Zwei 18-Jährige tot
Jugendliche zündeten Kugelbombe: "Ich stand in Flammen"
Sechs Teenager kauften illegale Kugelbomben und zündeten sie zu Silvester 2022. Dabei starben zwei 18-Jährige, zwei Burschen wurden schwer verletzt.
Sechs Freunde – vier Burschen (17 bis 19 Jahre) und zwei Mädchen (16, 17 Jahre) – wollten das Jahr 2022 gemeinsam mit einer Party im Haus der Eltern eines Brüderpaares ausklingen lassen. Die Teenager aus Ternitz (NÖ) besorgten sich daher ohne Wissen ihrer Eltern wenige Tage vor Silvester um 300 Euro zwei illegale Kugelbomben und einige Cobra-Knallkörper in Tschechien.
Mit fatalen Folgen: Denn während eine Kugelbombe planmäßig in den Nachthimmel aufstieg, hatte die andere um etwa 0.30 Uhr auf einer nahe gelegenen Wiese einen Fehlstart – sie zündete zu früh und explodierte noch im Mörser (Abschussbehälter für Feuerwerkskörper, Anm.). Ein 18-Jähriger starb noch vor Ort, sein gleichaltriger Freund Peter wenige Tage später im Krankenhaus.
„Ich stand in Flammen und habe mir selbst die Kleider vom Leib gerissen. Danach war ich so im Schockzustand, dass ich im ersten Moment keine Schmerzen gespürt habe“
"Nach der Explosion gab es eine riesige Rauchwolke, man hat fast gar nichts mehr gesehen in unmittelbarer Nähe. Deshalb war es auch so schwer zu erkennen, wie es den anderen Personen um mich herum gegangen ist", erinnert sich eines der Explosions-Opfer in der TV-Sendung "Fahndung Österreich" (ServusTV, Mi., 20.11., ab 20.15 Uhr).
Während die Mädchen aus der Ferne mit dem Handy filmten und dadurch unverletzt blieben, erwischte es die anderen Burschen, die Brüder Andre und Ferdi, schwer – sie landeten auf der Intensivstation: "Ich stand in Flammen und habe mir selbst die Kleider vom Leib gerissen. Danach war ich so im Schockzustand, dass ich im ersten Moment keine Schmerzen gespürt habe", erzählt der eine. Sein Bruder hat hingegen keinerlei Erinnerungen an den Unfall: "Ich weiß gar nichts mehr davon. Ich bin dann eine Woche – also eigentlich fünf Tage – später im Krankenhaus wieder aufgewacht. Ab da geht's wieder."
Die Böller-Tragödie in Ternitz
„Es ist sehr traurig, dass man die Möglichkeit hat, mitten in Europa solche 'Mordinstrumente' zu erwerben“
Der Vater der Brüder, Robert K., ist noch immer von den Erinnerungen an den Unfallort erschüttert: "Es hat ausgeschaut wie auf einem Kriegsschauplatz. Keiner wusste, wer zu Schaden gekommen ist. Mir war das aber sofort klar, weil ich die Kinder ja gekannt habe. Mir ist bewusst, dass jeder für sich selbst verantwortlich ist und, dass er diese Dinge nicht importieren darf. Aber es ist sehr traurig, dass man die Möglichkeit hat, mitten in Europa solche 'Mordinstrumente' zu erwerben", berichtet er in "Fahndung Österreich".
Den Jugendlichen war die Gefahr der illegalen Sprengkörper offenbar nicht bewusst: "Man sieht auf Social Media Videos, wo so was abgefeuert wird. In den Videos schaut es immer recht schön aus, deswegen will man es vielleicht auch haben. Man weiß halt nicht so ganz genau, auf was man sich da einlässt", geben die Brüder zu. Und weiter: "Wir haben die Gefahr auf jeden Fall unterschätzt – was, glaube ich, viele machen. Es passiert nicht immer was, aber irgendwann erwischt's dann halt einen."
Heiße Gaswolke mit 2.000 Grad
Vor den möglichen fatalen Folgen von illegalen Feuerwerkskörpern warnt auch Thomas Csengel vom Cobra Entschärfungsdienst in der Sendung: "Es wird eine heiße Gaswolke mit rund 2.000 Grad und entsprechender Druckwirkung freigesetzt. Bei einer Fehlzündung kann das zu schwersten Verbrennungen führen. Viele Laien zünden die Bombe mit einem Feuerzeug. Den meisten ist aber nicht bewusst, dass sie dabei den Kopf direkt darüber halten. Und dann haben sie keine Chance, weil das explosionsartig verschossen wird."
"Fahndung Österreich" widmet sich dem tragischen Pyro-Unfall
Am vergangenen Montag, 13.11., mussten sich die Brüder (18 und 20 Jahre) und die beiden Mädchen (jetzt 17 und 18 Jahre) vor dem Landesgericht Wiener Neustadt wegen grob fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Alle vier Angeklagten bekannten sich nicht schuldig. Die weiblichen Jugendlichen wurden nicht rechtskräftig freigesprochen, da sie nicht gewusst hatten, welche pyrotechnischen Gegenstände in Tschechien gekauft worden waren.
Prozess gegen Brüder geht weiter
Der Prozess gegen die Brüder geht am 10. Jänner weiter. Ihr Verteidiger pocht auf einen Freispruch, da die Geschehnisse als "Mitwirkung an fremder Selbstgefährdung" einzustufen wären. Daher sollen nun der Geisteszustand von einem der Todesopfer näher beleuchtet und ein früherer Lehrherr befragt werden.