Nationalbank reagiert

Jedes zehnte Geschäft akzeptiert kein Bargeld mehr

Bargeld bleibt in Österreich extrem beliebt, dennoch verzichten immer mehr Geschäfte darauf. Die Nationalbank will die Annahmepflicht verschärfen.
Newsdesk Heute
02.04.2025, 12:40

Österreich ist und bleibt ein Bargeldland. Klassische Münzen und Scheine spielen bei uns weiterhin eine (ge)wichtige Rolle im Böserl und seien für viele Menschen unverzichtbar, fasst die Österreichische Nationalbank (OeNB) die Ergebnisse einer EZB-Studie und eigener Erhebungen zusammen.

Dennoch ist die Zahl von Geschäften, Veranstaltungen etc., die kein Bargeld mehr akzeptieren, deutlich angestiegen – inzwischen akzeptiert laut jüngstem OeNB-Geschäftsbericht bereits jedes Zehnte keine Münzen und Scheinen mehr. 2020 lag der Anteil noch bei sechs Prozent. Immer öfter heißt es seither an den Kassen: "No cash accepted".

„Dass Bargeld ein zeitgemäßes Zahlungsmittel ist, bekräftigte jüngst eine Studie der EZB zur Nutzung von Bargeld durch Unternehmen im Jahr 2024. So akzeptieren in Österreich 90 % der Unternehmen Bargeld als Zahlungsmittel.“
Oesterreichische NationalbankGeschäftsbericht 2024

Das ist zwar nach derzeitiger Regelung erlaubt, der Nationalbank aber ein Dorn im Auge. Sie setzt sich deshalb für eine Verschärfung der Annahmepflicht für Münzen und Geldscheine ein.

OeNB-Direktor Eduard Schock war früher FPÖ-Stadtrat in Wien.
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

"Die Wahlfreiheit der Konsumenten wird von immer mehr Unternehmen missachtet und ist daher zunehmend gefährdet", wird OeNB-Direktor Eduard Schock zum steigenden Anteil an Bargeldverweigerern durch den "Standard" zitiert.

Da sei selbst in zunehmend bargeldlosen Zeiten notwendig. Weil der Einzelne keine Möglichkeit habe, sich mit dem Wunsch nach Bargeld durchzusetzen, brauche es eine gesetzliche Regelung.

„Österreich ist nach wie vor ein Bargeld-Land – auch in einer zunehmend digitalen Welt. Der Beweis: 94 Prozent der Österreicher:innen verwenden Bargeld immer noch regelmäßig“
Eduard SchockOeNB-Direktor

Angst vor Raubüberfällen

Die Branche gibt sich offen, sieht eine gesetzliche Verschärfung aber kritisch, wie Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, betont. Man leide bereits unter äußerst strengen Regularien. "Daher braucht es nicht noch mehr Gesetze, sondern viel weniger".

Viele Geschäfte würden auf Cash verzichten, weil es das Risiko von Diebstahl und Raubüberfällen erhöhe, so Will weiter. Digitale Zahlungsmethoden seien schneller und auch in der Buchhaltung einfacher, dafür würden bei Debit- und Kreditkartenzahlungen wieder Gebühren für die Händler anfallen.

Handelsverbands-Chef Rainer Will
Sabine Hertel

Die verschärfte Annahmepflicht inklusive Ausnahmen (Stichwort Verhältnismäßigkeit) und Obergrenzen sollte laut Schock spätestens mit der Einführung des digitalen Euro – für diesen ist eine Annahmepflicht vorgesehen – kommen: "Sonst würde sich die irritierende Situation ergeben, dass der digitale Euro angenommen werden muss, Bargeld aber nicht". Auch die EZB fordert diese Gleichstellung.

Bargeld – Position der OeNB

Annahmepflicht: Die OeNB setzt sich für eine Sicherstellung einer verpflichtenden Annahme von Bargeld (mit sinnvollen Ausnahmen) ein. Bargeld ist das einzige gesetzliche und öffentlich zur Verfügung gestellte Zahlungsmittel, alle anderen sind private, mit auf Gewinn ausgerichtete Geschäftsmodelle, welche durch den Markt selbst geregelt werden.

Bargeldversorgung: Die OeNB setzt sich für eine Sicherstellung der Bargeldversorgung durch die Kreditinstitute ein. Gemeinden, die derzeit über keinen Geldausgabeautomaten verfügen, sollen grundsätzlich die Möglichkeit bekommen, einen Geldausgabeautomaten zu etablieren.

Der digitale Euro wäre das erste digitale gesetzliche Zahlungsmittel für den gesamten Euroraum und somit das ergänzende Gegenstück zum Euro-Bargeld. Das soll Europa strategische Autonomie gegenüber nicht europäischen Zahlungssystemen und privaten Kryptowährungen mit Zahlungsfunktion (z.B. Stablecoins) ermöglichen.

"Mit dem digitalen Euro hätten die Bürger:innen beim elektronischen Bezahlen eine zusätzliche digitale Zahlungsoption und somit mehr Wahlfreiheit", fasst die OeNB zusammen. Auch der Handel würde davon profitieren.

Ob dieser digitale Euro aber überhaupt Realität werden wird, steht noch in den (EU)-Sternen. Der EZB-Rat dürfte voraussichtlich noch dieses Jahr über entsprechende Pläne entscheiden.

{title && {title} } red, {title && {title} } 02.04.2025, 12:40
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