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Irre: Diese Schlachtabfälle essen die Amis!

Heute Redaktion
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Bild: DAPD

Unappetitlich, aber ungefährlich? Jahrelang war er im Großteil des in den USA verkauften Faschierten - doch nun haben die Amerikaner offenbar genug von "Pink Slime". Der Fleischschleim aus Schlachtabfällen wird aus immer mehr Geschäften verbannt, wie orf.at berichtet.

berichtet.

Die Hersteller verstehen die Welt nicht mehr, ihr Produkt sei sicher und erwiesenermaßen nicht gesundheitsschädlich. Den Anfang machte der britische Starkoch Jamie Oliver in seiner mittlerweile abgesetzten US-Kochshow "Jamie Oliver’s Food Revolution". Vor einem Livepublikum zeigte er mit Hilfe eines Wäschetrockners und Hausputzmitteln eindringlich, wie "Pink Slime" hergestellt wird.

Zentrifugiert und mit Ammoniumhydroxid behandelt

Die Fleischreste, darunter von den Knochen gelöstes Separatorenfleisch, werden zunächst in einer beheizten Zentrifuge geschleudert, sodass das Fett vom Fleisch getrennt wird. Die pastenartige Masse wird anschließend mit Ammoniumhydroxid, also in Wasser gelöstem Ammoniak, behandelt, um dadurch Salmonellen und E-coli-Bakterien abzutöten.

Unterschiedlichen Schätzungen zufolge ist das billige "magere, fein strukturierte Rindfleisch", wie es offiziell heißt, in 50 bis 70 Prozent des in den USA hergestellten Faschierten, um es zu strecken. Extra ausgewiesen werden muss es nicht. In den meisten europäischen Ländern ist Separatorenfleisch seit dem BSE-Skandal in Lebensmitteln verboten, in Österreich gilt das seit 2001.

Fast-Food-Ketten steigen aus

Der Name "Pink Slime" stammt von Gerald Zirnstein, damals Mikrobiologe im US-Landwirtschaftsministerium, der 2002 an der Überprüfung des "mageren, fein strukturierten Rindfleischs" gearbeitet hatte. In einem internen Mail schrieb er zwei Jahre später von "Pink Slime"“, 2009 wurde dieses der New York Times nach dem Informationsfreiheitsgesetz freigegeben.

In einem Artikel über Lebensmittelsicherheit fand es am Rande Eingang. Von Jamie Oliver aufgegriffen, entwickelte sich eine überraschende Dynamik: McDonald’s erklärte im Winter, man habe den Fleischschleim schon im vergangenen Sommer aus der Produktionskette genommen. Die Fast-Food-Ketten Burger King und Taco Bell folgten.

Dynamik durch Soziale Netzwerke

In den vergangenen Wochen überschlugen sich die Ereignisse, weil das Thema - vor allem Jamie Olivers Video - in Sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter rasch verbreitet wurde. Die Bloggerin Bettina Siegel startete eine Onlinepetition, "Pink Slime" in Schulkantinen nicht mehr zu verwenden. Binnen drei Wochen unterschrieben mehr als 250.000 Menschen.

Und dann sprang auch noch der US-Sender ABC auf das Thema auf. In den vergangenen Wochen nahm nun eine große Supermarktkette nach der anderen "gestrecktes" Faschiertes aus ihrem Sortiment. Das US-Landwirtschaftsministerium erlaubte schließlich Schulen, für ihre Kantinen Fleisch ohne zugesetzten "Pink Slime" zu beziehen. Man werde das Angebot für Schulen ausweiten, hieß es in einer Stellungnahme des Ministeriums.

Hersteller schließt drei Fabriken

Für den größten Hersteller Beef Products Inc. gleicht die Entwicklung einem einzigen Albtraum. Vergeblich versuchte man die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass das Produkt auch wirklich reines Rindfleisch - und das zu rund 97 Prozent - ist. Ammoniumhydroxid würde seit Jahrzehnten in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, heißt es auf einer extra eingerichteten Homepage.

Doch auch sämtliche Experten und Studien, die die Gefahrlosigkeit des Produkts attestierten, halfen nicht. Am Wochenende erklärte Beef Products, sie müssten wegen der ausbleibenden Nachfrage drei ihrer vier Fabriken vorübergehend stilllegen. Die Werke in Amarillo in Texas, Garden City in Kansas und Waterloo in Iowa würden zunächst für 60 Tage geschlossen.

Arbeitsplätze wackeln

600 Jobs sind gefährdet. Die drei Fabriken produzieren gemeinsam über 400 Tonnen Fleisch, hieß es in der Washington Post. Alle drei Fabriken wurden indes von den Gouverneuren der jeweiligen Bundesstaaten besucht. Der Republikaner Terry Branstad in Iowa sprach von einer Schmutzkübelkampagne gegen das Unternehmen.

Am Donnerstag besuchten die drei Gouverneure schließlich auch das noch offene Werk in South Sioux City in Nebraska. Alle drei ließen es sich nicht nehmen, dort demonstrativ einen Hamburger aus der dortigen Produktion zu essen.