Wien
Jeder dritte Wiener hat keinen österreichischen Pass
Fast ein Drittel der derzeit in Wien lebenden Menschen hat keinen österreichischen Pass. Rot-Pink sieht sich in der Pflicht, das zu ändern.
Der aktuelle Integrationsmonitor zeigt, dass exakt 30,8 Prozent der Wiener Bevölkerung ausländische Staatsbürger sind. Darüber hinaus hat jeder zweite Schüler nicht Deutsch als Muttersprache. Jetzt sollen schnellere Staatsbürgerschaftsverfahren und mehr Sprachförderung helfen.
Mehrsprachigkeit als Chance
Dass 52 Prozent der Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch haben, sieht Integrations- und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) nicht als Nachteil - Stichwort Mehrsprachigkeit: "Das ist eine Chance, wenn man sie nutzt." Es brauche aber eine entsprechende Begleitung.
Deswegen soll die Sprachförderung - wie im rot-pinken Koalitionsübereinkommen festgehalten - ausgebaut werden und schon im Kindergarten ansetzen. Außerdem sollen verstärkt auch Eltern adressiert werden.
Anteil der Nicht-Österreicher nur gering gestiegen
Auch zeigen die jüngsten Daten, dass fast jeder zweite Wiener mit Hauptwohnsitz (47,8 Prozent) entweder nicht die österreichische Staatsbürgerschaft hat, nicht hierzulande geboren wurde oder zwei im Ausland geborene Elternteile hat. Wobei der Großteil der Zuzügler - mit Ausnahme des Fluchtjahres 2015 - seit Jahren aus dem EU-Raum kommt.
Die Zahl der Nicht-Österreicher in Wien, also mit ausländischem Pass, ist im Vergleich zum letzten Monitorbericht von vor drei Jahren von 27 auf nun knapp 31 Prozent gestiegen.
Demokratiedefizit
Laut Studienautor Philipp Hammer von der MA 17 (Integration und Diversität) liegt der Grund in einer der niedrigsten Einbürgerungsraten in der EU. "Von 1.000 Menschen, die mit einem ausländischen Pass in Wien leben, erhalten nur acht die österreichische Staatsbürgerschaft."
Dies habe auch zur Folge, dass inzwischen mehr als 40 Prozent der 27- bis 44-Jährigen nicht an Bundes- oder Landtagswahlen teilnehmen dürfen. Über die gesamte wahlberechtigte Bevölkerung betrachtet, beträgt dieser Anteil immerhin fast ein Drittel - und ist damit fast doppelt so hoch wie noch vor knapp zwei Jahrzehnten.
Wiederkehr will deshalb das Thema Staatsbürgerschaft "forcieren" und Verfahren beschleunigen. Positiv entwickelt habe sich der Bildungsstandard. Bei den seit 2011 zugewanderten Personen haben 56 Prozent die Matura (oder mehr). Das ist nur knapp weniger als bei der Bevölkerung ohne Migrationshintergrund (60 Prozent).