Instandsetzung
Jüdischer Friedhof an St. Pölten rückübergeben
Nach zwei Jahren ist die Sanierung des Neuen jüdischen Friedhof in St. Pölten abgeschlossen. In das Projekt wurden über 1,1 Millionen Euro investiert.
Auf einer Fläche von über 6.000 Quadratmetern erstreckt sich der "neue" jüdische Friedhof in St. Pölten. In den vergangenen Jahren war er immer wieder Thema vieler Diskussionen. Er sei einer Gedenkstätte nicht mehr würdig gewesen, berichtete etwa der "Kurier". Lange soll das Areal dem Verfall hingegeben worden sein. Grabsteine waren abgebrochen, der Zaun verfallen, das Unkraut wucherte.
Nun wurde der an den St. Pöltner Hauptfriedhof angrenzende jüdische Friedhof in vielen Arbeitsstunden saniert und für die Pflege an die Stadt Sankt Pölten zurück übergeben. "Der jüdischen Tradition entsprechend sind Grabstätten bis an das Ende der Tage gedacht. Umso bedeutender ist es für uns, dass der Friedhof nach Jahren des Verfalls wieder in einen würdigen Zustand gebracht werden konnte", verdeutlicht Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.
Dank des Fonds zur Instandsetzung jüdischer Friedhöfe und der Unterstützung des Landes sei es hier gelungen, einen Teil des österreichisch-jüdischen Kulturerbes zu bewahren.
Übergabe des neuen jüdischen Friedhofs St. Pölten
Im Jahr 1906 wurde der neue Jüdische Friedhof etwa dreieinhalb Kilometer entfernt des alten jüdischen Friedhofes gegründet. Über viele Jahre diente er als Begräbnisstätte und noch heute spiegelt er die Geschichte und Kultur der örtlichen jüdischen Gemeinde wider. Zuletzt wurde der im November 2023 verstorbene und als "letzter Jude von St. Pölten" bekanntgewordene Arzt Hans Morgenstern auf dem jüdischen Friedhof bestattet.
Ort der Erinnerung
Etwa 340 Personen wurden auf dem Areal bestattet, 188 der Grabsteine sind bis heute erhalten. Sie wurden um Zuge der Sanierungen gereinigt, befestigt oder wieder aufgestellt. Während der Zeit des Nationalsozialismus ereilte den Friedhof ein ähnliches Schicksal wie viele jüdische Gebäude und Gedenkstätten. Im Zuge der "Arisierung" erlitt der Friedhof schwere Schäden, Gräber und Grabsteine wurden zerstört.
Umso deutlicher werden die Schrecken der NS-Zeit beim Massengrab auf dem Gelände des Friedhofes. Hier wurden die Überreste von 228 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern bestattet, die in der Nacht von 2. auf 3. Mai 1945 von der SS in Hofamt Priel bei Persenbeug hingerichtet wurden. 2015 wurde mit Unterstützung des Nationalfonds ein Denkmal mit den Namen der Ermordeten errichtet.
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien als Eigentümerin des Friedhofs ließ den neuen jüdischen Friedhof St. Pölten nach einem Instandhaltungsübereinkommen mit der Stadt St. Pölten zwischen 2022 und 2024 sanieren. Der Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich (Friedhofsfonds) finanzierte die Sanierung mit Bundesmitteln in Höhe von rund 880.000 Euro. Das Land Niederösterreich förderte die Sanierung mit rund 280.000 Euro.