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Kein "FIFA" mehr? EA lässt über Kult-Game rätseln
Seit 1993 ist EA Entwickler von "FIFA", dies könnte sich ändern, da die FIFA für Namens- und Lizenzrechte angeblich eine Milliarde Dollar verlangt.
Gerade erst am 26. September ist der neuste Ableger "FIFA 22" von Entwickler EA erschienen. Die Fußballsimulation begeistert Millionen von Fans weltweit und bringt hohe Gewinne für Electronic Arts. Dies weiß auch der Fußballverband FIFA. Der Dachverband des Fußballs will darum mehr Geld, viel mehr Geld. Eine Milliarde US-Dollar für vier Jahre Lizenzen und Namensrechte am Namen Fifa. Vielleicht wird genau darum das Fußballspiel nach 28 Jahren umgetauft oder wechselt sogar den Entwickler – Gerüchte gibt es zu Genüge.
Bis jetzt zahlte Electronic Arts der Fifa 500 Millionen US-Dollar für die Rechte. Das erscheint nach viel, doch die Einnahmen werden um einiges höher sein. Wie der Analyst Daniel Ahmad tweetet, stieg vor allem der Umsatz mit dem Spielemodus "Ultimate Team". Laut seiner Analyse soll EA mit "FIFA 21" 1,62 Milliarden verdient haben und hier reden wir nur vom Spielmodus "Ultimate Team". Zum Vergleich: Mit "FIFA 15" soll EA knapp 600 Millionen eingenommen haben. Doch genau diese Einnahmen im Spiel sind dem Fußballverband ein Dorn im Auge, berichtet die New York Times.
Der Fußballverband soll angeblich Änderungen verlangen. So kritisiert er, dass die Spielerinnen und Spieler im Game Geld ausgeben können und man bei "Ultimate Team" fast dazu gezwungen wird. Die FIFA möchte das Geldverdienen innerhalb des Spiels stark einschränken und wünscht sich Exklusivrechte. Electronic Arts möchte hingegen mehr Möglichkeiten zur Monetarisierung also mehr Werbung im Spiel, zum Beispiel bei Highlights. In "FIFA"-Foren berichten Insider von solchen Forderungen, aber diese Informationen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen.
Um Geld zu sparen, könnte der Entwickler auch auf die Namensrechte für "FIFA" verzichten und nur für die Lizenzen zahlen. EA bestätigte in einer Pressemitteilung, dass man sich nun um den Namen Gedanken mache. Ebenso soll sich der Weltfußballverband überlegen, die Rechte an einen anderen Entwickler zu verkaufen. Das Gerücht macht die Runde, dass die Fifa in Gesprächen mit Epic Games ist, die mit "Fortnite" bereits genug Geld erwirtschaftet haben und sich ohne mit der Wimper zu zucken die Rechte kaufen könnten.
Fragen an einen Profi
Hakan Pazarcikli ist mit den eStudios der größte Veranstalter von "FIFA"-Turnieren und der offiziellen Schweizermeisterschaft. Als "FIFA"-Urgestein hat "20 Minuten" ihn mit den Gerüchten konfrontiert.
Hakan, würdest du eine Milliarde für Namensrechte und Lizenzen zahlen?
Die Frage ist, ob das Spiel in den letzten Jahren aufgrund des Namens, der Lizenzen oder aufgrund der besseren Spielmechanik unangefochten auf Platz eins der Simulationen stand. Meine persönliche Einschätzung ist, dass "FIFA" sich in den letzten Jahren massiv in Punkto Spielfreude gegenüber dem Konkurrenten PES durchsetzen konnte. Die lizensierten Mannschaften sind für einige Fans der Serie zusätzlich wichtig. Sie wollen die Karriere mit ihrem Lieblingsverein im dazugehörigen Heimstadion spielen und sich in Derbyspielen mit Freunden und Familie messen. Der Name des Spiels ist dementsprechend nicht annähernd so wichtig wie die Lizenzen innerhalb des Spiels.
Der Weltfußballverband möchte das Geldverdienen im Spiel einschränken. Im Gegenzug möchte EA mehr Monetarisierung, sprich Werbung im Spiel was hältst du davon?
Ingame-Werbung ist innerhalb der Branche ein großes Thema. Wenn man sich genreübergreifend die Konkurrenz ansieht, sind andere Publisher schon einiges voraus. Dort gibt es nicht nur die Möglichkeit, sich im Spiel selbst zu platzieren, sie bieten Turnierveranstaltern sogar eigene so genannte Tournament Realms an, auf denen dedizierte, turnierspezifische Werbung integriert werden kann. In anderen Spielen können sogar Gegenstände gekauft werden, die mit den Logos einzelner Teams und sogar Spieler versehen sind. EA befindet sich hier allerdings in einer besonderen Position und kann auf bekannte, klassische Platzierungsmöglichkeiten zurückgreifen. Dies könnte Firmen den Shift von realer Bandenwerbung hin zu digitaler Bandenwerbung erleichtern. Am Ende wird FIFA im Auge der Gaming- und Esportunwissenden nämlich immer einen Vorteil haben: Es ist Fußball, wie ihn jeder kennt und versteht.
Gerüchte sprechen davon, dass die FIFA ihre Lizenz anderen Entwicklern verkaufen könnte. Epic Games wird immer erwähnt. Wäre das eine Chance für "FIFA"?
Ein größeres Angebot im Bereich der Fußball-Simulationen wäre unter dem Aspekt des Marktwettbewerbs zwar wünschenswert. Auf der anderen Seite müsste man allerdings eine Spaltung der Szene befürchten. Unter einem großen Dach, das FIFA in den letzten Jahren darstellte, war es keiner Diskussion wert, mit welchem Titel der beste Spieler im Bereich der Fußball-Simulationen gesucht werden sollte. Dies könnte sich mit weiteren Anbietern verkomplizieren. Schlussendlich ist es mir persönlich aber weniger wichtig, wer den letztendlichen Vertreter entwickelt, solang das Spiel konsequent zum Besseren weiterentwickelt und die dazu gehörige Community gepflegt wird.
Die FIFA-Lizenz läuft im am 31. Dezember 2022 ab und Electronic Arts wird alles daran setzen, dass sie weiterhin ihre "FIFA"-Spielereihe am Leben erhalten können. Mit verschiedenen Fußball- und Spieleverbänden ist EA schon im Gespräch. Die Chancen das es auch nach 2022 ein lizenziertes Fußballspiel von EA gibt, sind also hoch.