Statistik für Wien

Jeder zweite Gemeindebau-Bewohner ist armutsgefährdet

Die Wiener Gemeindebauten bieten seit über 100 Jahren günstiges Wohnen. Trotzdem sind die Mieter dort statistisch häufiger von Armut betroffen. 

Wien Heute
Jeder zweite Gemeindebau-Bewohner ist armutsgefährdet
Fast die Hälfte aller Wiener Gemeindebaubewohner gilt als armutsgefährdet. 
Sabine Hertel

Etwa 220.000 Gemeindebauwohnungen gibt es in Wien, rund 500.000 Menschen leben dort. Die Gemeindebauten sind daher sehr groß und vielfältig. Eine statistische Auswertung gibt nun einen Überblick. 

Mietaussetzung auch für private Wohnungen gefordert

So zeigt sich beispielsweise, dass fast 36 Prozent der Menschen im Gemeindebau ein niedriges Einkommen liegen. Sie verdienen damit weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens. Das Medianeinkommen beschreibt jenes Einkommen, bei dem die Hälfte aller Einkommensbezieher darüber beziehungsweise die andere Hälfte darunter liegt. Mit 47 Prozent gilt auch fast die Hälfte aller Gemeindebaubewohner als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. 

Im November wurde bekanntgegeben, dass die Erhöhung der Gemeindebaumieten für zwei Jahre ausgesetzt werden soll. "Die Personen die das notwendig haben, sind zahlreich", betont Soziologe Christoph Reinprecht gegenüber "ORF Wien". Viktor Steiner, Professor an der Freien Universität Berlin, sieht die Maßnahme allerdings kritisch. Sie sei zu breit gefächert. Wenn man wirklich helfen wolle, solle man sich insgesamt auf Mieter im unteren Einkommensbereich konzentrieren – sowohl im Gemeindebau als auch im privaten Wohnungsbau. 

Lange Wohndauer im Gemeindebau

Im Gemeindebau gilt außerdem eine besonders niedrige Mietbelastung. Das liegt zum einen daran, dass die Bruttomietpreise im Vergleich zum privaten Wohnungsmarkt niedriger sind, zum anderen wohnen die Mieter überdurchschnittlich lange im Gemeindebau. Das wirkt sich auch positiv aus, weil Mietverträge mit langen Dauern oft niedrigere Bruttomonatsmieten haben, so Steiner zum "ORF Wien".

Neue Bewohner ziehen oft schon jung und mit einem geringen Einkommen in den Gemeindebau. Die steigen später finanziell auf, leben aber weiterhin zu geringeren Mietzinsen im Gemeindebau. 19 Prozent der Mieter leben länger als 30 Jahre im selben Gemeindebaumietvertrag, nur neun Prozent leben weniger als zwei Jahre in der Wohnung. Im privaten Wohnungsmarkt ist fast ein Drittel der Mieter kürzer als zwei Jahre in einem Mietvertrag. 

Zwei Drittel sind Staatsbürger

Die Gemeindebauten entstehen über mehrere Bauperioden, haben so auch unterschiedliche Besiedelungszeiträume. In den älteren Bauteilen ist auch der Anteil der älteren Personen sehr hoch. Aktuell findet aber eine Nachfolgebesiedelung statt, damit ändert sich auch die neue soziale Struktur. 

In mehr als der Hälfte der Gemeindewohnungen leben Kinder, überdurchschnittlich viele Haushalte sind Einelternhaushalte. In 16 Prozent der Gemeindewohnungen herrscht Überbelag. Knapp zwei Drittel der Gemeindebau-Bewohner haben die österreichische Staatsbürgerschaft. Das hat wohl auch mit den Vergaberegeln zu tun, denn Neumieter müssen unter anderem mindestens zwei Jahre an derselben Wiener Adresse gemeldet sein. Das ist für Soziologen Reinprecht zwar nachvollziehbar, benachteiligt aber auch beispielsweise junge Leute, die nach Wien ziehen. 

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    Sabine Hertel
    red
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