Welt
Neue Karte zeigt, wie gefährlich Welt 2022 geworden ist
Im Auftrag von Reiseanbietern erstellt das Institut A3M jedes Jahr eine Risikokarte der Welt. Das Fazit: 2022 ist unsicherer geworden.
Kriege, Umweltgefahren, Willkür in Diktaturen oder politische Unruhen: Große Teile der Welt sind für Reisende mit Gefahren behaftet. Eine neue Risikokarte zeigt, dass sich die globale Lage nicht zum Besseren entwickelt.
Wer auf Reisen geht, setzt sich allerhand Gefahren aus. Damit große Reiseveranstalter wie etwa TUI ihre Kundinnen und Kunden entsprechend vorwarnen können, falls an einer beliebten Destination potenzielle Bedrohungen lauern, verlassen sie sich auf spezialisierte Unternehmen wie etwa das deutsche Institut A3M, welches täglich Berichte aus der ganzen Welt analysiert und nach Gefährdung einstuft – sei es ein drohender Hurrikan, zu erwartende Großdemonstrationen oder ein Konflikt, der sich auszuweiten droht.
Nun hat das Unternehmen seine aktuelle Analyse des vergangenen Jahres beendet und eine entsprechende Gefahrenkarte publiziert, die Reisenden als Leitfaden für ihre Reisepläne dienen könnte, wie der "Spiegel" berichtet. Die Welt ist in fünf verschiedenen Farben dargestellt – von Rot für "sehr hohes Risiko" über Orange und Gelb für hohe Gefährdungen bis hin zu Hell- und Dunkelgrün als besonders risikoarme Länder.
Großdemonstrationen und Kriminalität
Auffällig ist, dass nur eine absolute Minderheit von gut zehn Ländern dunkelgrün gekennzeichnet ist – neben der Schweiz sind dies Deutschland, Dänemark, Norwegen, Finnland, die Benelux-Länder, Island, die Slowakei und Kanada. Alle anderen europäischen Länder, sowie auch Österreich sind hellgrün, bergen also gewisse Gefahren. In dieselbe Kategorie gehören auch die USA und Australien. In Afrika gelten nur Marokko, Namibia und Botswana als Länder mit geringem Risiko, in Südamerika bloß Argentinien, Uruguay und Französisch-Guyana.
Wie Analyst Marcel Conrad gegenüber dem "Spiegel" angibt, haben sich etwa in der Ukraine und Russland die Gefahren erhöht. In der Ukraine besteht vielerorts Lebensgefahr wegen des Krieges, in Russland ist etwa das Risiko "durch die Gefahr von Willkür, Festnahmen und Beschuss im Grenzgebiet" größer geworden. Belarus ist derzeit noch gelb eingestuft.
Auch die gewachsene Zahl der weltweiten Demonstrationen – man denke an China oder den Iran – hat zu einer verschärften Risikolage auf der Welt beigetragen. Auch im Zusammenhang mit Wahlen oder wegen hoher Energiepreise ist es zu teils starken Spannungen gekommen. Mit Blick auf das Jahr 2012 sagt Conrad: "Wir hatten damals eindeutig weniger gewaltsame Demonstrationen in den Gebieten, die bereist werden. Natürlich gab es sie, aber sie wurden nicht mit der Intensität geführt wie im Moment." Die Anzahl der Streiks habe sich "grob gesagt" in den letzten drei Jahren zudem verdreifacht.
Neben der Ukraine hat sich die Sicherheitslage laut A3M vor allem im Iran – der neu rot ist – sowie in Kolumbien, Peru und Nicaragua verschlechtert. Auch in Teilen Mexikos ist die Kriminalität angestiegen. Und sogar Frankreich und Schweden sind wegen teils unsicherer Regionen nur hellgrün gekennzeichnet. In den USA wächst die Gewalt ebenso.
Des Weiteren haben mehr Waldbrände und mehr tropische Stürme wie etwa Ian in Florida oder Noru in Südostasien die Risikolage verändert. Hinzu kommen in vielen Gebieten die Folgen des Klimawandels samt gesundheitlicher Folgen wie durch Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria, Dengue oder das Zika-Virus.
2023 keine Entspannung in Sicht
Für 2023 sieht Conrad keinen Grund zum Optimismus. So sieht er keine Entspannung der Lage in der Ukraine und rechnet bereits damit, dass es im Wahljahr 2023 in der Türkei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommen könnte. Auch in Indien stehen Wahlen an und auch im Kosovo ist die Lage fragil und könnte sich verschlechtern. Für Reisende empfiehlt es sich also weiterhin, sich im Vorfeld gut über seine Traumdestination zu informieren.
Und für Reisebüros "wird die Welt kleiner", wie Daniel Kraus, Geschäftsführer des Aktivreiseanbieters Wikinger Reisen, gegenüber dem "Spiegel" sagt. "Ob Äthiopien, Mali, der Jemen, Myanmar, Taiwan oder zurzeit auch Peru – das alles sind Ziele, die aus politischen Gründen wegfallen."