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Erste Stadt verbietet nun Handys für Kinder
In der irischen Stadt Greystones haben sich Eltern und Schulen auf ein Handy-Verbot für Kinder geeinigt. Dadurch soll kein Gruppendruck entstehen.
Keine Handys mehr in der Schule? Heute sind Smartphones fast nicht mehr wegzudenken, doch in der irischen Kleinstadt Greystones hat man nun ein konsequentes Verbot eingeführt. Die Gesamtheit aller Schulen und fast alle Eltern haben dieser neuen Initiative zugestimmt. Die Klassen aller acht Primarschulen ziehen jetzt ein Handyverbot durch.
So wurde Handyverbot durchgesetzt
Das Verbot gilt bis zur Oberstufe – also bis die Kids das Teenageralter erreichen. Bis dahin werden die Geräte eingezogen, auch privat. "Wenn alle mitziehen, fühlt man sich nicht wie das schwarze Schaf. Es fällt viel leichter, Nein zu sagen", erklärte Laura Bourne, Mutter eines Vorschulkindes, dem britischen "Guardian". "Je länger wir ihre Unschuld bewahren können, desto besser."
Die Initiative wurde Anfang Mai ins Leben gerufen, da Eltern und Schulen in Greystones Bedenken hatten, dass Smartphones Ängste bei Kindern verstärken und sie Inhalten für Erwachsene ausgesetzt werden könnten. Um die Kids zu schützen, wollte man ein einheitliches Verbot einführen, das zwar von der Norm abweicht, dafür aber effektiv umgesetzt werden kann.
Das soll es noch bewirken
Durch die Anwendung dieser Regel auf alle Kinder in der Region hofft man, den Gruppenzwang einzudämmen und etwaige Unzufriedenheit zu verringern. Rachel Harper, Schulleiterin an der St. Patrick’s School in Greystones, leitete die Initiative: "Die Kindheit wird immer kürzer, immer jüngere Kinder wollen Smartphones haben", so Harper gegenüber dem "Guardian". So hätten bereits neunjährige Kinder begonnen, Smartphones zu verlangen.
Durch die einheitliche Regelung in der gesamten Stadt wird verhindert, dass ein Kind von gleichaltrigen Klassenkameradinnen oder -kameraden mit einem Smartphone konfrontiert wird. Die Schulen hätten Smartphones zwar schon zuvor verbannt, doch die Neugier nach dem Verbotenen war laut der Schulleiterin zu stark. Man wolle zudem die mentale Gesundheit der Kinder schützen und vorbeugend über Social Media aufklären.
Die Eltern können die Schuld gegenüber quengelnden Kindern außerdem von sich weisen und argumentieren, dass es eine ganzheitliche Regelung sei und die Schule verantwortlich wäre – so ersparen sich die gestressten Mütter und Väter mühselige Diskussionen.
Das hat das Verbot ausgelöst
Die Initiative hat nicht nur das Interesse von Elternvereinigungen im In- und Ausland geweckt, sondern auch den irischen Gesundheitsminister Stephen Donnelly veranlasst, sie als landesweite Regel zu empfehlen. Donnelly schrieb in einem Beitrag für den "Guardian": "Irland kann und muss weltweit führend darin sein, sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche nicht ins Visier genommen werden und keinen Schaden durch ihre Interaktionen mit der digitalen Welt nehmen."
Wenige kritische Stimmen zum Thema gibt es auf Social Media trotzdem. Denn während der Gruppendruck unter Kindern eingedämmt wurde, entstand nun einer unter den Eltern: "Mir würde es nicht gefallen, wenn mir die ganze Stadt meine Erziehungsmethoden diktiert", schreibt ein User auf Reddit.
Nicht alle Eltern verweigern ihren Kindern nun privat ein Smartphone, doch es haben genügend Eltern die Initiative unterzeichnet und damit eine breite Akzeptanz geschaffen. Die Hoffnung unter den Befürwortern besteht darin, dass dies in Zukunft zur neuen Norm wird.