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Israel ordnet Massenevakuierung im Gazastreifen an
Die israelische Armee hat jetzt alle Zivilisten in Gaza aufgefordert, die Stadt binnen 24 Stunden in Richtung Süden zu verlassen.
Israel hat eine Evakuierung des nördlichen Teils des Gazastreifens angeordnet. Das Militär habe den Vereinten Nationen mitgeteilt, dass die Region mit 1,1 Millionen Einwohnern binnen 24 Stunden geräumt werden solle, teilte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in der Nacht zum Freitag mit. Die Anordnung lasse sich "unmöglich" umsetzen, ohne "verheerende humanitäre Konsequenzen" nach sich zu ziehen, warnte er.
Beobachter werteten dies als mögliches Zeichen für eine bevorstehende israelische Bodenoffensive im Gazastreifen. Am Donnerstag hatte das Militär erklärt, dass es sich auf eine solche Operation vorbereite. Doch sei noch keine Entscheidung getroffen worden.
Massives Bombardement
Israels Armee hat im Vorfeld einer möglichen Bodenoffensive im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas ihr massives Bombardement des dicht besiedelten Gebietes fortgesetzt. Die leidende Zivilbevölkerung in dem von Israel hermetisch abgeriegelten Küstenstreifen steckt am siebten Tag nach dem Hamas-Massaker an Hunderten Israelis in einer immer aussichtsloseren Lage.
Das Gesundheitssystem stehe "am Rande des Zusammenbruchs", warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO). "Ohne Strom laufen Spitäler Gefahr, zu Leichenhallen zu werden", schrieb auch Fabrizio Carboni, Regionaldirektor Nahost des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), auf der Online-Plattform X.
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"Zur eigenen Sicherheit"
Die israelischen Streitkräfte haben die Bevölkerung im Gaza aufgefordert, die Stadt in Richtung Süden zu verlassen. "Alle Zivilisten sollten sich "zu ihrer eigenen Sicherheit" aus ihren Häusern in das Gebiet südlich des Wadi Gaza begeben, erklärte die Armee am Freitag. Eine Rückkehr dürfe erst nach einer weiteren Aufforderung erfolgen, hieß es.
Diese Aufforderung könnte darauf hindeuten, dass die israelische Bodenoffensive kurz bevorsteht.
Die israelische Armee zieht derweil nahe dem Gazastreifen weiter Panzer zusammen. Eine Entscheidung über eine mögliche Bodenoffensive sei noch nicht gefallen, hieß es zuletzt vom israelischen Militär. Aber die Armee bereite sich vor.
Video: Israel bombardiert Gaza
Humanitärer Korridor
International waren Rufe nach einem humanitären Korridor laut geworden, auch um Palästinensern die Flucht vor einer möglichen Bodenoffensive zu ermöglichen. Das an den Gazastreifen und Israel angrenzende Ägypten steht dabei besonders im Fokus. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi rief die Menschen im Gazastreifen auf, in dem Palästinensergebiet auszuharren. Die Bewohner müssten "standhaft bleiben und auf ihrem Land bleiben". Ägypten fühle sich aber verpflichtet, die Bereitstellung "medizinischer und humanitärer Hilfe" sicherzustellen und die "legitimen Rechte" der Palästinenser zu gewährleisten.
Nach UN-Angaben sind wegen der israelischen Angriffe mehr als 400.000 Menschen im Gazastreifen aus ihren Häusern vertrieben worden. Im Zuge der Angriffe und Kämpfe in der Region wurden in den vergangenen Tagen auf beiden Seiten zahlreiche Menschen getötet, viele weitere wurden verletzt.