Wohnen
Innovation: Dieses Haus dreht sich nach der Sonne
Drehhäuser der neuesten Generation bewegen sich um die eigene Achse und folgen so der Sonne. Mittels Photovoltaik sind sie zudem energieautark.
Eine Innovation in der Architektur erfindet das Wohnen neu: Das Drehhaus. Aufgrund seiner runden Form mutet es zunächst vielleucht seltsam an, aber das hat seinen Grund: Das Haus bewegt sich. Etwa alle fünf Minuten dreht es sich um ein paar Zentimeter weiter und folgt so dem Lauf der Sonne. Zudem ist es energieautark, kann sich also selbstständig mittels Photovoltaik mit Energie versorgen.
Den Urtyp aller Drehsolarhäuser hat bereits 1994 der Freiburger Solararchitekt Rolf Disch entworfen und errichtet: das Heliotrop. Seitdem wird es stetig weiterentwickelt. Die 2009 wurde von den Architekten Heinrich und Christopher Rinn das Drehhaus der 1. Generation in Heuchelheim an der Lahn in Deutschland gebaut. Der Grundgedanke war, ein bezahlbares Haus zu bauen, das mehr Energie produziert, als es zum Heizen und Kühlen verbraucht. Es sollte mithilfe von Sonne und Regen energieautark sein und bezüglich Gestaltung und Nutzung keine Einschränkung hinnehmen müssen. Das Drehhaus war geboren.
Lichtdurchflutet und smart steuerbar
Der kreisrunde Bau hat viele Vorteile. Die sehr kleine Außenfläche die Wärme. Die Räume haben Grundrisse wie Tortenstücke. Das bringt beim Einrichten einige Herausforderungen mit sich. Wer jedoch gerne individuell wohnt, könnte damit seine Freude haben. Im Zentrum des Sonnenhauses windet sich eine Treppe um ein baumdickes Stahlrohr, durch das alle Leitungen laufen - ein bauliche Notwendigkeit. Durch die Glaskuppel wird man vom Sonnenschein geküsst. Die Drehmechanik verbirgt sich im Keller: Das Gebäude lagert auf einem stählernen Drehkranz, der auf dem Fundament aufliegt. Mit nur wenig Muskelkraft kann man das Sonnenhaus in Gang zu setzen. Oder bequemer: Ein 180-Watt-Elektromotor sorgt automatisch dafür, dass es alle 30 Minuten dem Sonnenlauf folgt. Eine vollständige Umdrehung dauert etwa eine halbe Stunde. Bei der vielen Smartness darf natürlich die Steuerung via Smartphone-App nicht fehlen.
Ältere Drehhäuser lassen sich nur um etwa 350 Grad drehen, da es sonst zu Verwicklungen in den Leitungen kommt. Häuser der neuesten Generation haben dieses Problem behoben. Das ermöglicht eine unbegrenzte Drehung.
Licht- und Schattenseite für die optimale Innentemperatur
Das Gebäude teilt sich in eine „Lichtseite“ mit großen Panoramafenstern und eine „Schattenseite“ mit wenigen kleineren Fenstern. Steht die Lichtseite in der Sonne, gelangt die Wärmeenergie den ganzen Tag über ins Innere und wird dort gespeichert. Ebenso kann an heißen Sommertagen die Schattenseite des Hauses in der Sonne platziert werden, um die Temperatur im Innenraum niedrig zu halten. Mittels Photovoltaik-Modulen und Sonnenkollektoren auf dem Dach erzeugt das Haus gleichzeitig Strom und heißes Wasser. Damit kann es sich nicht nur komplett selbst mit Energie versorgen, sondern erzeugt sogar einen Energieüberschuss, mit dem beispielsweise ein Elektroauto geladen werden kann.
Bewohner würden vor allem die optimale Belichtung der Räume schätzen, berichtet Christopher Rinn. Diese entspricht fast dem Tageslicht im Freien, was sich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirke.
Hoher Kaufpreis schreckt viele ab
Wiewohl das Interesse am Drehhaus vorhanden ist, schreckt viele der relativ hohe Kaufpreis. Je nach Anfertigung kann es um 100.000 Euro mehr kosten als ein vergleichbaren Gebäudes ohne Drehbarkeit. Einzurechnen sind jedoch die geringeren Energiekosten. Das Drehhaus-Geschäft allein sei noch nicht rentabel.
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