Antisemitischer Übergriff

Jüdischer Wiener niedergeschlagen, weil er Kippa trug

Ein junger Mann wurde auf der Taborstraße nach dem Besuch der Synagoge brutal attackiert. Das erzählt er in der Ausstellung "Tacheles" im Parlament.

Sandra Kartik
Jüdischer Wiener niedergeschlagen, weil er Kippa trug
Ein junger Wiener wurde auf der Straße von hinten angegriffen, weil er als Jude erkennbar war. Das erzählt er in der Schau "Tacheles" im Parlament.
YouTube/OeParl

In Österreich leben derzeit etwa 15.000 Juden, davon mehr als 90 Prozent in Wien. Obwohl sie eine verhältnismäßig kleine religiöse Gruppe im Land darstellen, erleben viele derzeit vermehrt antisemitische Anfeindungen. Ein junger Wiener wurde nach dem Besuch der Synagoge zu Mittag auf der Taborstraße in Wien-Leopoldstadt attackiert, weil er als Jude erkennbar war. Den traumatisierenden Angriff schildert er in der soeben erweiterten Ausstellung "Tacheles reden. Antisemitismus – Gefahr für die Demokratie" im Parlament.

"Ich telefonierte und war als Jude erkennbar", blickt er auf den Augenblick kurz vor dem Angriff zurück. Er trug eine Kippa auf dem Kopf, die Fransen seines Gebetsumhanges waren sichtbar, sowie eine Tasche mit hebräischer Schrift, in der er seine Gebetsriemen Tefillin verstaut hatte.

"Niemand hat geholfen"

"Plötzlich spürte ich einen festen Tritt auf meiner linken Hüfte." Er dachte im ersten Moment, "irgendein Cousin wollte mich von hinten umarmen." Doch er bemerkte gleich, was passiert war. Er fiel auf den Boden, drehte sich um und sah seinen Angreifer direkt ins Gesicht. "Er hat mich mit einem Hass angeschaut und nichts gesagt." Obwohl es in einer belebten Gegend, an der Ecke zur Augartenstraße geschah, kam dem jüdischen Wiener kein Passant zur Hilfe. "Direkt daneben ist ein Restaurant, aber niemand hat etwas gesagt oder ist aufgestanden. Alles ging ganz normal weiter", vermisste er Zivilcourage.

Ein Freund von ihm war schnell zur Stelle und rief die Polizei. Der Angreifer sollte bis dahin nicht entkommen. Sie gingen ihm nach, doch zu dem Zeitpunkt war unklar, ob der Mann bewaffnet ist. "Ich dachte, er hat ein Messer. Ich hatte Angst und habe viel Abstand gehalten." Die Situation ist zum Glück nicht mehr eskaliert. 

Nach der Attacke litt der jüdische Wiener eine Woche lang unter "starken Schmerzen". Ihm tat das Wegschauen der Passanten aber noch viel mehr weh. "Ich hätte mir in dieser Situation mehr erhofft", sagt er traurig. Obwohl der antisemitische Übergriff inzwischen schon länger zurückliegt, geht er immer noch angespannt durch die Straßen. "Ich schaue immer nach links oder rechts, wenn ich Schritte hinter mir höre." 

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