Rassismus-Report

Jugendlicher rülpst in Wiener Park – 1.700 € Strafe

Kein Energiebonus, Lift-Verbot im Gemeindebau oder drakonische Strafen im Park: Der Rassismus-Report schildert erschütternde Fälle.

Leo Stempfl
Jugendlicher rülpst in Wiener Park – 1.700 € Strafe
Der Vorfall ereignete sich beim Picknick in einem Wiener Park. (Symbolbild)
Getty Images

Der jährliche Rassismus-Bericht von ZARA bringt leider einmal mehr Erschreckendes zutage. Für das Jahr 2023 wurden insgesamt 1.302 Rassismus-Fälle gemeldet, wobei der Bedarf an intensiver Beratung für Betroffene gestiegen ist. Das unterstreiche, dass es struktureller Veränderung bedarf. Gefordert wird deswegen seit mehreren Jahren insbesondere ein nationaler Aktionsplan gegen Rassismus.

Erschütternd eindrücklich veranschaulicht wird das auch anhand einer Reihe von echten Fällen aus verschiedenen Bereichen, wegen derer sich von Rassismus Betroffene vergangenes Jahr an ZARA gewandt haben. Die Organisation bietet in solchen Fällen etwa Dokumentation, rechtliche und persönliche Beratung, Entlastungsgespräche, verfasst Einsprüche oder Beschwerden und vertritt Betroffene vor Gericht. 

1.700 Euro Strafe für Rülpsen

Etwas zu Feiern hatte hingegen eine Gruppe Jugendlicher, und zwar einen Geburtstag. Sie saßen in einem Wiener Park beisammen, aßen und tranken. Zwei von ihnen wurden an einem Nebentisch von der Polizei kontrolliert. Ihr Freund D. spricht besseres Deutsch und kam deswegen für allfällige Übersetzungen zur Unterstützung. Da begann einer der Beamten auch schon, zu schimpfen, sie sollten Deutsch lernen. Über 40 Minuten lang dauerte die Kontrolle, einige aus der Gruppe aßen und tranken währenddessen weiter.

Dann passierte es: jemand rülpste. "Ihr kriegt alle eine Anzeige, wenn niemand zugibt, gerülpst zu haben", soll einer der Polizisten daraufhin gesagt haben. D. antwortete, wenn der Polizist unbedingt jemanden anzeigen müsse, habe er ja jetzt seine Daten. Der Bursch wurde daraufhin gewaltsam zu Boden gedrückt und beschimpft. In weiterer Folge erhielt er eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 1.700 Euro.

Eine Jugendorganisation beeinspruchte diese erfolglos und wandte sich an ZARA, es kam daraufhin zur mündlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht. Zwei der drei Strafen, darunter das Rülpsen, wurden aufgehoben, letztlich blieben 100 Euro. Aus Angst vor weiteren Repressalien wurde dieser Betrag beglichen.

Reinigungsmitarbeiter schwer verletzt

Auf einer öffentlichen Toilette wurde Herr O., der für eine Reinigungsfirma arbeitet, von einer aufgebrachten Frau konfrontiert, weil kein Klopapier mehr in der Kabine sei. Weil sie sich nicht beruhigen ließ, suchte der Mann Hilfe bei einem nahen Geschäft. Dessen Inhaber reagierte ebenfalls unfreundlich und stieß O. von hinten zu Boden, wodurch er sich schwer an der Schulter verletzte. Pensionisten in einem angrenzenden Café beobachteten den Vorfall und stellten sich als Zeugen zur Verfügung. Die alarmierte Polizei nahm den Vorfall aber nicht wirklich ernst.

Kein Energiebonus

Ein Problem mit seinem Energiebonus hatte Herr R., sein Steuerberater schickte ihn deswegen zum Finanzamt. Dort ersuchte er bei der Terminvereinbarung und vor Ort, doch bitte mit jemandem auf Englisch sprechen zu können. Am Schalter wurde er dann in ausgezeichnetem Englisch von einem der Mitarbeiter abgewiesen, denn Amtssprache sei Deutsch. Auch dessen Kollegen wollten nicht helfen. Der Betroffene fiel dadurch um seinen Energiebonus um.

Lift-Verbot für Ausländer

Selbst im eigenen Wohnhaus bleiben Menschen nicht von Hassverbrechen verschont. Schauplatz war diesmal ein Wiener Gemeindebau, in welchem Frau S. mit ihrer dreijährigen Tochter lebt. Zwei ältere Nachbarinnen beschimpften sie immer wieder rassistisch und wollten ihr verbieten, den Lift zu benutzen. Sollte sie dem zuwiderhandeln, drohten die Nachbarinnen, der Polizei zu sagen, sie wurden angegriffen. Die Polizei verwies sie an "Wohnpartner", doch die Damen verweigerten eine Mediation. Wenige Wochen später kam es zur Eskalation, weil die Dreijährige im Lift nach dem Schlüssel einer der Damen griff. Es kam zu wüsten, rassistischen Beschimpfungen. 

Rassistische Prüfungskommission

Einem ungleichen Machtverhältnis komplett ausgeliefert war Frau O., stets gelobte Klassenbeste in der Kochlehre. Bei der Abschlussprüfung machte die Kommission keinerlei Notizen; bei Verkündung des Ergebnisses wurden rassistische Bemerkungen gemacht, ehe ihr mit einem Grinsen mitgeteilt wurde, dass sie durchgefallen sei. Alle Jury-Mitglieder hatten aufgegessen, gaben als Erklärung aber nur ab, sie solle noch einen Deutschkurs machen. Ihre Lehrer reagierten schockiert, doch die WKO setzte sich mit dem Fall nicht auseinander.

Kein Arabisch

Auf offener Straße wurde der 16 Jahre alte J. von einem fremden, bewaffneten Mann am Nacken gepackt und zu Boden geworfen, weil er mit seinen Freunden Arabisch sprach. Die Polizei nahm den Angreifer fest, allerdings befürchtete J. weitere Angriffe, da der Mann meinte, die Jugendlichen zu kennen. Drei Tage vor der Gerichtsverhandlung traf er den Täter zufällig auf der Straße und wurde dabei mit seinem Namen angesprochen. Beim Prozess wurde der Angreifer zu einer Geldstrafe und zwei Jahren Bewährung verurteilt, die Waffe ist er auch los.

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