Szene

Iranerin bekommt Austro-Preis und landet im Gefängnis

Der österreichische Menschenrechtspreis "Georg" wird am Samstag an die mittlerweile inhaftierte Filmemacherin Mojgan Ilanlou verliehen.

Amra Duric
Regisseurin Mojgan Ilanlou wurde nur Stunden nach ihrer Nominierung für den österreichischen Menschenrechtspreis "Georg" festgenommen.
Regisseurin Mojgan Ilanlou wurde nur Stunden nach ihrer Nominierung für den österreichischen Menschenrechtspreis "Georg" festgenommen.
privat

Seit fast drei Monaten wird lautstark unter der Parole "Frau, Leben, Freiheit" im Iran protestiert. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini. Sie starb, nachdem sie von der Religionspolizei wegen Verstoßes gegen die islamische Kleidungsvorschrift festgenommen wurde. In ihrem Dokumentarfilm "One Thousand Women" schildert die iranische Filmemacherin Mojgan Ilanlou die Hindernisse, mit denen iranische Mädchen und Frauen, die ihren Lieblingssport Ringen betreiben wollen, konfrontiert werden.

Festgenommen wurde nun auch Regisseurin Ilanlou. Nur wenige Stunden nach der Nominierung für den österreichischen Menschenrechtspreis "Georg" wurde die Filmemacherin aufgrund ihrer Solidarität mit den Protestierenden im Iran verhaftet. Ilanlou hatte sich ohne Hijab auf Social Media gezeigt.

Film feiert Österreich-Premiere

Parsa, der Sohn der Filmemacherin, richtet aus, dass der Film seiner Mutter den Nagel auf den Kopf trifft: "Frauen haben das alleinige Recht über ihren Körper. Unsere Familie freut sich sehr darüber, dass wir diese Botschaft in die Welt – und hoffentlich auch in die Medien – bringen können."

"Je mehr wir hier unsere Aufmerksamkeit auf den feministischen Kampf im Iran lenken, der auch global gesehen etwas verändern wird, desto mehr fühlen sich die Mullahs beobachtet" – Aida Loos
Kabarettistin Aida Loos (li.) setzt sich für die Rechte von Iranerinnen ein und hält bei der Preisverleihung die Laudatio.
Kabarettistin Aida Loos (li.) setzt sich für die Rechte von Iranerinnen ein und hält bei der Preisverleihung die Laudatio.
Filmfestival This Human World

Der Film "One Thousand Women" feiert heute im Wiener Schikaneder Kino seine Österreich-Premiere. Morgen, am 10.12., wird der "Georg" an Mojgan Ilanlou, im Rahmen der Abschlussveranstaltung von This Human World, verliehen. Die Laudatio hält Kabarettistin Aida Loos, die ebenfalls täglich für die Rechte von Iranerinnen kämpft. "Je mehr wir hier unsere Aufmerksamkeit auf den feministischen Kampf im Iran lenken, der auch global gesehen etwas verändern wird, desto mehr fühlen sich die Mullahs beobachtet und desto weniger werden sie sich trauen, willkürlich zu foltern und zu morden. Bitte seid ein Teil davon. Frau, Leben, Freiheit. Jin, Jîyan, Azadî!", betont Loos.

Der verstorbene Menschenrechtler Georg Lebiszczak war der Impulsgeber der ARGE RAIF, die sich für die Freilassung des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi einsetzte. In seinem Gedenken wird seit 2015 eine Auszeichnung im Rahmen des Filmfestivals THIS HUMAN WORLD verliehen. Dieses soll all jene in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken, die auf Grund ihres Schaffens von Unrecht und Gewalt bedroht sind.

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    Seit Mitte September demonstrieren die Menschen in Iran gegen das Regime und stellen sich gegen Sicherheitskräfte
    Seit Mitte September demonstrieren die Menschen in Iran gegen das Regime und stellen sich gegen Sicherheitskräfte
    Onur Dogman / Zuma / picturedesk.com

    Erste Hinrichtung im Zuge der Proteste

    Im Zuge der Proteste im Iran wurden bisher mehr als 18.000 Menschen verhaftet. Offiziellen Angaben zufolge soll es bisher 200 bis 300 Todesopfer gegeben haben. Erstmals kam es nun zu einem Todesurteil im Zusammenhang mit dem Protest. Mohsen Schekari habe laut der Justiz den Sattar-Chan-Boulevard in Teheran blockiert und habe einem Mitglied der paramilitärischen Basidsch-Milizen in die linke Schulter gestochen. Schekari wurde von einem Revolutionsgericht wegen "Kriegsführung gegen Gott" in Therean verurteilt und am Donnerstag hingerichtet.

    Das österreichische Außenministerium hat die Hinrichtung "aufs Schärfste" verurteilt und als "unverhältnismäßig und unmenschlich" bezeichnet. "Österreich bekräftigt seine unmissverständliche Ablehnung der Todesstrafe und wir fordern die iranische Regierung auf, alle weiteren Hinrichtungen im Zusammenhang mit den laufenden Protesten einzustellen", erklärte das Außenministerium auf Twitter.

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      privat, iStock