Regisseur spricht Klartext:
"Jedermann"-Rauswurf: "Das ist ein hässlicher Vorgang"
Noch ist die Salzburger Kultur-Szene in Schock-Starre, denn so etwas wie den am Sonntag bekannt gewordenen Rauswurf eines Ensembles gab es noch nie.
"Ich bin jetzt froh, dass es draußen ist", meint der bisherige "Jedermann"-Regisseur bei den Salzburger Festspielen, Michael Sturminger, im "Heute"-Talk, "ich habe schon am letzten Mittwoch einen Anruf bekommen und fünf Minuten später ist dann auch ein Email an alle Beteiligten gegangen, dass sie jetzt doch nicht gebraucht werden." Dem Ensemble der heurigen "Jedermann"-Inszenierung rund um Jedermann Michael Maertens und Buhlschaft Valerie Pachner wurde mitgeteilt, dass sich die neue Schauspielchefin Marina Davydova, die ihr Amt am 1. Oktober angetreten hat, gegen eine Fortführung der aktuellen Inszenierung entschieden hat. Aber warum? "Wir haben noch keine Antwort von den Festspielen, wie sie das begründen", meint Regisseur Sturminger.
Sturminger sorgte für vier Jedermänner in drei unterschiedlichen Inszenierungen
Michael Sturminger (60) war seit 2017 für den "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen verantwortlich und das mit den Jedermännern Tobias Moretti (2017, 2019, 2020), Philipp Hochmair (eingesprungen 2018), Lars Eidinger (2021-2022) und Michael Maertens (2023). Michael Maertens hat sich bereits am Sonntag zu Wort gemeldet und gemeint vor der Absage einen Vertrag für zwei Jahre zu haben und mit den Verantwortlichen bereits über ein Engagement für die Jahre danach gesprochen zu haben.
„Im Sommer hat Herr Hinterhäuser noch gesagt: 'Selbstverständlich läuft das für zwei Jahre!'“
Jene Inszenierung, in der Maertens heuer zu sehen war, war die bereits dritte, seit Sturminger das "Jedermann"-Ruder übernommen hat. "Die frühere Schauspielchefin Bettina Hering und ich haben lange diskutiert, ob wir noch eine dritte Inszenierung beginnen", erzählt Sturminger von Gesprächen im letzten Jahr, "der Intendant Markus Hinterhäuser hat uns sehr darum gebeten. Wir haben gesagt, wir machen es. Aber natürlich nur, wenn außer Streit steht, dass es zumindest zwei Jahre läuft. Das war die Grundvoraussetzung, dass wir das machen." Und danach wurde das auch vom Ensemble nicht nicht angezweifelt, "im Sommer hat Herr Hinterhäuser noch gesagt: 'Selbstverständlich läuft das für zwei Jahre.'", so Sturminger. Insofern ist das Team der heurigen Inszenierung am Mittwoch aus allen Wolken gefallen.
Tatsächliche Verträge zwischen dem Ensemble und den Salzburger Festspielen für 2024 gab es noch keine, aber laut Sturminger mündliche Absprachen. "Ich habe natürlich keine Ahnung, was da juristisch passieren wird", meint der Regisseur, der sich jetzt hinter seine rund 50-köpfige Crew stellt, "Ich habe denen ja auch ein Wort gegeben. Ich kann es aber auch nicht ändern, wenn das jetzt jemand anders bricht, aber ich kann zumindest dafür sorgen, dass der Schaden so gering wie möglich ist." Und dafür holt sich Sturminger auch Beistand: "Ich werde organisieren, dass alle eine juristische Information bekommen, wo mitgeteilt wird, was es für juristische Möglichkeiten gibt. Ich werde versuchen, dass es so gut wie möglich für die endet."
Egal wie die Geschichte enden wird, der Beigeschmack, wie hier mit Künstlern umgegangen wird, ist eher unschön. "Das ist schon ein sehr hässlicher Vorgang. Ich weiß nicht mehr, wem man noch glauben kann, wenn jetzt die wichtigsten Institutionen keine Handschlagqualitäten mehr bieten können. Das finde ich sehr beunruhigend!" Offizielles Statement der Salzburger Festspiele gibt es bis jetzt keines und die Festspielpräsidentin Kristina Hammer befindet sich gerade in den USA. "Jedermann"-Regisseur Michael Sturminger meint abschließend: "Wir werden diese komische, skurrile Fast-Komödie jetzt irgendwie hinter uns lassen. Wenn es nicht so schmerzvoll wäre… Aber das Leben geht ja weiter!"