sagt Sprecherin Ricarda Eder, dass das Ermittlungsverfahren bereits eingestellt wurde: "Weil eine konkrete Gefährdung nicht nachweisbar war. Es ist zu keinen Komplikationen gekommen, es gab keine Fehler bei der Operation."

"Klingt fast nach einem Freibrief..."

Dann sagt sie noch: "Ein Operieren im alkoholisierten Zustand stellt für sich gesehen noch keine konkrete Gefahr im Sinne des Gesetzes dar."

Zumindest für einige "Heute"-Leser ist das völlig unverständlich. "Klingt fast ein wenig nach 'Freibrief', alkoholisiert OPs durchführen zu dürfen, solange alles gut geht…", schreibt uns ein treuer Leser.

Jetzt zur Vorgeschichte: Bevor der Arzt im Privatspital eintrifft, ist er in einen Unfall verwickelt. Er kracht in Salzburg in einer Kreuzung auf einen Radfahrer. Eine Kontrolle der Polizei ergibt die genannten 1,26 Promille. Konsequenz der Alkoholisierung: Autoschlüssel und Führerschein muss der Lenker abgeben. Für den Straßenverkehr wird also sehr wohl eine Gefährdung festgestellt.

Jetzt prüft eine Disziplinaranwältin den Fall

Der Fall ist noch nicht ganz abgeschlossen, auch wenn die Gerichte sich nicht mehr damit befassen werden. Jetzt sind standesrechtliche Gremien an der Reihe. Am Montag langte der Akt der Staatsanwaltschaft bei der Disziplinaranwältin der Ärztekammer ein. Sie wird nun entscheiden, ob die Disziplinarkommission sich damit befassen soll.

Die Bilder des Tages

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Arzt tritt mit 1,26 Promille Alkohol im Blut seinen Dienst an, operiert trotz seines Zustands drei Patienten
    • Obwohl die Staatsanwaltschaft Salzburg das Ermittlungsverfahren eingestellt hat, da keine konkrete Gefährdung nachweisbar war, prüft nun die Disziplinaranwältin der Ärztekammer den Fall weiter
    POM
    Akt.