Skurrile Lebensmittel
Karamell bis Urin – Forscher testen Ameisen-Geschmack
Unterschiedliche Insekten sind bereits Teil der Lebensmittelindustrie, auch in der EU. Ein US-Forschungsteam untersuchte nun das Aroma von Ameisen.
Ameisen zählen zu den rund 2.100 essbaren Krabbeltieren. Ob gekocht, geröstet, gegrillt oder als Gewürz – vor allem in Lateinamerika, in Afrika und zum Teil auch in Asiens landen sie regelmäßig auf dem Teller.
Wieso Insekten essen?
Schon vor über 10 Jahren forderte die Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) nach Investitionen in die Zucht von Speiseinsekten. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und der Klimakrise könnten Insekten eine Lösung bieten. Man kann sie leicht in sehr großen Mengen relativ klimafreundlich züchten. Zudem bieten sie einige Nährstoffe wie Eiweiß, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine sowie Mineralstoffe, unter anderem Eisen, Magnesium und Zink.
Auch in Lebensmitteln in Europa werden die kleinen Tiere als Pulver oder Paste beigemischt. Sie können in Burgerpattys, Nudeln, Pizza, Backmischungen, aber auch in Joghurt, Kaugummis, Müsliriegel sowie Schokolade vorkommen. Gezüchtete Mehlwürmer, europäische Wanderheuschrecken, Hausgrillen und Getreideschimmelkäfer sind in der EU nämlich zugelassen.
"Sehr vielfältig und interessant"
Ein Forschungsteam präsentierte nun ihre Ergebnisse, nachdem sie die Aromen von vier essbaren Ameisenarten untersucht haben, science.orf.at berichtet. "Sie können sehr vielfältig und interessant schmecken. Verwendet man sie, gibt es mehr kulinarische Möglichkeiten", sagt Changgi Liu, Experte für Lebensmittelwissenschaft und einer der beteiligten Forscher.
Um Duft und Geschmack der Ameisen zu ermitteln, setzten sie eine Methode ein, um organisch-chemische Verbindungen zu analysieren. Dabei wurden Säuren, Pheromone und Flüssigkeiten bestimmt, die das charakteristische Aroma jeder Art prägen.
Nussig oder doch lieber Essig-Geschmack?
Je nach Art unterscheiden sich die Ergebnisse, welche der Lebensmittelindustrie helfen sollen. "Weiß man mehr über die Geschmacksrichtungen essbarer Insekten, können erwünschte Geschmacksrichtungen verstärkt, unerwünschte beseitigt werden", wird Changgi Liu zitiert. Die Schwarze Wegameise schmecke sauer und nach Essig, da sie Methansäure aus ihren Giftdrüsen abgibt. In der Natur diene ihr das Sekret zu Verteidigung, während sie in der Küche für Würze sorgen solle.
Diese Säure hat die Chicatana-Ameise nicht, stattdessen aber Botenstoffe, die an Nuss, Holz und Fett erinnern sollen. Sie sind vor allem in Mexiko beliebt. Eigenartig dürfte hingegen die Weberameise schmecken. Sie vereine nämlich Noten von Karamell, Nuss, Heu und Urin.