Indische Airline setzt Frauen neben Frauen

Indien eilt sein schlechter Ruf voraus, wenn es um sexuelle Übergriffe und Gewalt an Frauen geht. Berichte von tödlichen Gruppenvergewaltigungen erschütterten in den letzten Jahren nicht nur die Weltöffentlichkeit, sondern sorgten auch in Indien für Massenproteste und ein geschärftes Bewusstsein.

Sexuelle Belästigung, meist unerwünschte Berührungen, gibt es auch in der Luft. Die Fluglinie IndiGo bietet daher alleinreisenden Frauen ab jetzt die Möglichkeit, einen Sitzplatz direkt neben einer anderen Frau zu buchen. "IndiGo ist stolz, damit das Reiseerlebnis für unsere weiblichen Passagiere angenehmer zu machen" heißt es in einer Mitteilung der Fluglinie im Rahmen ihrer #GirlPower-Kampagne.

Andere Fluglinie schützt Frauen vor dem Mittelsitz

Eine ähnliche Idee hatte 2021, dem Höhepunkt einer Welle öffentlich bekannt gewordener Vergewaltigungsfälle, eine andere indische Fluglinie. Vistara sicherte allein reisenden Frauen zu, immer einen Gang- oder Fensterplatz im Flugzeug zu erhalten, um keinesfalls zwischen zwei Männern "eingequetscht" sitzen zu müssen. Noch länger gibt es bereits eigene Frauen-Waggons und sogar -züge bei der indischen Bahn.

Frauenförderung als Firmenstrategie

IndiGo heftet sich schon länger die Förderung von Frauen an seine Fahnen. Zum Weltfrauentag im Vorjahr startete man die Kampagne #GirlPower, in der etwa betont wurde, dass fast die Hälfte aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens weiblich seien.

Zur aktuellen Einführung der freien Platzwahl kommunizierte das Unternehmen: "IndiGo ist stolz, die Einführung einer neuen Funktion bekannt zu geben, die das Reiseerlebnis für unsere weiblichen Passagiere angenehmer machen soll (...) Die Einführung dieser neuen Funktion ist nur einer von vielen Schritten, die wir unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen."

Boomende Fluglinie mit Bedeutung für Europa

Die 2006 gegründete Billigfluglinie führt in Indien täglich mehr als 2.000 Inlands- und Auslandsflüge durch. Seit März 2019 wird auch Istanbul als (bisher) einzige europäische Destination angeflogen. Für Aufsehen sorgte in Europa die Bestellung von 470 Flugzeugen der A320-Familie des deutsch-französischen Flugzeugherstellers Airbus im Vorjahr. Auftragswert: Über 50 Milliarden Euro. Der Großauftrag, der bis ins Jahr 2035 reicht, dürfte zehntausende Arbeitsplätze in der europäischen Flugzeugbau- und -zulieferindustrie über Jahre absichern.