Islam nun Nummer 1 an Schulen

Wiens Klassen: Muslime erstmals in der Mehrheit

Fast jedes zweite Kind in Wiens Pflichtschulen ist muslimisch. Die Stadträtin warnt vor Antisemitismus, Frauenverachtung und Hass auf LGBTIQ.
Christoph Weichsler
15.04.2025, 18:36

Wiens Klassenzimmer stehen vor einem Umbruch: Der Islam ist nun stärkste Glaubensgruppe.
In den Pflichtschulen der Hauptstadt stellt der Islam mittlerweile die größte Religionsgruppe. Wie eine aktuelle Erhebung zeigt, bekennen sich 41,2 Prozent der Schüler und Schülerinnen an Volks-, Mittel- und Sonderschulen sowie an Polytechnischen Schulen in Wien zum islamischen Glauben.

Das sind fast jedes zweite Kind – Tendenz steigend. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 39,4 Prozent. Die Zahlen stammen aus einer aktuellen Auswertung des Büros von Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (NEOS). Insgesamt wurden rund 112.600 Kinder in die Erhebung einbezogen.

Christentum in der Minderheit – auch viele ohne Glauben

Demgegenüber stehen 34,5 Prozent der Schüler mit christlichem Bekenntnis. Davon sind 17,5 Prozent römisch-katholisch und 14,5 Prozent gehören zur orthodoxen Kirche. Weitere 23 Prozent der Kinder haben kein religiöses Bekenntnis.

Diese Zahlen sorgen für Diskussion – nicht nur wegen der Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse, sondern auch wegen gesellschaftlicher Tendenzen, die damit in Zusammenhang stehen könnten.

Bettina Emmerling warnt vor wachsender Intoleranz

Bildungsstadträtin Bettina Emmerling zeigt sich alarmiert: "Untersuchungen zeigen, dass muslimische Jugendliche in Wien im Schnitt nicht nur deutlich religiöser sind, sondern vermehrt auch abwertende Haltungen vertreten." Sie spricht dabei offen über gefährliche Entwicklungen in Klassenzimmern der Stadt: Antisemitismus, Feindlichkeit gegenüber LGBTIQ-Personen sowie die Ablehnung der Gleichstellung von Mann und Frau würden immer häufiger registriert.

Religiöse Verteilung in Wiens Pflichtschulen 2025:

Islam: 41,2 Prozent

Römisch-katholisch: 17,5 Prozent

Orthodox: 14,5 Prozent

Ohne Bekenntnis: 23 Prozent

Buddhismus: 0,2 Prozent

Judentum: 0,1 Prozent

Andere Religionen: 0,9 Prozent

Dabei betont Emmerling klar: "Niemand in Wien darf seine Lebensform nach der fundamentalistischen Interpretation von religiösen Texten richten, die frauen-, minderheiten-, staats- oder demokratiefeindlich sind."

NEOS-Politikerin fordert neues Schulfach – für alle

Angesichts dieser Entwicklung fordert Bettina Emmerling einen entschlossenen politischen Schritt: ein verpflichtendes, religionsübergreifendes Schulfach für alle Kinder ab der Volksschule. Der Titel: "Leben in einer Demokratie". Ziel sei es, zentrale Werte wie Menschenwürde, Gleichstellung, Demokratie und Pluralismus in einem gemeinsamen Rahmen zu vermitteln – unabhängig vom religiösen Hintergrund der Schüler.

"Demokratie-, Werte- und Ethikvermittlung müssen auf einer gemeinsamen Grundlage stattfinden", so Emmerling wörtlich. Sie begrüßt deshalb auch, dass NEOS-Bildungsminister Christoph Wiederkehr entsprechende Pläne präsentiert hat.

Politik und Gesellschaft im Spannungsfeld

Die Statistik trifft auf ein sensibles gesellschaftliches Klima: Während einige den Wandel als Ausdruck von Vielfalt und Migration sehen, warnen andere vor dem Verlust westlicher Werte und zunehmender religiöser Parallelwelten.

Emmerling versucht, diese Fronten zu überwinden, stellt aber klar: Gerade für junge Menschen müssen Menschenwürde, Pluralismus und Demokratie eine Selbstverständlichkeit sein – genauso wie Gleichbehandlung von Mann und Frau.

Laut der NEOS-Stadträtin sind gerade die ersten Jahre in der Entwicklung entscheidend: "In den frühen Jahren ist es oft auch einfacher, Pluralitätsfähigkeit zu erlernen und zu leben."

{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 15.04.2025, 18:46, 15.04.2025, 18:36
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite