"Heute"-Interview

Italien-Legende: "Arnautovic ist nur vierter Stürmer"

Riccardo Montolivo war Milan-Kapitän, spielte 66 Mal für Italien und legte Balotellis Supertor auf. In "Heute" spricht er über die Arnautovic-Zukunft.

Martin Huber
Italien-Legende: "Arnautovic ist nur vierter Stürmer"
Ex-Milan-Kapitän Montolivo über ÖFB-Stürmer Arnautovic: "Bei ihm ist es Kopfsache."
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Riccardo Montolivo legte im EM-Halbfinale 2012 Mario Balotellis Traumtor gegen Deutschland auf. Er war Milan-Kapitän, spielte 66 Mal für Italien. In seiner Heimat wird der 39-Jährige "Il Tedesco" (Der Deutsche) gerufen. Seine Mutter Antje ist Deutsche, Klein-Riccardo verbrachte seine Sommer an der Ostsee. "Meine Kinder gehen in eine deutsche Schule. Ich möchte, dass sie Deutsch lernen und diese Geschichte weitergeht", sagt er "Heute" im Hotel Hoxton in Wien.

Der Vize-Europameister von 2012 beendete 2019 seine Karriere, die von einem Schienbeinbruch einen Tag vor dem Abflug zur WM 2016 in Brasilien brutal unterbrochen wurde. In dieser Saison ist Montolivo Sky-Experte. Im "Heute"-Interview spricht er über die Arnautovic-Zukunft, ÖFB-Teamchef Rangnick und Italiens Fußballkrise.

"Heute": Ist Mario Balotelli noch dankbar für Ihre Vorlage bei seinem Supertor bei der EM 2012 gegen Deutschland?

Montolivo: "Ich habe ihm das wichtigste Tor seiner Karriere aufgelegt. Es öffnete die Tür zum Finale. Bei Milan legte ich ihm auch sein schönstes auf – ein Schuss aus 30 Metern in der 90. Minute gegen Bologna. Für beide Vorlagen sagt er heute noch Danke, wenn wir uns sehen. Ich habe 76 Spiele mit ihm für Milan und Italien gemacht. Balotelli ist ein unglaubliches Talent, aber der Fußball war bei ihm nicht an erster Stelle im Kopf. Das war sein Problem. Es ist schade – für ihn und auch für Italien."

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    Arnautovic muss sich fragen, was er will
    Riccardo Montolivo
    Ex-Milan-Kapitän und Sky-Experte

    Die Gazzetta dello Sport schrieb zuletzt: "Wenn Arnautovic von der EM zurück zu Inter kommt, sollte man Auf Wiedersehen sagen."  Sehen Sie das auch so?

    "Auf Wiedersehen? Nein, das sage ich nicht. Aktuell ist Arnautovic aber nur vierter Stürmer bei Inter. Lautaro und Thuram harmonieren, sind Stammspieler. Mit Taremi kam von Porto ein starker Stürmer, der Spielzeit kriegen wird. Marko muss sich fragen, was er will: Für Inter kann er wichtig sein, wenn er 20, 30 Minuten spielt. Die Qualität hat er. Bei ihm ist es eine Kopfsache: Spürt er Vertrauen, ist er überzeugt – dann wird er wichtig sein für Inter. Falls nicht, muss er wechseln."

    Posch hat die Qualität, bei einem größeren Klub zu spielen
    Riccardo Montolivo
    Ex-Milan-Kapitän und Sky-Experte

    Stefan Posch spielt mit Bologna heuer in der Champions League. Hat er das Zeug für einen absoluten Top-Klub? 

    "Posch ist körperlich sehr stark. Für mich hat er die Qualität, bei einem noch größeren Klub zu spielen. Mit Bologna hat er eine Top-Saison gezeigt. Sie waren sehr clever am Platz. Trainer Motta, der zu Juventus wechselte, ist ein Trainer, der im Kopf viel von seinen Spielern verlangt.  Jetzt wird es aber gefährlich, weil Motta und zwei Schlüsselspieler gingen. Sie könnten Schwierigkeiten bekommen – wie Napoli zuletzt."

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      Bei Rangnick war es nichts Persönliches
      Riccardo Montolivo
      Ex-Milan-Kapitän und Sky-Experte

      ÖFB-Teamchef Rangnick war vor seinem Ja zu Österreich auch bei ihrem Herzensklub Milan ein Thema.

      "Maldini war damals der Boss. Er forderte Respekt von Rangnick, weil der zu hohe Forderungen gestellt haben soll. Es war aber nichts Persönliches. Maldini wollte den Trainer aussuchen und mit Pioli war er zufrieden. Für Rangnick war es der falsche Moment in Mailand. Für Österreich war es gut.

      Wie meinen Sie das genau?

      "Für mich ist Rangnick ein Top-Trainer, das hat er bei der EM gezeigt. Rangnick hat ein Team gebaut, das mit Spanien den modernsten Fußball zeigte. Österreich spielte bei der EM wie ein Klubteam. Das zu schaffen, ist das Schwierigste für einen Trainer. Nur Spanien und Deutschland gelang das noch. Italien war davon weit entfernt."

      Was fehlte Österreich?

      "Das Glück."

      Was steckt hinter der Italien-Krise?

      "Unser Problem ist, wir haben ganz wenig Talente. Und nur drei, vier Topspieler – Torwart Donnarumma und ein paar Inter-Spieler. In den Top-Teams spielen nur wenige Italiener. Darum fehlt es uns an Erfahrung. Wir müssen vor vorne anfangen."

      mh
      Akt.