"Katzenfutter": Carbonara aus Dose macht Italien wütend

Ein neues Produkt des Ketchup Heinz sorgt in Italien für Aufruhr: Die berühmte Spaghetti Carbonara wird nun als Fertiggericht in Dosen angeboten. Die Reaktionen auf diese Ankündigung reichen von scharfer Kritik bis hin zu humorvollen Kommentaren, aber eines ist klar: Die italienische Küche sieht sich bedroht.

Die neue Carbonara von Heinz wird als besonders praktisch angepriesen – "kein Kochwissen erforderlich" und "gelingsicher", lautet die Werbebotschaft des Unternehmens. Eine Umfrage von Heinz zeigt, dass 32 Prozent der Generation Z nach schnellen und unkomplizierten Mahlzeiten suchen, und genau diese Zielgruppe will das Unternehmen mit dem neuen Produkt erreichen. "Wir verstehen, dass die Menschen nach bequemen Mahlzeiten suchen, die einfach zuzubereiten sind", erklärte Alessandra de Dreuille, Direktorin für Fertiggerichte bei Kraft Heinz.

Angriff auf das "Made in Italy"

In Italien, dem Heimatland der Carbonara, stößt diese zweifelhafte Produktinnovation natürlich auf wenig Begeisterung. Alessandro Pipero, Chef und Inhaber des gleichnamigen Michelin-Sterne-Restaurants in Rom, zeigte sich entsetzt: "Wollen Sie sagen, in einer Dose, wie Katzenfutter?", fragt er gegenüber der Tageszeitung "La Stampa". Er sieht das neue Produkt als Affront gegen die italienische Esskultur: "Als Italiener sollten wir doch bei Dingen wie Coca-Cola aus der Dose bleiben."

Auch der bekannte italienische Koch Gianfranco Vissani findet klare Worte: "Si dovrebbero vergognare!" ("Sie sollten sich schämen!") Für ihn ist die Dosen-Carbonara ein weiterer Schritt, die italienische Kultur und Küche zu zerstören. Er bezeichnet das Produkt als eine "reine Marketingstrategie" ohne Bezug zu den echten italienischen Werten. Der Koch äußerte sich besorgt über die Entwicklung und sieht darin einen Angriff auf das "Made in Italy".

Ein relativ junges Gericht

Historisch gesehen hat die Carbonara selbst eine interessante Entwicklung durchgemacht. Der italienische Food-Autor Paolo Manfredi weist darauf hin, dass das Rezept, wie es heute bekannt ist, erst in den 1950er-Jahren populär wurde. Es gibt unterschiedliche Theorien über die Ursprünge, aber viele vermuten, dass es durch US-Truppen während des Zweiten Weltkriegs nach Italien kam. Trotz ihrer verhältnismäßig jungen Geschichte hat die Carbonara schnell ihren Platz als fester Bestandteil der italienischen Küche eingenommen.

Währenddessen sieht sich Heinz keiner Schuld bewusst. Das Unternehmen verweist auf den Erfolg ähnlicher Produkte auf anderen Märkten und ist überzeugt, dass die Dosen-Carbonara vor allem bei jüngeren Konsumenten, die nach schnellem Essen verlangen, gut ankommen wird.

Praktische Alternative oder kulinarischer Fehltritt

Doch für viele Italiener bleibt die Vorstellung einer Dosen-Carbonara ein Sakrileg. Die italienische Küche, bekannt für ihre Liebe zu frischen Zutaten und traditioneller Zubereitung, sieht in dieser Entwicklung eine Verwässerung ihrer kulturellen Identität.

Trotz des Shitstorms aus Italien bleibt abzuwarten, ob Heinz mit diesem Produkt auf dem europäischen Markt Erfolg haben wird – und ob sich die Dosen-Carbonara als praktische Alternative oder als kulinarischer Fehltritt erweisen wird.