Massive Defizite in Wien
Kein Deutsch – so ist die Situation an Schulen wirklich
Schulen und Kindergärten stehen aufgrund des Familiennachzugs vor Herausforderungen. Jedes vierte Kind beginnt die Schule mit Deutschproblemen.
Der Familiennachzug betrifft vor allem Wien. Die größte Gruppe dabei machen Kinder bis sieben Jahre aus. Sprachdefizite in der Schule sind seit langem ein Problem, auf das von Politik, Experten sowie Pädagogen hingewiesen wird. Neue Zahlen zeigen nun, dass auch Kindergärten enorm unter Druck stehen.
Konkret wurde laut Statistik Austria zu Beginn des Kindergartenjahres 2022/23 bei 29 Prozent der vier- und fünfjährigen Kindergartenkinder (50.800 Kinder) ein Förderbedarf in der deutschen Sprache festgestellt – unabhängig davon, ob das Kind in der Familie Deutsch oder eine andere Sprache spricht. Schließlich sagt eine andere Erstsprache nicht per se etwas darüber, wie gut das Kind Deutsch beherrscht.
Verein sieht "Alarmstufe Rot"
Bis zum Ende des Kindergartenjahres hatten dann noch 23 Prozent (39.300) Förderbedarf in Deutsch. Im Gegenzug stieg der Anteil an Kindern mit altersgemäßem Sprachniveau im Lauf des Kindergartenjahrs von 71 auf 77 Prozent. Damit beginnt allerdings immer noch etwa jedes vierte Kind seine Schulkarriere mit Problemen in der Unterrichtssprache Deutsch.
Beim Verein "Startklar" sieht man daher "Alarmstufe Rot". Der Verein ist vor allem in Niederösterreich und Wien tätig und bietet in Kindergärten und Schulen Deutschförderung an. "Es ist das Recht der Kinder, die Chance zu erhalten, Deutsch auf Erstsprachen-Niveau zu erwerben", betonte die geschäftsführende Obfrau Janine Fischer gegenüber der APA. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen blieben die Bildungschancen vieler Kinder allerdings auf der Strecke, warnte sie und forderte die Politik zum Handeln auf.
Kritik seitens ÖVP und FPÖ an der Stadt
Laut einer Anfragebeantwortung an die Wiener Volkspartei vom Jänner 2024 gebe es derzeit 295,9 Vollzeitäquivalente für Sprachförderkräfte in Wiens Kindergärten. "Fakt ist jedoch, dass man vom Versprechen im SPÖ/Neos-Regierungsprogramm, die Anzahl der Sprachförderkräfte von 300 auf 500 aufzustocken, meilenweit entfernt ist", sagt der Bildungssprecher der Wiener Volkspartei, Harald Zierfuß. Er fordert eine Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels und eine Sprachförderkraft in jedem Kindergarten vor Ort, der zahlreiche Kinder mit Sprachförderbedarf hat.
Der Bildungssprecher der Wiener FPÖ, Maximilian Krauss, rechnet mit einer weiteren Zunahme der Kindergartenkinder mit Deutschförderbedarf in den kommenden Jahren. Krauss kritisiert weiters, dass viele Kindergärtnerinnen und Kindergärtner schlechte Deutschkenntnisse hätten und dies sich auch auf die Kinder auswirken würde: "Es kann nicht sein, dass Kindergärtner selbst kein Deutsch können und dann die Kinder in einer fremden Sprache betreuen." Er fordert einen sofortigen Stopp der Familienzusammenführung aus Syrien und Afghanistan.