Kurzfilm soll aufrütteln

Junge Wienerin kämpft gegen Gewalt an Frauen

Mit ihrem Kurzfilm "Hinter der Maske" macht Aljeen (24) auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Die junge Wienerin weiß, wovon sie spricht.

Yvonne Mresch
Junge Wienerin kämpft gegen Gewalt an Frauen
Aljeen (24) war 17 Jahre alt, als sie aus Syrien nach Österreich kam. Das Frauenbild aus der Heimat hat sie geprägt – und sie will nun einen anderen Weg gehen. 
Denise Auer

"Als Kind bin ich mit dem Fahrrad gefahren. Als ich 13 wurde, durfte ich es plötzlich nicht mehr. Es hieß, man könne dadurch die Jungfräulichkeit verlieren. Außerdem war es verpönt, sich einem Mann so zu zeigen. Ich habe mich immer gefragt, warum Männer so vieles dürfen und Frauen in Abhängigkeit sind", erinnert sich Aljeen. Die jetzt 24-jährige wuchs im Norden Syriens auf und kam mit 17 Jahren nach Österreich. Schon ihr ganzes Leben lang interessierte sie sich für Gleichberechtigung, Emanzipation und Frauenrechte – und beschäftigte sich mit dem Thema Geschlechtergewalt. 

"Hinter der Maske" – ein Film über Gewalt

"Ich habe mich auf den Nahen Osten spezialisiert und besuche seit Jahren Frauenhäuser, wo ich mit Betroffenen spreche. Meine Sprachkenntnisse helfen mir hier natürlich." Die engagierte Master-Studentin der Orientalistik wollte das Thema auch medial aufgreifen und stieß dabei auf das Projekt "Mutfluencer*innen" der young Caritas. Junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren werden dazu aufgerufen, ihre Ideen einzubringen und eigene Projekte umzusetzen, um soziale Veränderungsprozesse mitzugestalten. Dazu gibt es ein Projektbudget sowie Unterstützung in Form von Workshops. Das aktuelle Thema: Die Bedürfnisse junger Menschen während der Pandemie. 

"Ich war hungrig nach Veranstaltungen und als ich auf der Uni ein Plakat gesehen habe, habe ich mich einfach beworben und es hat geklappt", erzählt Aljeen. Für ihr Abschlussprojekt gestaltete sie den Film "Hinter der Maske" - eine Anspielung sowohl auf die Pandemie, als auch auf die vielen Geschichten, die oft im Verborgenen bleiben. Als Protagonistin suchte sie ursprünglich eine Frau mit Migrationshintergrund, traf dann aber auf eine junge Österreicherin, die eine tragische Geschichte hinter sich hat.

"Zu sprechen ist ein Akt des Mutes"

"Sie hat einen Mann kennengelernt, der sich als extrem nett und gut ausgegeben hat. Als es ernster wurde, hat er aber sein wahres Gesicht gezeigt", berichtet Aljeen von den tragischen Erlebnissen ihrer Protagonistin. "Es waren Drogen und Alkohol im Spiel, er baute Unfälle, ständig war die Polizei da." Doch damit nicht genug: "Er fing an, sie zu verfolgen und installierte Überwachungs-Apps auf ihrem Handy. Es war emotionale, psychische und physische Gewalt im Spiel." Immer wieder soll die Frau versucht haben, sich von ihm zu trennen und kam doch zurück. Bis zu jenem Tag, an dem er mit einem Messer vor ihrer Tür stand. "Sie ist mittlerweile getrennt, gegen ihn wurde ein Annäherungs- und Betretungsverbot verhängt", so Aljeen. Ihre Geschichte erzählt sie nun im Dokumentarfilm der jungen Künstlerin, in dem auch eine Expertin des Gewaltschutzzentrums zu Wort kommt.

Mit ihrem Film möchte Aljeen auf das Thema aufmerksam machen und Frauen stärken. "In Österreich habe ich eine institutionelle Sichtweise bekommen und gesehen, was hier anders ist. Ich habe den Frauen aus der Community immer wieder gesagt: Hier könnt ihr eine Ausbildung machen und unabhängig werden. Im Lockdown wurde das Thema noch präsenter, denn es war schwerer, von der Gewalt zu erfahren. Darüber zu sprechen ist ein Akt des Mutes."

"Hatte Energie, aber keinen Raum dafür"

"Hinter der Maske" wurde im Rahmen des Abschlussprojektes der "Mutfluencer*innen" im Burgkino gezeigt. Ein besonderer Moment für Aljeen: "Das Projekt war meine Rettung. Ich hatte extrem viel Potential und Energie, aber keinen Raum es zu zeigen. Hier wurde eine Tür geöffnet, die Atmosphäre war gut, man hatte emotionale Unterstützung. Für mich gibt es nichts Vergleichbares. Als ich das Endprodukt gesehen habe, war ich stolz und es war etwas Besonderes. Auch das Feedback ist sehr gut!"

Nun hofft die 24-jährige, die auch ein Buch zum Thema mit dem Titel "Unsichtbare Krieger" geschrieben hat, dass der Film einer breiteren Masse zugänglich wird. "Es ist eine hoch qualitative Produktion und eigentlich fürs Fernsehen gemacht. Es wäre schön, wenn es dort mal gezeigt wird." Noch wichtiger sei ihr jedoch das Stärken von Frauen: "Ich will andere Wege aufzeigen und zeigen, dass es nicht nur Zuhause, Kinder und Mann gibt. Sondern dass man sich hier entwickeln kann!"

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