"The Mandrake Project"

Iron Maiden-Sänger Dickinson versucht es wieder solo

Nach 19 Jahren veröffentlicht Bruce Dickinson (65) jetzt mit "The Mandrake Project" erstmals wieder ein Soloalbum und es klingt tatsächlich episch!

Fabian J. Holzer
Iron Maiden-Sänger Dickinson versucht es wieder solo
Das neue Album von Bruce Dickinson ist tatsächlich eine spannende Reise
Imago Images, BMG

Wenn es sich jemand erlauben darf, seine Musik und seine Texte mit einer fast schon aberwitzigen Ladung an Pathos zu überfüllen, dann wohl Bruce Dickinson. Der Sänger von Iron Maiden hatte Mitte 2023 seine Rückkehr auf die Solobühne angekündigt, die er 1990 betreten hatte, bevor er Iron Maiden 1993 für sechs Jahre verlassen hat. Diese Solokarriere umfasst einige der großartigsten und einige der absurdesten Solowerke der Heavy Metal-Geschichte. Für "The Mandrake Project" kündigte Dickinson ein Werk an, das von den Themen Macht, Missbrauch, Okkultismus und Mystik handeln sollte. Das Konzeptalbum würde auch von einem eigenen Comic begleitet werden, dass die Geschichte der Lieder untermalt. Jetzt ist das Album erschienen und es enttäuscht nicht.   

Klanglich wird "The Mandrake Project" von zwei Elementen betragen: Zum einen ist da Dickinsons Stimme, die im Gegensatz zu so manchen Organ der der Metal-Gemeinde nicht unter den Jahren gelitten hat. Weder die letzten 45 Jahre im Rock-Business als Sänger von Samson, Iron Maiden und solo, noch sein 2015 überstandener Zungenkrebs haben der Stimme von Dickinson die Kraft rauben können. Nach dem Tod von Ronnie James Dio (Rainbow, Black Sabbath, Dio) im Mai 2010 und dem Niedergang der Stimm-Kraft von Judas Priest-Sänger Rob Halford ist Dickinson jetzt der letzte große Sänger im Metal, der seine Stimme ähnlich wie Opern-Tenore einsetzt. Dickinsons Stimme ist dabei aber nicht "nur" eine Stimme, sie ist ein Instrument. Und das beherrscht er nach wie vor ausgezeichnet. 

Der zweite klangliche Faktor bei "The Mandrake Project" ist dessen Gitarrist Roy Z. Der kalifornische Musiker Roy Ramirez war als Gitarrist bereits an allen Soloalben von Dickinson ab "Balls To Picasso" (1994) beteiligt und hatte das letzte Solowerk "Tyranny of Souls" (2005) auch produziert. Auf "The Mandrake Project" ist Roy Z diesmal wieder als Produzent und Gitarrist, und weil er schon da war auch noch als Bassist beteiligt. Roy Z hatte es in der Hand, einen vertrauten Bruce Dickinson-Solo-Klang auferstehen zu lassen, der weit genug entfernt von Iron Maiden ist, was bei dieser Stimme ein Kunststück ist. Aber es gelang.   

Was bei "The Mandrake Project" überrascht ist, wie abwechslungsreich die Platte ist. Hätte man nach "Tyranny Of Souls" ein sehr hartes, düsteres und schweres Album erwartet, das sich keinen Millimeter aus dem brutalen Klangbild des Heavy Metall entfernt, so ist es einen klanglich spannende Reise, die verspielt auch mit Progressive Rock, klassischem Hard Rock und Symphonic Metal experimentiert. Und "Shadow Of The Gods" ist die wahrscheinlich die beste Ballade von Bruce Dickinson seit "Tears Of The Dragon" von 1994. 

Die lyrischen Inhalte des Albums sind typisch Dickinson: Hier wird quer durch jede beliebige Mythologie gepflügt und die Songs sind meistens auf einzelnen Erzählungen oder Sagen aufgebaut. Zwar haben die Songs oft auch eine Message oder Botschaft, diese stammen aber allesamt von den Schöpfern der Geschichten und eben nicht von Dickinson. Aber wer hört schon Iron Maiden oder Bruce Dickinson wegen der kreativen Texte? Eben! Was "The Mandrake Project" auszeichnet, ist, dass es ein zwar streckenweise brutales, aber auch ein sehr durchdachtes und erwachsenes Album ist. Headbangen ist dazu definitiv drinnen, aber ein zurückgelehntes Zuhören vielleicht noch passender. Und es reift in einem, insofern zahlt es sich hier echt aus, sich die Platte öfters anzuhören! Niemand kommt an diese Stimme heran! 

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    Auf den Punkt gebracht

    • Nach 19 Jahren veröffentlicht Bruce Dickinson sein Soloalbum "The Mandrake Project" mit epischen Klängen, begleitet von Themen wie Macht, Missbrauch, Okkultismus und Mystik sowie einem begleitenden Comic
    • Die Abwechslung und Reife des Albums, gepaart mit Dickinsons kraftvoller Stimme und dem Talent des Gitarristen Roy Z, machen es zu einer lohnenden und vielseitigen musikalischen Erfahrung im Heavy Metal-Genre
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