Nahost-Konflikt

Israels Armeesprecher – "Geht am Allerwertesten vorbei"

Nach der Befreiung von zwei Geiseln aus den Fängen der Hamas plant Israel eine Offensive auf Rafah. Israels Armeesprecher verteidigt diesen Plan.

Newsdesk Heute
Israels Armeesprecher – "Geht am Allerwertesten vorbei"
Der israelische Armeesprecher Arye Shalicar am späten Montagabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Die Befreiung zweier argentinischer Geiseln in Rafah war eine minutiös geplante, perfekt ausgeführte Aktion. Und sie war alles andere als ungefährlich. Zeitgleich plant die israelische Armee nun eine großangelegte Offensive auf Rafah. Der israelische Armeesprecher Arye Shalicar nahm dazu am späten Montagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf Stellung. "Wir wissen von 134 Geiseln, größtenteils am Leben", so Shalicar. "Davon gehen wir aus, nach wie vor", die Geiseln würden in abgeschotteten Gebieten gefangen gehalten.

Verständigt würden Angehörige, wenn gesichert sei, dass Geiseln wirklich tot seien, so der Sprecher. Wie das festgestellt werde, könne der Armeesprecher nicht verraten, es gebe aber Wege, an Informationen über Terror-Chefs, Terror-Pläne und Geiseln zu kommen. "Wir werden alles daran setzen, auch die restlichen Geiseln, ob am Leben oder als Leichen, nach Israel zu bringen", so Shalicar. Und wohin sollen die Menschen nun gehen, wenn Gaza großteils unbewohnbar sei? "Es ist bedauerlich, dass es überhaupt dazu kommen muss", hieß es. 

"Das ist absoluter Quark"

Es gehe der palästinensischen Führung beziehungsweise der Hamas "am Allerwertesten vorbei, wie es den Menschen geht", so der Sprecher. Israel versuche, die Terroristen außer Gefecht zu setzen und die Bevölkerung zu schützen, "auf diesen zwei Spuren operieren wir seit drei Monaten mittlerweile". Die Terroristen würden aber nicht nur aus der Bevölkerung heraus, sondern auch in Zivil agieren. Deswegen müsse man am Namen nennen, wer schuld am menschlichen Leid im Gazastreifen sei, die palästinensische Führung im Gazastreifen. 

Es gebe keine Listen, wie viele Kollateralschäden es unter der Zivilbevölkerung gebe, so Shalicar. "Uns liegt nicht daran, Zivilbevölkerung zu verwunden." Die Hamas tue aber alles, um Bürger als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen, so der Sprecher. Es sei eine radikalislamistische Diktatur eingerichtet worden, "gegen die wir vorgehen". Auch die Alliierten hätten im Kampf gegen die Nazis wohl keine Listen über zivile Opfer geführt. Und: "Das ist absoluter Quark", so Shalicar dazu, dass mehr Zivilisten als Terroristen getötet worden seien.

"Schützten die Geiseln mit ihren Körpern"

"Über Nacht haben wir Louis und Fernando zurückgebracht. Dies war eine komplexe Rettungsaktion unter Beschuss, die auf sensiblen Informationen beruhte. Eine professionelle und präzise Operation", erklärte Konteradmiral Daniel Hagari, Sprecher der israelischen Armee (IDF), am Montagmorgen. "Wir haben uns auf diese Operation vorbereitet und auf die Bedingungen gewartet, die es uns ermöglichen würden, sie durchzuführen."

Wenige Stunden zuvor hatten Angehörige einer Spezialeinheit die beiden israelischen Geiseln Fernando Simon Marman (60) und Norberto Louis Har (70) nach 128 Tagen Geiselhaft in Rafah aus der Hamas-Gefangenschaft gerettet. Gemäß Hagari kam es zeitgleich an mehreren Orten zu Kämpfen. Zudem seien um 1.50 Uhr Luftangriffe gegen Hamas-Terroristen in der Gegend durchgeführt worden. Dabei kamen nach IDF-Angaben rund 100 Menschen ums Leben, wie die "Times of Israel" schreibt.

"Retteten sie unter Beschuss"

Hagari sagt, dass Beamte der Yamam-Eliteeinheit der Polizei um 1.49 Uhr in die Wohnung in Rafah eindrangen, in der die beiden von Hamas-Terroristen festgehalten wurden. Dabei hätten die Retter Luis und Fernando mit ihren eigenen Körpern geschützt: "Die Soldaten zogen Louis und Fernando aus der Wohnung und retteten sie unter Beschuss, bis sie die sichere Zone erreicht hatten." Es sei "massive Feuerkraft" eingesetzt worden.

"Es war eine sehr angespannte und sehr bewegende Nacht. Eine solche Operation war nur dank der großen Opferbereitschaft der Soldaten des stehenden Heeres und der Reservisten möglich, die bei den Kämpfen gefallen und verletzt worden waren. Ohne ihre Aufopferung hätten wir diesen Moment nicht erreicht", fährt er fort. Und er schließt: "Auch heute Morgen vergessen wir keinen Augenblick, dass noch immer 134 Geiseln in Gaza festgehalten werden. Wenn Sie mich jetzt hören können: Wir sind fest entschlossen, Sie nach Hause zu bringen, und wir werden keine Gelegenheit auslassen, das zu tun."

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    Das israelische Militär fliegt nun fast täglich Vergeltungsschläge auf den Gazastreifen.
    Das israelische Militär fliegt nun fast täglich Vergeltungsschläge auf den Gazastreifen.
    REUTERS
    red
    Akt.