USA
Jungpolitikerin Opfer von KI-Pornos – keiner hilft ihr
Sabrina Javellana wurde Opfer von Deepfake-Porno. Weil es kein entsprechendes Gesetz gab, konnte ihr nicht geholfen werden.
Seit ihrer Wahl in die Stadtverwaltung von Hallandale Beach (Forida) steht US-Jungpolitikerin Sabrina Javellana unter Beschuss. Ihre Haltung gegen Polizeigewalt und für eine Reform des Strafjustizsystems rief aggressive Reaktionen hervor. Dann wurde Javellana plötzlich Opfer von Deepfake-Pornos.
Am 5. Februar 2021 bekam Javellana die verstörende Nachricht. Ein Unbekannter warnte sie, dass jemand anstößige Fotos von ihr online teilen würde. Mithilfe eines Freundes fand sie die Bilder auf dem berüchtigten Forum 4chan.
Gefakte Nacktbilder überall
Die meisten stammten von ihren Social-Media-Accounts, wurden jedoch durch obszöne, frauenfeindliche Kommentare begleitet. Eines dieser Fotos schockierte sie besonders: ein manipuliertes Bild von ihr nackt, basierend auf einem Selfie, das sie 2015 auf Instagram gepostet hatte. Es handelte sich um sogenannte Deepfakes, von künstlicher Intelligenz generierte Bilder, die realistisch wirken und oft pornografischen Inhalt haben.
Der Fund der Bilder veränderte Javellanas Verhalten grundlegend. Sie vermied es, allein im Dunkeln auf die Strasse zu gehen und überprüfte mehrmals ihre Türen und Fenster. Ihre Instagram-Seite stellte sie auf privat und entfernte alle Bilder, die sie im Badeanzug zeigten. Beruflich fühlte sie sich bei öffentlichen Veranstaltungen zunehmend unwohl und begann, sich konservativer zu kleiden, aus Angst, neue Fotos könnten ebenfalls manipuliert werden.
Sie verzichtete auf erneute Kandidatur
Ihre Bemühungen, rechtliche Hilfe zu finden, führten zu ernüchternden Ergebnissen. Die örtliche Polizei und die Florida Department of Law Enforcement konnten nicht eingreifen, da es keine Gesetze gegen die Erstellung und Verbreitung von Deepfakes gab. Auch die Anwälte, mit denen sie sprach, konnten wenig ausrichten, da die Gesetzgebung hinter der technologischen Entwicklung zurückblieb.
Erst als die demokratische Senatorin Lauren Book, selbst Opfer von Deepfakes, im Jahr 2022 einen Gesetzesentwurf einbrachte, der die Verbreitung solcher Bilder kriminalisieren sollte, schien sich eine Lösung abzuzeichnen. Javellana unterstützte den Entwurf durch eine emotionale Zeugenaussage vor dem Senat von Florida. Trotz der Verabschiedung des Gesetzes und der damit verbundenen Schutzmassnahmen, erhielt Javellana weiterhin Drohungen und Belästigungen, auch ihre Mutter wurde Ziel von Angriffen.
Javellana, die inzwischen als Assistentin des Bürgermeisters von Broward County arbeitet, entschied sich gegen eine erneute Kandidatur für die Stadtverwaltung. Obwohl das Gesetz ein wichtiger Schritt war, bleibt die Realität für viele Opfer von Deepfakes unverändert. Die ständige Bedrohung und der Mangel an wirksamen rechtlichen Mitteln haben sie dazu gebracht, die Belästigungen so gut es geht zu ignorieren und ihr Leben weiterzuführen.
Auch Taylor Swift wurde Opfer
Mit Taylor Swift (34) wurde im Jänner ein anderer Mega-Star Opfer von gefälschten Pornobildern wurde. Jetzt steht in den USA tatsächlich ein entsprechender Gesetzesentwurf kurz vor der Annahme. Dieser soll es Opfern von gefälschten KI-Pornos ermöglichen, gegen die Ersteller solcher Bilder vorzugehen. Im US-Senat wurde der Entwurf einstimmig angenommen und wurde nun dem Repräsentantenhaus übergeben.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die US-Jungpolitikerin Sabrina Javellana wurde Opfer von Deepfake-Pornos, konnte jedoch aufgrund fehlender Gesetze keine rechtliche Hilfe erhalten
- Trotz der Verabschiedung eines Gesetzes, das die Verbreitung solcher Bilder kriminalisiert, bleibt die Realität vieler Opfer unverändert, was Javellana dazu veranlasste, sich gegen eine erneute Kandidatur zu entscheiden
- Auch Taylor Swift wurde Opfer von gefälschten Pornobildern, was zu einem Gesetzesentwurf führte, der Opfern von gefälschten KI-Pornos ermöglichen soll, gegen die Ersteller solcher Bilder vorzugehen