Kaffeehändler und Napoli-Coach betreut Team gegen ÖFB

Im Juli 2022 übernahm Calzona das Traineramt der slowakischen Nationalmannschaft. Sein ehemaliger Spieler Marek Hamsik hatte den 55-Jährigen bei seinem Heimatverband vorgeschlagen. Am Samstag (18 Uhr) betreut der 55-Jährige die Slowakei jedenfalls im Freundschaftsspiel gegen Österreich. 

Seit 19. Februar hat der Italiener aber auch einen zweiten Job, wurde zum Trainer der SSC Napoli ernannt, als Nachfolger des entlassenen Walter Mazzarri. Deshalb hat der 55-Jährige aktuell auch zwei Jobs auf höchster Fußball-Ebene. 

"Einige rufen an, fragen nach Kaffee"

Calzona hatte vor seinem Sprung ins Trainergeschäft aber auch einen weiteren Job: er verkaufte Kaffee. Ursprünglich wollte der heute 55-Jährige nach seiner Karriere, die ihn bis in die zweite italienische Liga führte, den großen Durchbruch ihm aber verwehrt blieb, eine Bar aufmachen. Als ein Mitspieler des Sechstliga-Vereins Tegoleto ihn dann mit Marco Magi, dem Besitzer einer Kaffeerösterei, in Kontakt brachte, begann die Karriere als Verkäufer. Und die verlief im Familienunternehmen "Moka Piu" besonders erfolgreich, wie Calzona einmal erzählte. "Es war eine faszinierende Zeit. Ich habe viel gelernt. Eine fantastische Erfahrung, an die ich mich gerne zurückerinnere. Einige Kunden rufen mich immer noch an und fragen nach Kaffee", erzählte der 55-Jährige. 

Plötzlich Slowakei-Teamchef

Calzona blieb seiner Fußballleidenschaft aber trotzdem treu, schaffte den Sprung ins Trainergeschäft, war lange "Co" seines guten Freundes Maurizio Sarri. Perugia, Sorrento, Empoli und erstmals Napoli waren die gemeinsamen Stationen, ehe 2018 die Trennung erfolgte, Calzona "Co" von Eusebio Di Francesco bei Cagliari Calcio wurde und 2021 wieder nach Neapel zurückkehrte, als Assistenztrainer von Luciano Spalletti arbeitete. 

Ehe sich im Sommer 2022 Hamsik beim italienischen Trainer meldete. "Marek rief mich an und fragte mich, ob ich an einem Gespräch mit dem Verband interessiert sei. Er stellte den Kontakt her, wir trafen uns und lernten uns kennen. Dann boten sie mir den Vertrag an", erzählte Calzona, wie er zum Teamchef der Slowakei wurde – als erst zweiter Nichtslowake und erster Trainer ohne tschechoslowakische Herkunft. Hamsik wurde im September 2023 dann Teammanager. 

"Ich wusste nicht, wie es laufen würde. Aber es hat sich gelohnt", erzählte Calzona. Mit einem 4:2-Erfolg gegen Island schaffte die Slowakei im November die Qualifikation für die Europameisterschaft. Gegner sind dort Belgien, Rumänien und ein Play-off-Sieger. "Das Schwierigste war es, 25 oder 30 Spieler aus elf oder zwölf verschiedenen Ligen mit unterschiedlichen Rollen und Mentalitäten zusammenzubringen. Es war eine echte Herausforderung", erzählte der 55-Jährige. Diese meisterte Calozna aber. 

Napoli meldet sich

Mitte Februar kam dann jedoch die faustdicke Überraschung: Sein Ex-Verein Napoli rief an, bat Calzona um Hilfe, nachdem Rudi Garcia und Walter Mazzarri nach jeweils nur wenigen Monaten wieder entlassen wurden. Der 55-Jährige nahm an. Sein straffes Programm der nächsten Tage: Am Samstag geht es gegen Österreich, am Dienstag folgt der Test in Oslo gegen Norwegen und am kommenden Samstag geht es um 12.30 Uhr in der Serie A gegen Atalanta Bergamo. 

Im Juni muss sich Calzona aber endgültig entscheiden. Dann läuft sein Vertrag bei Napoli aus, dies hatte der slowakische Verband zur Bedingung gemacht. Der Kontrakt beim EM-Teilnehmer umfasst noch die WM-Qualifikation 2025, als slowakischer Teamchef konnte Calzona sieben seiner 14 Spiele gewinnen, vier Unentschieden holen. Der slowakische Verband hofft, den Erfolgscoach an Bord halten zu können.