Wetter
In Italien und am Balkan droht Höllenhitze von 50 Grad
Waldbrände plagen die Türkei, am Balkan, in Griechenland und Italien ist die Rede von einer "historischen Hitzewelle".
In Griechenland hält die Hitzewelle an. Bis mindestens zum nächsten Wochenende rechnet der hiesige Wetterdienst mit Temperaturen um die 44 Grad. Fast alle Meteorologen sprechen bereits von einer "historischen Hitzewelle". Sie vergleichen die Dauer und hohe Temperaturen mit denen im Jahr 1987: Damals waren in Griechenland nach mehreren Tagen mit Werten über 40 Grad Schätzungen zufolge mehr als 4.000 Menschen ums Leben gekommen.
Einige Meteorologen befürchten sogar, die Thermometer könnten in den kommenden Tagen einen Rekord in Europa zeigen. Die höchste in Europa je gemessene Temperatur liegt bei 48 Grad und wurde 1977 in Athen gemessen.
Der griechische Zivildienst warnt erneut vor der hohen Brandgefahr wegen der Dürre. Erst gerade hatte die Feuerwehr einen Grossbrand auf der Halbinsel Peloponnes unter massivem Einsatz von Löschflugzeugen und Hubschraubern unter Kontrolle gebracht.
Türkei: Feuer noch nicht unter Kontrolle
Die Waldbrände in der Türkei sind dagegen noch nicht unter Kontrolle – und die Hitzewelle dauert an. In den von Bränden betroffenen Provinzen Antalya und Mugla wird in den kommenden Tagen mit Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius gerechnet. In der Ferienregion Bodrum werden zudem Winde von bis zu 30 Kilometern pro Stunde befürchtet, ein Desaster angesichts der im wahrsten Sinn des Wortes schwelenden Brandgefahr.
Der Wind behindert seit Tagen die Löscharbeiten und sorgt dafür, dass Brände sich schnell ausbreiten und schon gelöscht geglaubte Feuer wieder entflammen. Der Bürgermeister von Bodrum rief Menschen am Sonntag deshalb dazu auf, Wache zu halten und wieder aufflammende kleinere Feuer zu löschen.
Italien und Balkan: Modell sieht Temperaturen bis 50 Grad vor
In Italien war am Wochenende besonders die Urlaubsinsel Sizilien von Bränden betroffen, doch für Montag senkte die Zivilschutzbehörde das Brandrisiko in vielen Gegenden Siziliens. Die Temperaturen lagen dort zuletzt um die 40 Grad Celsius. Auch am Montag dürften sie wieder deutlich über 30 Grad Celsius liegen.
Entspannung scheint längerfristig nicht in Sicht: Ein US-Wettermodell, das die Plattform "Kachelmannwetter" veröffentlicht hat, sieht für Anfang August Temperaturen von bis zu 50 Grad voraus. Damit wäre der bisherige Jahrzehnte alte Hitzerekord deutlich überholt. Doch: Modellvorhersagen sind Meteorologen zufolge immer das eine, die regionale Entwicklung das andere.
Eine ebenso rekordverdächtige Hitze sagt das globale Wettervorhersagemodell aus den USA auch für den Balkan für die kommenden Augusttage voraus, gerade für das Dreiländereck Kroatien, Serbien und Bosnien-Herzegowina soll sich die Luft auf bis zu 48 Grad aufheizen – im Schatten.
Es liegt nur teils am Scirocco
Gluthitze und Waldbrände – sind das nun weitere Folgen des Klimawandels, der weltweit schon mit häufigeren Stürmen und längeren Dürren einhergeht? Nein – und ja.
An der Hitzewelle in Südeuropa ist der Scirocco schuld. Er bläst heisse Luft aus Nordafrika Richtung Italien und Griechenland und ist ein regelmäßiges Wetterereignis, kein Klimaphänomen.
Der Klimawandel fällt dennoch ins Gewicht. Denn eine so rasche Erderwärmung, wie wir sie heute sehen, hat der Globus noch nie erlebt. Sie macht die Vegetation trockener und erhöht die Brandgefahr.
Je mehr Erderwärmung, desto mehr Hitzewellen
Das ließ sich Anfang Juli in Kanada und dem Nordwesten der USA beobachten, die von einer ungekannten Hitzewelle mit Höchsttemperaturen von fast 50 Grad erfasst wurden. Wenige Tage danach brach an verschiedenen Orten ein regelrechtes Flammeninferno aus.
Es sei nicht normal, dass Wärmerekorde um vier oder fünf Grad Celsius gebrochen werden, so Klimaforscherin Friederike Otto von der Universität Oxford. "Es gibt absolut keinen Zweifel, dass der Klimawandel hier eine entscheidende Rolle gespielt hat". Dabei habe die Erwärmung des Planeten solche Hitzewellen mindestens 150 Mal wahrscheinlicher gemacht.
Auch Österreich betroffen
Die Wissenschaftlerin verglich als Teil eines internationalen Forschungsteams historische Klima-Beobachtungen mit dem heutigen Wetter. Die Forscher kamen zum Schluss: Die in Kanada und den USA gemessenen Werte waren so extrem, dass sie nur einmal alle eintausend Jahre vorkommen dürften.
Doch solche Hitzewellen drohen gemäß Berechnungen bereits alle drei bis fünf Jahre, sollte sich die Erde bereits um 0.8 Grad erwärmen. Davon, sagt Geert Jan van Oldenborgh vom Niederländischen Königlichen Institut für Meteorologie, dürften weltweit viele Regionen betroffen sein, darunter auch Österreich. Aktueller Beweis: Der Wasserstand des Neusiedler Sees ist kurz vor seinem Rekordtief - "Heute" hat berichtet.