Einer von nur 500 weltweit
Kein Wein – Sommelier schwört auf ganz anderes Getränk
Still oder prickelnd ‒ da hört das Wissen über Wasser bei den Meisten auf. Dass das Getränk viel mehr kann, erzählt ein Sommelier im "Heute"-Gespräch.
Aromatischer Geruch, sanft perlend und trocken im Abgang – wenn Michael Obermüller sein Getränk so analysiert, glaubt man nur im ersten Moment, dass von Wein die Rede ist. Denn der gebürtige Linzer ist zertifizierter Wasser-Sommelier – einer von nur ungefähr 500 weltweit.
25 Jahre arbeitete Michael in der gehobenen Gastronomie als Oberkellner und Sommelier. Mittlerweile hat er seine Berufung gefunden: An der Tourismusschule Klessheim (Salzburg) ist er Lehrer für das Fach Getränkekunde. Denn: "Wassersommelier als Arbeitsplatz gibt es zwar im Ausland, aber in Österreich nicht", erklärt der 45-Jährige im "Heute"-Gespräch.
Wie Wasser schmecken kann
Die Tätigkeit als Wassersommelier versteht sich deshalb eher als Hobby. Aber wenn Michael über seine Leidenschaft spricht, sprudelt es nur so aus ihm heraus. "Früher habe ich mit interessierten Gästen im Lokal Wasserverkostungen gemacht", erzählt er. "Ich habe immer angefangen mit einem Wasser, das nach sehr wenig schmeckt, und dann arbeitet man sich rauf zu denen, die mehr Geschmack haben."
Nach und nach seien dann auch die anderen Gäste neugierig geworden. Denn "Wasser ist nicht nur das, was aus der Leitung kommt". Wie bei Wein gibt es sogar ein eigenes Aroma-Rad. Verschiedene Gerüche und Geschmäcker sind dabei nur der Anfang.
Wassersommelier Michael Obermüller im "Heute"-Gespräch
Verschiedene Wasser, verschiedene Wirkungen
Mineralisch, schwefelig und sogar fruchtig kann Wasser schmecken. Spannend wird es vor allem bei der Wirkung: "Wenn man sich ein bisschen mit dem Thema beschäftigt, muss man nur hinten auf die Inhaltsstoffe schauen."
„Wasser ist nicht nur das, was aus der Leitung kommt.“
Wasser mit viel Magnesium wirke zum Beispiel krampflösend, erklärt der Experte. Und: "Wenn jemand viel Kaffee trinkt, würde ich eines mit viel Kalzium empfehlen. Dieses entzieht Kaffee dem Körper, mit dem richtigen Wasser kann man das einfach wieder ausgleichen."
"Ich koste eigentlich jedes Wasser"
Auch außerhalb von Obermüllers Arbeit spielt Wasser mittlerweile eine große Rolle. "Früher habe ich mir im Ausland immer Wein und Bier angeschaut, jetzt suche ich immer nach guten Wässern." Auch daheim nimmt Michael alles genau unter die Lupe. Kein Bach oder See ist sicher vor ihm.
"Ich koste eigentlich jedes Wasser", verrät er. "In Gebirgsbächen gibt es immer das erfrischendste und beste." Beim Wandern in Linz habe ihm der Bach nicht so gut geschmeckt. Aber schlimmer geht es immer: "Das Chlorwasser aus den USA ist sicher das grauslichste, das ich probiert habe."
Michael ist übrigens nicht nur Wasser-Experte: Er ist außerdem noch Wein-, Bier-, Kaffee-, Fruchtsaft-Sommelier. "Als Nächstes kommt dann der Tee", verrät er. Und auch Edelbrand-Sommelier möchte der Linzer eigentlich auch noch werden. Mit einem kleinen Problem: "Ich trinke eigentlich nicht gern Spirituosen." Vorerst bleibt Michael also beim Wasser.