Neuer Trainer
Katzer: "Wir gewinnen nicht, nur weil wir Rapid sind"
Rapid Wien hat die Reißleine gezogen. Robert Klauß ist der neue grün-weiße Coach. Sport-Boss Markus Katzer erklärte nun, wie es zur Rochade kam.
Es ist Herbst, und bei Rapid Wien wird der Trainer gewechselt. 13 Monate war Barisic als Trainer der Hütteldorfer aktiv, nachdem er zuvor Sport-Geschäftsführer war, nach der Entlassung von Ferdinand Feldhofer selbst übernahm. Nun setzte Barisics Nachfolger Markus Katzer den 53-Jährigen vor die Türe. Platz acht in der Tabelle war deutlich zu wenig. Robert Klauß, der lange im Bullen-Kosmos in Leipzig tätig war, übernimmt.
"Rapid ist ein schlafender Riese, den wollen wir nicht weiter schlafen lassen, sondern aufwecken. Nur weil man Rapid ist, gewinnt man keine Spiele", stellte der grün-weiße Sport-Boss Katzer im "Sky"-Podcast "Der Audiobeweis" klar. "Kann man den Karren noch aus dem Dreck ziehen vom achten Startplatz aus? Wir wollten kurzfristig einen Impuls setzen", erklärte Katzer. "Vielleicht ist es eine mutige Entscheidung, aber ich hätte es mir auch viel einfacher machen können, ihn nach dem Derby rausschmeißen. Da waren sowieso alle ,haaß´, weil wir gegen zwei Mann weniger nicht das Tor machen", meinte Katzer. "Es ist ein nicht üblicher Trainerwechsel, die Mannschaft liegt nicht am Boden, es gibt Dinge, die funktionieren, gerade in der Offensive. Was nicht funktioniert hat, sorgt aber auch dafür, dass wir die Spiele nicht gewinnen", meinte Katzer.
Telefonat dauerte 20 Minuten
"Die Trainerentlassung war keine einfache Geschichte, ein längerer Prozess, weil natürlich auch eine menschliche Verbindung zum Zoki da ist. Ich kenne ihn 23 Jahre, habe selbst noch mit ihm zusammengespielt", erzählte der Rapid-Sportchef. Letztendlich untermauerte der 43-Jährige aber, dass Grün-Weiß schon länger vorbereitet war. "Wir haben ein genaues Anforderungsprofil und eine Liste mit Trainern. Ich habe Klauß am Montag angerufen, das Gespräch hat 20 Minuten gedauert, dann habe ich zu Rene Gartler gesagt: ,Du wirst jetzt glauben, ich spinne. Aber der ist es´", erzählte Katzer. Am Dienstagvormittag war der 38-Jährige dann in Wien. "Wir haben ihm in der Analyse die Aufgabe gegeben, dass er uns zeigen soll, wo er die Stärken und Schwächen der Mannschaft sieht, wo wir kurz-, mittel- und langfristig ansetzen können. Er hat in allen Bereichen voll überzeugt", so der Sport-Geschäftsführer weiter.
Die Größten Rapidler aller Zeiten
Nebenbei holte Rapid auch Informationen über Klauß ein. So etwa von Nicolas Kühn, der im Bullen-Nachwuchs unter Klauß kickte, oder von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, dessen Assistent der neue Rapid-Trainer in Leipzig war. "Das Feedback war von allen positiv. Was am meisten für ihn gesprochen hat, war das Feuer, das er von Anfang an hatte. Man hat gemerkt, dass er es unbedingt machen will. Nur weil einer bei Red Bull war, muss er nicht gleich verteufelt werden", unterstrich Katzer, betonte auch, dass Rapid "keine Kopie" vom Dosen-Fußball zeigen wird. "Die machen einiges richtig gut, stehen für Qualität, für akribisches Arbeiten. Wir wollen schon eine richtig gute Idee im Ballbesitz haben, zielstrebig nach vorne spielen, auch in den Umschaltphasen", erklärte der 43-Jährige. Auf die Aussage, dass der Klub künftig die Spielphilosophie vorgeben werde, meinte Katzer zurückrudernd: "Es gibt schon Spielraum für Kreativität, die der Trainer mitbringen muss."
Ziele bleiben unverändert
Allerdings soll künftig eine Spielphilosophie von der Kampfmannschaft abwärts durchgängig sein. Katzers Schlagwort: "Weniger Verpackung, mehr Inhalt." "Man wird einen roten Faden erkennen, dass wir nicht alles umdrehen, was funktioniert, ist klar", versprach Katzer.
Die besten Torschützen der Bundesliga-Geschichte
Katzer betonte aber ebenso, die Ansprüche der Öffentlichkeit müssten geringer werden. "Ich habe mir viele Gedanken gemacht: Warum freut man sich über einen Sieg nicht? Wir schlagen Blau-Weiß Linz, wir schlagen Altach. Und es wird nicht wirklich gefeiert, weil man gewinnen muss, es ist keine Freude, gewonnen zu haben. Ich bin letzten Jänner zu Rapid gekommen, da haben mir Mitarbeiter im Büro gesagt: Wenn wir jetzt verlieren, wenn wir dann verlieren. Bei der Austria haben wir schon ewig nicht mehr gewonnen. Ich habe immer gesagt: Und was ist, wenn wir gewinnen?", so Katzer, der aber für Vergangenes nicht verantwortlich gemacht werden möchte. "Anspruch und Erwartungshaltung konnte man nicht gerecht werden mit den Dingen, die man gemacht hat. Ich bin erst zehneinhalb Monate da. Für alles, was vorher passiert ist, bin ich nicht verantwortlich. Ich habe meinen ersten Trainer geholt, will auf Strecke erfolgreich sein", betonte Katzer. "Jeder merkt, dass Rapid ein neues Gesicht bekommt, auch wenn es langsam passiert", meinte Rapids Sport-Boss.
An den Zielen hat sich laut Katzer wenig geändert. "Unser Ziel ist es zu schaffen, dass Rapid nachhaltig um die Top Drei mitspielt und sich konstant für eine Gruppenphase qualifiziert. Dafür müssen wir zuerst unter die ersten Sechs."
Mit Barisic werde es noch einmal ein abschließendes Gespräch geben. Dass der 53-Jährige im Klub bleibt, ist jedoch ausgeschlossen.