Kalifat-Skandal
Islam-Experte im ORF – das würde er sich wünschen
Nach der Skandal-Demo in Hamburg ordnete ein Experte in der "ZiB 2" ein, wie es so weit kommen konnte.
Die Vorkommnisse in Deutschland sorgen derzeit weltweit für Aufsehen. Über 1.000 Menschen gingen bei einer islamistischen Kundgebung in Hamburg auf die Straße. Dabei äußerten manche Teilnehmer recht verstörenden Fantasien. Neben ihrer generellen Ablehnung gegenüber Deutschland bekrittelten sie eine angeblich islamfeindliche Politik und Medienkampagne. Einige Protestierende brachten Schilder mit Aufschriften wie "Kalifat ist die Lösung" zur Demo.
Die FPÖ fürchtet natürlich, dass Österreich bald Ähnliches blühen würde. Nationalratsabgeordneter Michael Schnedlitz forderte Innenminister Karner dazu auf, "endlich Schritte" zu setzen. Konkrete Vorschläge nannte er nicht, es folgte ein Rundumschlag gegen Journalisten und "Einheitspartei".
Auch die "Zeit im Bild 2" sollte das Thema beschäftigen. Der österreichische Staatsschutz berichtete dort, dass ähnliche Demos hierzulande ohnehin untersagt werden würden. Integrationsexperte, Soziologe und Politikberater Kenan Güngör war hierzu im Studio zu Gast, die Fragen stellte Armin Wolf.
"Online-Turbo-Radikalisierung"
Ein Rechtsstaat muss auch Resilienzen haben, sagte Güngör einleitend, doch bei diesen Demos in Hamburg wurde eine Grenze überschritten. "In einer Demokratie müssen wir vieles ertragen, aber keinen offenen Angriff auf die Demokratie dulden."
In Österreich sei unterdessen zu beobachten, dass ein guter Teil der radikalen Islamisten nur auf Social Media aktiv sind. Erst in einem zweiten Schritt entwickele sich bei manchen eine West- und Demokratiefeindlichkeit. Diese "Online-Turbo-Radikalisierung" sei ein Phänomen, das mit dem Islamischen Staat groß geworden ist.
Probleme durch TikTok
Aktuell würde es zwei große Nährboden für den radikalen Islam geben. Einerseits ist das die aktuelle Migrations- und Islamfeindlichkeit. Doch es gibt auch in der muslimischen Community ein Problem: Die Zeit von Mohammed werde sehr verklärt. Dort bräuchte es eine kritische Auseinandersetzung – "Und die fehlt." Güngör wünscht sich, diese Zeit viel mehr zu kontextualisieren und historisch zu betrachten.
TikTok sei jedenfalls doppelter Hinsicht ein Problem. Das Publikum sei sehr jung und komme durch den Algorithmus sehr schnell in einen Tunnel, etwa wenn nur etwas über den Islam für eine Schulpräsentation recherchiert wurden. Der Experte würde für eine europäische Version für TikTok plädieren. Nur auf dieser Ebene könnte man diesen globalen Problemen entgegentreten.