Szene
"Jedermann" Maertens hat Mitleid mit Teichtmeister
Am Freitag feiert er im "Jedermann" Premiere, zuvor sorgte Michael Maertens im Ö3-Interview für Irritation, als er über den Fall Teichtmeister sprach.
Beim Ö3-"Frühstück bei mir" ließ "Jedermann"-Darsteller Michael Maertens aufhorchen. Als er von Claudia Stöckl zum Fall Teichtmeister gefragt wurde, erklärte der 59-Jährige: "Ich war schockiert und entsetzt, aber es gab auch Gefühle wie Mitleid. Wir waren schockiert und beschämt. Es standen auch Leute vor dem Theater. Wir wurden beschuldigt, als ob wir das unterstützt hätten, oder gedeckt hätten, was wir nicht getan haben."
„"Es wird ihm ja übel genommen, wenn er in der Stadt wo sitzt und ein Mineralwasser trinkt. Wir waren auch in entsetzlicher Sorge, dass er sich etwas antut."“
"Es war eine furchtbare Zeit"
Maertens, der gemeinsam mit Teichtmeister am Burgtheater spielte, schildert, wie die Stimmung im Theater, nach Bekanntwerden der Vorwürfe, war. "Wir waren wie erstarrt. Das dauert ganz schön lange. Das waren bestimmt sechs Wochen. Es war eine furchtbare Zeit. Ich habe viele Tränen und viele blasse Menschen um mich herum gesehen."
Maertens sieht Hetzjagd auf Teichtmeister
Der "Jedermann"-Schauspieler übt auch Kritik – jedoch nicht gegen Teichtmeister selbst: "Die Empörung interessiert mich ja persönlich überhaupt nicht. Was dann passiert ist, finde ich auch entsetzlich. Dieses öffentliche durch die Stadt treiben und den Kopf fordern. Medial und auch auf der Straße. Es wird ihm ja übel genommen, wenn er in der Stadt wo sitzt und ein Mineralwasser trinkt. Wir waren auch in entsetzlicher Sorge, dass er sich etwas antut."
Angesprochen auf die Opfer sagt Maertens: "Ich will überhaupt nichts beschönigen, aber es ist nicht meine Aufgabe jemanden durch die Stadt zu treiben. Wir haben hier einen Rechtsstaat und es gibt ja Gesetze und Richter. Das Volk entscheidet das ja glücklicherweise nicht. Will ich auch nicht."
"Jedermann" glaubt an Resozialisierung
Seinem ehemaligen Schauspiel-Kollegen wünscht Maertens, dass er "eine gute Therapie hat und seine Drogensucht in den Griff bekommt. Und überhaupt hoffe ich, und das habe ich auch von meinen Eltern gelernt, auf Resozialisierung. Ich gehöre nie zu den Menschen die sagen: Kopf ab, oder ein Leben lang hinter Gittern – egal was sie tun."
Ob der Hamburger glaubt, dass Florian Teichtmeister nach dem Prozess wieder als Schauspieler auf der Bühne stehen wird? "Ich habe nicht daran geglaubt. Ich hätte jetzt nicht so Lust mit ihm gemeinsam ein Theaterstück zu machen. Vielleicht sollte er etwas anderes machen. Vielleicht sollte er anderen Menschen helfen und etwas Gutes tun. Weiter auf der Bühne irgendwelche Rollen zu spielen, das fände ich unangemessen."