Regierungschef im Radio-Talk
Karl Nehammer: "Dafür bewundere ich Leonore Gewessler"
Im persönlichen Gespräch spricht der Kanzler über seine Kindheit, den Burger-Sager und erklärt, worum er Herbert Kickl und Leonore Gewessler beneidet.
Bei der Nationalratswahl am 29. September bewirbt sich Bundeskanzler Karl Nehammer für weitere fünf Jahre in der Wiener Hofburg. In den Umfragen liegt seine Partei mit 24 Prozent aktuell auf Platz zwei vor der SPÖ mit 21 Prozent. Auf dem ersten Platz steht weiter Kickls FPÖ mit 27 Prozent. Im ö3-Interview ("Frühstück bei mir") spricht der Kanzler über seine Kindheit, den Burger-Sager und erklärt, worum er Herbert Kickl und Leonore Gewessler beneidet.
Als letzten Gesprächspartner ihrer persönlichen Gesprächsreihe hat ORF-Moderatorin Claudia Stöckl nun Kanzler Nehammer zu Gast. Stöckl besuchte den ÖVP-Kanzler am Wörthersee, wo der Kanzler das Wochenende verbracht mit seiner Familie verbrachte. Auch Hündin "Fanny" ist mit dabei. Für Nehammer war es nach eigener Aussage das erste freie Wochenende seit zwei Monaten.
"Meine Lehrerinnen und Lehrer haben unter mir gelitten als Schüler"
Mit Gattin Katharina und den beiden Kindern residiert der Kanzler im edlen Vier-Sterne-Hotel "Dermuth" in Pörtschach – für Nehammer schon vor der Zeit als Regierungschef ein besonderer Ort: "Hier ist man immer bei Freunden und kann sich Zuhause fühlen", erklärt er im ö3-Gespräch.
Obwohl die ÖVP in Umfragen seit Monaten hinter den Freiheitlichen liegt, gibt sich Nehammer siegessicher und lässt sich auf eine Wahl-Wette ein. Sollte seine Partei im Herbst Platz eins verfehlen, will er ein Paar signierte Klitschko-Boxhandschuhe spenden.
Karl Nehammer über das Boxen als seine große Leidenschaft:
"Das beste Lied, das man beim Boxtraining hören kann, ist der Song "Eye of the Tiger" von der US-Band Survivor aus Rocky III. Ich war selbst glühender Fan der Rocky-Filme, habe alle Teile gesehen, die haben mich damals fasziniert."
... über eine Situation, in der er zu emotional war:
"Der Burger-Sager, aus dem dann das Kanzlermenü entstanden ist. Wenn ich gewusst hätte, dass daraus so eine große Sache wird, hätte ich mich anders verhalten. Ich habe das in einer Tonalität und Emotionalität gesagt, die nur für eine kleine Gruppe gedacht war, nicht für einen größeren Rahmen" Eine Entgleisung sieht Nehammer in seinem 'Burger-Sager' aber nicht. Er sei seitdem auch nicht vorsichtiger, wenn gefilmt wird. Er selbst isst nach wie vor gerne Burger: "Ich habe die Tradition im Kanzleramt, immer mal wieder immer wieder Burger zu essen. Sie sind eine gute, schnelle Möglichkeit, etwas zu essen und schmecken mir. Mit meinen Kindern war ich aber schon lange nicht mehr Burger essen."
... über sein klassisches Frühstück:
"Das ist sehr unterschiedlich. Oft lege ich es zu knapp an, sodass ich Zuhause kaum frühstücke. Dann gibt es nur einen schnellen Kaffee. Ansonsten gibt es auch Schinken oder Kornspitz. Manchmal ist auch nur mal ein Laugengebäck mit Butter herrlich. Kommt auch darauf an, wann der Abend davor geendet hat."
„Meine Lehrerinnen und Lehrer haben unter mir gelitten als Schüler“
... über seine Persönlichkeit und kindliche Prägung:
"Meine Eltern haben mir den Leistungsgedanken mit auf den Weg gegeben", betont Nehammer. Er gibt aber auch zu: "Das war nicht immer so. Meine Lehrerinnen und Lehrer haben unter mir gelitten als Schüler. Geholfen hat mir das Bundesheer: Es hat mir meine Grenzen, aber auch meine Leistungsfähigkeit aufgezeigt."
... über das Treffen mit Indiens Regierungschef Modi:
"Wir müssen als Europäer die Dinge kritisch benennen, brauchen aber auch Partner in der Welt. Gerade im Ukraine-Krieg sind wir in der westlichen Echokammer mit der EU und den USA. Wir brauchen wir aber auch Verbündete, die Einfluss haben auf Präsident Putin. Indien ist ein Land das riesige Ressourcen hat. Wenn wir etwa in der Frage des Klimaschutzes etwas bewirken wollen, brauchen wir Indien als Partner. Ich ignoriere die Probleme nicht, möchte aber den indischen Volk den nötigen Respekt zeigen – auch durch die Freundlichkeit gegenüber den Premierminister."
... über die politischen Konkurrentinnen und Konkurrenten:
"Herbert Kickl beneide ich um die viele Zeit, die er in der Natur verbringt – zumindest wenn man den Social-Media-Accounts folgt. Seine Freizeitquote ist beeindruckend", witzelt Nehammer. Auch gegenüber dem Grünen Koalitionspartner ist das Verhältnis nach dem Streit um das EU-Renaturierungsgesetz angespannt. Auf einer Skala von eins bis zehn sei die Stimmung derzeit "in der Mitte".
Obwohl sich Klimaministerin Gewessler beim Renaturierungsgesetz über sein Veto hinwegsetzt hat, gibt es auch etwas, das Karl Nehammer an der grümnen Ressortchefin schätzt. "Ich bewundere ihre Leidenschaft, die aber auch Leiden schafft. Das kommt manchmal dazu." An SPÖ-Chef störe ihn, dass sich Babler nicht erinnern kann, was er bei der Jagd geschossen hat, so der ÖVP-Chef. "Für einen Jäger ist so etwas eher untypisch", sagt Nehammer trocken.