Wien

Keine Betreuung für Kind – Mama muss Pflegejob kündigen

Weil ihr Sohn Alex (4) verhaltensauffällig sei, wurde die Betreuungszeit im Kindergarten gekürzt. Nun musste Marianne H. sogar ihren Job kündigen.

Yvonne Mresch
Marianne H. musste ihren Job in der Pflege kündigen, da die Betreuungszeit für Sohn Alex (4) auf zwei Stunden verkürzt wurde. 
Marianne H. musste ihren Job in der Pflege kündigen, da die Betreuungszeit für Sohn Alex (4) auf zwei Stunden verkürzt wurde. 
Denise Auer

Marianne H. weiß nicht mehr weiter: Ihr Sohn Alex, der seit Jänner in einem Liesinger Kindergarten die Integrationsgruppe besucht, wird nur mehr zwei Stunden täglich betreut. "Von heute auf morgen wurde uns das mitgeteilt", klagt die 40-Jährige. Die Begründung: Der Bub sei verhaltensauffällig.

"Können unsere Fixkosten nicht mehr bezahlen!"

Sowohl Marianne H. als auch ihr Mann sind Vollzeit berufstätig, die Wienerin arbeitet in der Pflege. Um ihren Sohn betreuen zu können, ist die verzweifelte Mutter nun gezwungen, ihren Job zu kündigen. "Ich habe das Schreiben bereits eingereicht, verstehe es aber nicht. Gerade in der Pflege wird doch dringend nach Personal gesucht. Es gibt verschiedene Persönlichkeiten mit denen ich arbeite und Situationen mit denen ich konfrontiert bin, aber niemand wird bei uns wegen seiner Erkrankung benachteiligt und man verkürzt nicht die Betreuungszeiten."

Hinzu kommen finanzielle Sorgen: "Mein Mann war zwischenzeitlich auch beim AMS gemeldet, um bei Alex zu bleiben. Mit 900 Euro Arbeitslosengeld können wir unser Leben aber nicht finanzieren, die Fixkosten nicht mehr bezahlen!" Sie selbst könne nichts beziehen, da sie mit zwei Stunden am Tag nicht vermittelbar wäre.

Mutter verärgert: "Wollen meinen Sohn loswerden!"

Schon im März reichten die Eltern Beschwerde bei der zuständigen Magistratsbehörde (MA10) ein – bislang ohne direkte Rückmeldung. "Ich habe darum gebeten, ihn in einen anderen Kindergarten zu versetzen oder die Betreuungszeiten zu verlängern", erzählt die Wienerin. Sie vermutet, man wolle ihren Sohn "loswerden": "Die Leiterin hat einmal gesagt, dass sie nicht genügend Personal hätte. Wahrscheinlich wollen sie nur eine Sorge weniger haben."

Mittlerweile wurde H. eine Versetzung ihres Sohnes in einen Heilpädagogischen Kindergarten vorgeschlagen. "Der ist zehn Kilometer von unserer Wohnung entfernt. Außerdem sind dort ausschließlich kranke Kinder und mein Sohn hat keine Diagnose", betont sie. 2.000 Euro und einiges an Zeit haben sich die Eltern die Suche nach einer Diagnose bereits kosten lassen. "Es gibt einen Verdacht auf Autismus, aber bestätigt ist noch nichts", so Marianne H. "Es gibt in Österreich ein Inklusionsgesetz. Ich musste einhalten, was die Pädagogin will, ansonsten droht mir eine Gefährdungsanzeige."

Behörde erklärt: "Anderer Standort wurde von der Familie abgelehnt"

Im Kindergarten begleiten Pädagogen Kinder behutsam beim Schritt in ihre erste Bildungseinrichtung und weiter im gemeinsamen Alltag in der Gruppe. Das Kindergarten-Team orientiert sich dabei an den Bedürfnissen des Kindes, heißt es von der zuständigen Magistratsabteilung MA10. "Manchmal ist es für Kinder besser nur für eine bestimmte Stundenanzahl am Tag möglich Zeit in einer größeren Kindergruppe zu verbringen", so eine Sprecherin.

In den städtischen Kindergärten gäbe es für Kinder mit intensivem Förderbedarf spezielle Plätze, die sich in der Kinderanzahl und im Betreuungsschlüssel von den anderen Gruppenformen unterscheiden würden. Man sei diesbezüglich im Austausch mit der betroffenen Familie. "Als Alternative zur Stundenreduktion wurde der Familie zusätzlich ein anderer Standort inklusive Fahrtendienst zu diesem angeboten. Dies wurde jedoch leider von der Familie abgelehnt", heißt es weiter.

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