Wirtschaft

Rausschmiss! Julian Reichelt nicht mehr "Bild"-Chef

Der mächtige "Axel Springer"-Verlag hat "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt per sofort von allen Aufgaben entbunden.

Roman Palman
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Julian Reichelt war mehrere Jahre lang Chefredakteur der "Bild".
Julian Reichelt war mehrere Jahre lang Chefredakteur der "Bild".
Jörg Carstensen / dpa / picturedesk.com

Am Montagabend ging eine Bombe in der deutschen Medienlandschaft hoch: Der Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, Julian Reichelt, wurde von seinem Verlagshaus "mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden". 

Der "Axel Springer"-Verlag erklärt in einer Stellungnahme, dass das Unternehmen in den letzten Tagen "neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen" habe. Bei Nachforschungen habe der Vorstand schließlich erfahren, "dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat."

Machtmissbrauch, sexuelle Verhältnisse

Erst kürzlich waren neue Vorwürfe gegen Reichelt aufgetaucht. Investigativ-Journalisten den "Ippen"-Verlags hatten monatelang wegen mutmaßlichen Machtmissbrauchs und zweifelhaften Umgangs mit Mitarbeiterinnen im "Bild"-Umfeld recherchiert. Am Sonntag hätte der kritische Bericht schließlich veröffentlicht werden sollen, wurde aber kurz zuvor vom Verleger Dirk Ippen höchstpersönlich gestoppt.

Julian Reichelt mit Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) vor der Bundestagswahl in Deutschland.
Julian Reichelt mit Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) vor der Bundestagswahl in Deutschland.
Michael Kappeler / dpa / picturedesk.com

Wie die "New York Times" berichtet, sei die Firmenkultur bei "Bild von "Sex, Journalismus und Unternehmensgeldern" geprägt. So soll Reichelt mit mindestens einer Nachwuchskraft ein Verhältnis gehabt, diese mehrmals in ein nahes Hotelzimmer bestellt und sie auch zwei Mal befördert haben.

Nachfolger

Neuer Vorsitzender der dreiköpfigen Chefredaktion und Mitglied des "Bild"-Boards wird Johannes Boie, 37, derzeit Chefredakteur "Welt am Sonntag". Bevor er im Jahr 2017 zu Axel Springer kam, hatte Boie bei der "Süddeutschen Zeitung" als Reporter und Redakteur gearbeitet und das Paid-Content-Angebot der Zeitung entwickelt und geleitet.

Alexandra Würzbach bleibt Chefredakteurin "Bild am Sonntag" und verantwortlich für Personal- und Redaktionsmanagement. Claus Strunz ist als Chefredakteur für das Bewegtbildangebot verantwortlich.

"Wir hätten den mit der Redaktion und dem Verlag eingeschlagenen Weg der kulturellen Erneuerung bei Bild gemeinsam mit Julian Reichelt gerne fortgesetzt. Dies ist nun nicht mehr möglich", sagt Manager Mathias Döpfner. Johannes Boie sei ein "erstklassiger Nachfolger".

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