Kastelruther Spatzen deuten Abschied von der Bühne an

Über vier Jahrzehnte ist es her, dass die Kastelruther Spatzen ihr erstes Album "Viel Spaß und Freude" veröffentlicht haben. Unglaubliche 13 Echos und unzählige Platin- und Goldauszeichnungen dürfen sie in ihrer Geschichte ihr Eigen nennen.

Mit ihrem soeben erschienen Album "Friedensadler" fügen sie ihrer Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzu. Doch wird es auch ihr letztes sein?

Die Spatzen haben sich seit ihrer Gründung nie verbiegen lassen und sind bis heute konsequent ihren Weg gegangen. Sie sind die erfolgreichste Gruppe der Volksmusikszene aller Zeiten. Dieser Erfolg hat gute Gründe. Die Spatzen sind mit ihrer Musik einzigartig und in der Volksmusik bis heute stilprägend.

"Mit dem Lied 'Das Mädchen mit den erloschenen Augen' (1983) hat alles angefangen", erinnert sich Sänger Norbert Rier. "Danach ging es bei uns erst langsam, aber dann umso dynamischer los. Noch heute ist es so, dass ich irgendwo hinkomme, wo ein Lied läuft, dass mir zwar bekannt vorkommt – bis ich dann merke, dass das ein Song von uns ist. Bei so vielen Liedern kann das schon mal passieren", lacht der 64-Jährige. Über 700 Lieder sind es bislang, denen er seine Stimme gab.

"Man versucht immer wieder das Beste zu geben. Die Auftritte sind immer wieder ein Erlebnis. Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, wie die Fans sich freuen und uns feiern. Trotzdem fällt es mir mit zunehmendem Alter immer schwerer, die weiten Strecken zu fahren", erklärt er.

"Ich merke schon, dass ich älter werde"

Wenn er nicht gerade auf der Bühne steht, sieht er Rier auf seinem Bauernhof nach dem Rechten, wo er Haflinger züchtet. "Ich merke schon, dass ich älter werde. Zu Hause die Arbeit, die oft körperlich schwer ist. Ich spüre, dass mein Akku nicht mehr so voll ist wie früher. Vom Alter her ist das nicht ungewöhnlich. Albin ist der älteste von uns, er wird nächstes Jahr 70 Jahre alt. Da kann man einfach nicht mehr so fit sein wie als junger Mensch."

Etwa 70 Konzerte spielen sie im Jahr, Höhepunkt ist jedes Mal das legendäre "Spatzenfest", welches an diesem Wochenende (11. bis 13. Oktober) wieder in Kastelruth stattfindet. Wie lange will er noch auf der Bühne stehen?

"Die Frage ist berechtigt, aber ich kann es nicht sagen. Früher dachte ich immer: Wenn ich mal 50 Jahre bin, dann ist Schluss. Das ist schon eine Weile her. Ich bin gerade 64 geworden. Ich bin der Meinung, solange wir Freude daran haben, und unsere Fans Freude an uns, ist das okay. Ich könnte mir nicht vorstellen, noch auf der Bühne zu stehen, wenn es mir überhaupt keinen Spaß mehr machen würde".

Loslassen fällt nicht leicht

"Es ist unser Lebenswerk und dieses Lebenswerk loszulassen, ist sehr schwer", so Rier. Immerhin hingen auch die Arbeitsplätze der Leute, die von Anfang an dabei sind, an dieser Entscheidung. "Wir haben auch eine Verpflichtung und Verantwortung diesen Menschen gegenüber. Es wäre deshalb für uns wichtig, dass wir genau den richtigen Augenblick für unseren Abschied treffen würden."

2025 gehen die "Spatzen" auf große "Friedensadler"-Tournee – und Fans können beruhigt sein, es wird, Gesundheit vorausgesetzt, nicht ihre letzte Konzertreise sein: "Wir würden nur dann eine Abschiedstournee machen, wenn wir uns wirklich verabschieden würden. Bei anderen Künstlern hat uns das nicht gefallen, dass sie sich von ihren Fans verabschieden mit einer großen Tour und dann immer wieder ihr Comeback feiern. Das ist unglaubwürdig. Wenn wir gehen, dann für immer."