Ein Bekleidungs-Shop sorgt für Aufruhr in Floridsdorf. Nicht irgendein Mode-Geschäft, sondern die Neueröffnung des "Muslim Lifestyle Shop" in der Brünner Straße. Auch Stadtpolitiker sind empört. "SPÖ-Bürgemeister Ludwig wird als Burka-Bürgermeister in die Geschichte Wiens eingehen" poltert FPÖ-Klubchef Maximilian Krauss und die ÖVP warnt davor, dass Islamismus die Frauenrechte in Wien bedrohe.
"Heute" hat den Shop besucht und sich mit den Menschen aus der Nachbarschaft unterhalten.
Als wir das Geschäft mit Kamera und "Heute"-Mikro betreten, werden wir schnell von der Verkäuferin an der Kasse wahrgenommen und gebeten, den Shop wieder zu verlassen: "Bitte verlassen sie das Geschäft" wird uns kurz und knapp gesagt. Die Betreiber waren nicht bereit, uns ein Statement zur Kritik, die von mehreren Politikern gekommen ist, zu geben.
Wir fragen auf der Straße nach. Auch in der Nachbarschaft gibt es einige, die sich an dem neuen Geschäft stören. Johann (67) findet das nicht gut. Er hinterfragt außerdem, ob der Verkauf von Verschleierung und Gesichtsverhüllung erlaubt ist: "Das ist unheimlich, außerdem ist es in Österreich verboten, gibt’s nicht ein Gesetz?" sagt er fragend ins "Heute"-Mikro.
„Das ist unheimlich! Außerdem ist es in Österreich verboten, gibt’s nicht ein Gesetz? Vielleicht tragen sie irgendeinen Ausweis oder eine Genehmigung, dass sie es dürfen."“Johann, 67hinterfragt, ob der Verkauf dieser Mode legal ist
Tatsächlich gibt es seit 1. Oktober 2017 in ganz Österreich ein Verbot der Gesichtsverhüllung. Dazu zählen unter anderem Burkas und Niqabs (siehe Grafik unten). Ganz konkret: Verboten ist das Verhüllen oder Verbergen der Gesichtszüge an öffentlichen Orten oder in öffentlichen Gebäuden.
Auf der Website des Shops werden unter anderem Niqabs (linke Abbildung in der Grafik) angeboten. Das Verbot regelt allerdings nicht, ob derartige Kleidungsstücke zum Verkauf angeboten werden dürfen, sondern nur die Verwendung und das Tragen in der Öffentlichkeit. Demnach ist der Verkauf der Kleidung aus dem "Muslim Lifestyle Shop" legal.
Rudolf (85) sieht die ganze Debatte aus einer anderen Perspektive. Er bevorzugt es, dass ein neuer Händler in das Geschäftslokal eingezogen ist und es nicht leer steht: "Es ist besser, dass dort Steuern gezahlt werden, als dass es leer ist. Es ist schade um den Unterwäsche-Shop, aber es ist ja schon lange niemand mehr in dieses Geschäft gegangen."
„Es ist besser, dass dort Steuern gezahlt werden, als dass es leer ist“Rudolf, 85sieht einen Vorteil für die Wirtschaft
Auch Olena (52) hat eine eher positive Meinung dazu und hat das Geschäft sogar schon besucht: "Mir gefallen die Parfums, weil ich stehe auf ganz besondere Parfum-Düfte, ich finde das ist gut" sagt sie uns. Auf die Kritik der FPÖ regiert sie mit Menschlichkeit: "Die Menschen müssen besser kommunizieren und miteinander umgehen und auch mehr Menschlichkeit und Respekt vor anderen Kulturen zeigen" äußert sie sich dazu.