Formel 1
Jedes F1-Team schleppt 300 Tonnen rund um die Welt
23 Rennen rund um die Welt stehen diese Saison im Formel-1-Kalender. Die Teams vollbringen wöchentlich logistische Kunststücke.
16.313 Kilometer – so weit ist die Fabrik von Alfa-Sauber in Hinwil (Schweiz) von Melbourne entfernt, wo am Wochenende der Formel-1-GP von Australien stattfindet. Für das Rennwochenende benötigen die Teams eine logistische Meisterleistung. "Es gibt sicher keine Sportart, die so viele Leute und Material in so kurzer Zeit um die Welt transportiert", sagt Beat Zehnder, sportlicher Leiter vom Alfa Romeo F1 Team Stake und seit 30 Jahren bei Sauber dabei.
33 bis 35 Tonnen wurden alleine vom Schweizer Rennstall mit dem Flugzeug nach Australien geflogen. Dabei handelt es sich vor allem um Teile rund um das Rennauto. "Dieses wird inzwischen in alle Einzelteile zerlegt, verfrachtet und dann am nächsten Grand Prix wieder zusammengebaut", erklärt Zehnder. Früher hätte man die Autos noch als Ganzes im Flugzeug transportiert.
Während der Rennen in Übersee ist die Luftfracht ständig unterwegs, kommt zwischen den Rennen nicht zurück nach Hinwil. Gleiches gilt für die Seefracht. Zusätzliche 260 Tonnen werden Anfang des Jahres auf den Weltmeeren in alle Himmelsrichtungen verschifft. "Sechs Seefracht-Pakete mit exakt gleichem Inhalt werden schon im Januar mit Schiffen in Richtung Mittlerer Osten, USA und Australien/Asien gebracht, damit das Material jeweils rechtzeitig vor Ort ist", so Zehnder. Dabei handle es sich etwa um Garageninfrastruktur, Catering-Equipment, IT oder Büroinfrastruktur.
Bei den europäischen Rennen, die Ende Mai in Italien starten, schlägt sich Beat Zehnder ebenfalls mit verrückten Zahlen herum. Insgesamt sind alleine für das Alfa Romeo F1 Team Stake 15 Sattelschlepper unterwegs. Finden zwei aufeinanderfolgende Rennen innert sieben Tagen statt, sind es sogar 17 LKW. "Wenn wir beispielsweise innerhalb extrem kurzer Zeit von Spielberg in Österreich nach Silverstone in England wechseln, wird es natürlich hektisch", sagt Zehnder.
Dafür bietet der 57-jährige Schweizer dann auch gleich total 51 Lastwagen-Fahrer auf. "Drei für jeden LKW, damit wir nur fürs Tanken stoppen müssen und sonst ohne Ruhepausen durchfahren können." Die Ruhepausen der einzelnen Fahrer werden mobil eingehalten. "Wir haben zwei Busse mit Betten, in denen die Fahrer sich erholen und schlafen können."
Bei so vielen Tonnen, die um die Welt geflogen, gefahren und verschifft werden, stellt sich natürlich auch die Frage nach der Nachhaltigkeit. "Wir und die anderen Teams machen alles, was wir können, um alle Bereiche stetig zu optimieren", sagt Zehnder dazu. Bei Sauber kompensiere man bereits seit zwölf Jahren den kompletten CO2-Ausstoß: "Wir waren die Ersten überhaupt. Da war dieses Thema noch gar nicht so im gesellschaftlichen Fokus und die Formel 1 stellte diese Zertifikate nicht als Bedingung." Auch die Königsklasse des Motorsports sei bemüht bei diesem Thema. "Sie versuchen, den Kalender so zu optimieren, dass die Rennen in einer logischen Folge stattfinden." Aktuell seien aber langfristige Verträge mit einzelnen Austragungsorten noch ein Hindernis.
Kein Hindernis bei solch großen Transportmengen sei überraschenderweise der Zoll. Denn die Formel 1 hat Vereinbarungen mit sämtlichen Ländern, in denen Grands Prix stattfinden. Zehnder: "Es ist wirklich erstaunlich, wie wenig Papieraufwand wir für die Ein- und Ausfuhr von beispielsweise 35 Tonnen Luftfracht erledigen müssen."