Historisches Minus
Kanzler selbstkritisch: "Wir müssen besser werden"
Ein Minus von elf Prozent bringt ÖVP-Chef Nehammer ins Grübeln. Doch er verspricht: Die Botschaft der Wähler sei angekommen.
Mit einem Minus von elf Prozent wirkt die ÖVP wie der klare Verlierer des Wahlabends – und doch kann sie Hoffnung schöpfen, denn der Abstand zur FPÖ beträgt der Trendprognose zufolge nur drei Prozent. Christian Stocker freute sich deswegen in der ersten Reaktion über die erfolgreiche Aufholjagd und das Erreichen des zweiten Platzes, der den Umfragen zufolge alles andere als sicher war.
Spitzenkandidat Reinhold Lopatka versprach, sich nun sofort an die Arbeit zu machen. "Ich möchte das Vertrauen nutzen, um für ein starkes Österreich in einem erfolgreichen Europa zu arbeiten. Damit werde ich beginnen, wenn ich in Brüssel kommenden Dienstag die Verhandlungen aufnehme."
Botschaft verstanden
Etwas differenzierter fiel das Statement von Bundeskanzler und Parteichef Karl Nehammer aus. Noch nie hatte ein ÖVP-Chef ein zweistelliges Minus zu verantworten. Einleitend bedankte er sich trotzdem bei allen, die heute zur Wahl gegangen sind.
"Ja, es ist tatsächlich so: Das Ergebnis ist überhaupt nicht erfreulich. Ich kann den Wählerinnen und Wählern versprechen, dass ich die Botschaft verstanden habe", versicherte der Regierungschef. "Es gibt eine große Unzufriedenheit, die ist auch heute sichtbar geworden." Er selbst will diese Unzufriedenheit der Menschen aufnehmen und "in Politik gießen".
Gestalten statt Spalten
Trotzdem sieht auch er etwas Positives. Die Umfragen sahen die ÖVP oftmals auf Platz 3, nun ist es gelungen, besser zu sein als die Prognosen. "Aber: Die Botschaft ist verstanden. Die Wählerinnen und Wähler sind unzufrieden und wir müssen besser werden."
Die Themen seien die richtigen gewesen, ist er sich sicher. Doch es gelte, den Menschen noch besser zu zeigen, dass sie Gehör finden. Die Volkspartei und er als Bundeskanzler seien diejenigen, die die Sorgen der Menschen ernst nehmen. "Ich will gestalten und die Gesellschaft nicht spalten."
Schlusswort mit Blick auf die Nationalratswahl und eine etwaige Obmanndebatte: "Ich bin Spitzenkandidat."