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IT-Techniker sucht seit sechs Jahren einen Job
Seit sechs Jahren sucht Moltaba R. nach einem Vollzeitjob im IT-Bereich. "Ich schreibe täglich zehn Bewerbungen", erzählt er im Gespräch mit "Heute".
Er hatte einen eigenen Shop, wo er Handys und Laptops verkaufte und reparierte. Daneben war Moltaba R. auch bei einer Menschenrechtsorganisation als Trainer tätig. Letzteres sollte ihn seine Heimat kosten. "Ich musste vor den Taliban flüchten und bin nach Österreich gekommen", erzählt der 37-Jährige im Gespräch mit "Heute". Derzeit ist der gebürtige Afghane in einem Volkshilfe-Shop als Transitarbeitskraft tätig. "Mein Traum wäre es, wieder im IT-Bereich zu arbeiten. Ich schreibe täglich sicher zehn Bewerbungen."
Hunderte Bewerbungen, aber kein Job
Bei mehreren großen Elektrounternehmen hat sich der 37-Jährige beworben. "Als Verkäufer, aber auch für eine Ausbildung zum Computertechniker, die in Österreich anerkannt wird. Es gab bisher leider immer nur Absagen", so R. Weil es mit seinem Traumberuf bisher nicht klappte, wollte sich Moltaba als Verkäufer im Handel versuchen. "Ich habe mich bei diversen Supermärkten und in Drogerien beworben, aber auch dort keine Stelle bekommen. Es hieß wegen Corona hätte ich im Moment wenig Chance einen Job zu finden."
Familie, die ihn unterstützen könnte, hat der gebürtige Afghane in Österreich nicht. "Leider bin ich hier allein. Meine Eltern sind vor vier Monaten in Afghanistan verstorben. Es ist nicht einfach. Meine Schwester und mein Bruder sind noch dort. Meine Schwester hat beim Militär gearbeitet. Wegen den Taliban darf sie jetzt nicht mehr arbeiten und muss sich verstecken."
Hunderte Bewerbungen hat der gebürtige Afghane bisher geschrieben. Die Hoffnung gibt es dennoch nicht auf. "Das ist vielleicht ein bisschen komisch, aber ich bin ein IT-Techniker, der keinen Laptop zu Hause hat. Ich versuche mir Geld anzusparen, um mir einen zu kaufen, aber es ist wirklich schwer, weil Elektrogeräte in ganz Europa teuer sind."
Situation hat sich bei Langzeitarbeitslosen verschlechtert
Wie schwer es für Menschen mit Migrationshintergrund sein kann, einen Job zu bekommen, weiß Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien. "Bei Menschen, die bereits vor der Pandemie Langzeitarbeitslos waren, hat sich die Situation verschlechtert. Den Weg in den Arbeitsmarkt und in die Betriebe wieder zu finden ist noch schwieriger geworden." Grund dafür ist laut Wehsely der Ausbildungsstatus, aber auch der Betreuungsstatus bei Frauen. "Alles was nicht ein gut ausgebildeter Mann im besten Alter ist, hat es am Arbeitsmarkt schwer."
„"Alles was nicht ein gut ausgebildeter Mann im besten Alter ist, hat es am Arbeitsmarkt schwer."“
Um diese Probleme zu beheben, muss man laut der Arbeitsmarktexpertin viel in Qualifizierung stecken. "Viel Geld, aber auch viel Hirnschmalz. Das heißt in die Sprache investieren, aber das auch schon beim Job. Die Leute müssen eine Arbeit haben, davon leben können und gleichzeitig qualifiziert werden. Das schafft man nicht alleine in der Freizeit. Das muss integriert angeboten werden."
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Bei Langzeitarbeitslosen wie Moltaba R. geht, scheitert es laut Wehsely in der Arbeitswelt häufig an der Anerkennung der Qualifikationen. "Oft arbeiten Menschen, die zugewandert sind oder auch geflüchtet sind, dequalifiziert. Das heißt eigentlich unter dem Niveau, das sie schon in ihrem Heimatland gearbeitet haben."
Der Grund dafür ist laut der Expertin, dass Österreich ein schwieriges Anerkennungssystem von Ausbildungen in Berufen haben. "Wir verursachen es selbst, dass Menschen nicht auf ihrem Level arbeiten können. Man geht oft auch gleich durch den Namen davon aus: der wird das eh nicht können." Auch Frauen mit Kopftuch haben es am Arbeitsmarkt laut Wehsely sehr schwer. "Den Menschen selber mehr zutrauen und weniger Vorurteile haben. Es wäre schön, wenn sich die Wirtschaft da ein bisschen einen Ruck geben könnte."