Mutter verzweifelt
"Kein günstiges Öffi-Ticket für 6-jährige Kiga-Kinder"
Kinder bis 6 Jahre fahren in den Öffis gratis, danach können Schüler das Top-Jugendticket kaufen. Doch was ist mit sechsjährigen Kindergartenkindern?
Völlig verzweifelt ist Elisa M. aus dem Wiener Umland. Jeden Wochentag pendelt sie mit ihrer Tochter Maya (alle Namen geändert, Anm.) 25 Kilometer mit dem Zug, um die Kleine in den Kindergarten zu bringen. Jetzt, im November, wird das Kind sechs Jahre alt.
Kostenfalle 6. Geburtstag
Und mit dem Geburtstag der Tochter muss die Niederösterreicherin wohl kräftig in die Tasche greifen, denn: Bis zum 6. Geburtstag fahren Kinder in Österreich gratis mit den Öffis. Für Schüler gibt es dann die Möglichkeit, ein Top-Jugendticket zu kaufen und so stark vergünstigt Bus, Zug & Co. zu nützen. Erhältlich ist es unter Vorzeigen des Schülerausweises.
Doch was ist mit Kindergarten-Kindern, die bereits sechs Jahre alt – sprich: im letzten Kindergarten-Jahr – sind? "Ich habe versucht, eine legale Lösung zu finden, für Maya eine Jahreskarte zu kaufen, die nicht dem Vollpreis entspricht, um nicht jeden Tag eine Fahrkarte für 1 Euro hin und her kaufen zu müssen. Was für 11 Monate ungefähr 440 Euro kosten würde. Seit einem Monat kämpfe ich mit dem Thema und niemand hat eine richtige Lösung für mich", weiß Elisa M. nicht mehr weiter.
372 Euro günstigste Lösung
Eine VOR-Mitarbeiterin habe ihr ein "VOR Klima Ticket Region Jugend" für 372 Euro angeboten, dies sei laut Verkehrsverbund die günstigste Lösung, schildert die Mutter. "Ich will nicht, dass mein Kind gratis fährt, aber es wäre fair, ihm auch die Möglichkeit anzubieten, die die Schulkinder haben", ärgert sich die Niederösterreicherin.
Dem VOR sei die Angebotslücke durchaus bekannt, finanziell seien dem Verkehrsverbund aber die Hände gebunden, wie Sprecher Georg Huemer auf "Heute"-Anfrage erklärt: "Die aktuelle Regelung zu Jugendticket und Top-Jugendticket im VOR ist durch die bestehende Finanzierung der Schülerfreifahrt durch den Bund möglich. Denn unsere Partnerunternehmen wie etwa ÖBB müssen ihre Ausgaben decken (etwa Treibstoff-, Personal- und Fahrzeugkosten). Das passiert zum Großteil über finanzielle Zuwendungen des Bundes und der Länder etwa im Rahmen der Schülerfreifahrt oder auch durch Verkehrsdienste-Bestellungen, aber zu einem gewissen Grad eben auch über Ticketverkäufe. Die Schülerfreifahrt ist durch den Bund gedeckt, jedoch nur für 'ordentliche' Schüler (und Lehrlinge). Darüber hinaus gehenden Personengruppen können wir trotz entsprechender Bemühungen und Gespräche mit unseren Partnern aktuell ein derartiges Angebot nicht unterbreiten", so Huemer.
Bund finanziert nicht
Für ein entsprechendes Angebot sei eine Finanzierung durch den Bund Voraussetzung, heißt es zudem seitens des VOR. "Selbstverständlich können wir das Anliegen der betroffenen Eltern nachvollziehen, bitten aber um Verständnis, dass wir als Verbundorganisation hier keine einseitigen Schritte umsetzen können. Auch wenn es sich hier um sehr wenige Personen handelt, die betroffen sind und von dieser theoretischen Betroffenheit überhaupt wissen", so Georg Huemer.
Die ÖBB wollen sich den Fall nun genauer ansehen, vergünstigte Einzelfahrten mit beispielsweise der Vorteilscard Familie könnten eventuell eine Möglichkeit sein, heißt es seitens der Bundesbahnen.