Wirtschaft
Inflation – Nationalbank hat düstere Prognose für alle
Die finanzielle Zukunft Österreichs sieht düster aus. Die Nationalbank rechnet damit, dass die Inflation auch im Jahr 2023 auf hohem Niveau bleibt.
Nach dem Rekord-Juni mit 8,7 Prozent Inflation gibt es immer noch keine Entspannung der Teuerung. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) rechnet in ihrer neusten Prognose vom Montag mit einer Jahresinflationsrate auf Basis des harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI von 7,6 Prozent für 2022. Damit treibt die aktuelle Krise die Teuerung auf einen Jahreswert, der zuletzt während der ersten Rohölkrise in den 1970er Jahren übertroffen wurde.
Da kann es doch eigentlich nicht mehr schlimmer kommen. Oder? Zum Glück nicht, geht es nach der Einschätzung der Währungsexperten wird die Inflation im kommenden Jahr wieder zurückgehen. Für Jubelstimmung sorgt diese Vorhersagung nicht, denn mit errechneten 5,0 Prozent bleibt die Preissteigerung weiterhin sehr hoch. Selbst 2024 wird noch ein Wert von 3,2 Prozent erwartet.
Damit bleibt die Inflationsrate auch mittelfristig deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 1,9 Prozent. Gegenüber der Prognose vom März 2022 wurde die Inflationsprognose für den gesamten Prognosehorizont vor allem wegen höherer Preise für Energie- und Nahrungsmittelrohstoffe und den infolge der Inflationsentwicklung höheren Lohnkosten nach oben revidiert.
Die Prognose im Detail
Obwohl die Energiepreise 2022 um durchschnittlich knapp 40 Prozent über dem Vorjahr liegen, sollte sich die Situation auf den Energiemärkten bis zum Jahresende entspannen – aber nur unter der Voraussetzung, dass Energieträger aufgrund des Kriegs in der Ukraine nicht rationiert werden.
Die Inflationsrate für Nahrungsmittel wird in diesem Jahr auf 8,0 Prozent steigen. "Einerseits kommt es aufgrund des Kriegs in der Ukraine zu einer Angebotsverknappung bei Agrarrohstoffen, andererseits verteuern die Energiepreise die Produktionskosten", so die OeNB.
Bei Industriegütern ohne Energie sorgen Angebotsengpässe sowie die dynamische Entwicklung bei den industriellen Erzeugerpreisen für einen anhaltenden Preisdruck und einen Anstieg der Preise um durchschnittlich 4,9 Prozent im Jahr 2022.
In den Jahren 2023 und 2024 führen sinkende Energierohstoffpreise, Basiseffekte und das Auflösen der angebotsseitigen Verknappungen zu einem Rückgang der HVPI-Inflationsrate.
Hohe Inflation trifft und belastet nicht alle gleich
Eine Analyse der OeNB beschäftigt sich zudem mit den Inflationsraten für österreichische Haushalte nach sozioökonomischen Merkmalen und stellt fest, dass der Inflationsanstieg von 2020 auf 2021 einzelne Haushalte unterschiedlich stark getroffen hat.
Während im Jahr 2020 einkommensstärkere Haushalte eine tendenziell niedrigere Inflationsrate aufwiesen, war dies 2021 nicht mehr gegeben.
Ebenso konnte für 2020 ein starkes Stadt-Land-Gefälle der Inflationsraten festgestellt werden, das sich im darauffolgenden Jahr drehte: 2021 waren Haushalte in ländlichen Gemeinden mit einer deutlich höheren Inflationsrate konfrontiert als Haushalte in städtischen Gebieten. Die Verteuerung der Energiepreise im Jahr 2021 war dafür ausschlaggebend.
Das rät OeNB der Regierung
"Wirtschaftspolitische Ausgleichsmaßnahmen sollten sich an der Belastung der Haushalte durch die Inflation orientieren", sagen die Experten. Die Inflationsbelastung sei demnach nicht allein von der Höhe der individuellen Inflation abhängig.
So sind Haushalte, die bei steigender Inflation ihre Konsumausgaben aufgrund vorhandener Ersparnisse nicht einschränken müssen, weniger belastet als Haushalte mit geringerem Einkommen, die über keine oder geringe Ersparnisse verfügen und daher andere, billigere Produkte kaufen und/oder ihren Konsum einschränken müssen.