Szene
In dieser Serie sehen alle rot. Aber wer läuft Amok?
Kann jeder im Extremfall zum Amokläufer werden? Ab Sonntag läuft „Die Macht der Kränkung“ im ORF, eine Serie die man mit Unbehagen anschauen wird...
„Die Macht der Kränkung“ (29. August, 20.15 Uhr, ORF 2) beginnt mit einem Amoklauf im Wiener Einkaufszentrum „Sunshine City“, gedreht in „The Mall“. Wer der Täter ist, bleibt unklar. Dann wird erst einmal zurück gespult: Fünf Tage früher trifft der Zuschauer auf Figuren, die irgendwo mit dem Einkaufszentrum zu tun haben und laufend Demütigungen und Kränkungen ausgesetzt sind, die dann in ihnen brodeln.
Fast jede Handlung hat hier schwere Konsequenzen
Vorlage für die sechsteilige Serie ist das gleichnamige Buch des Vorarlberger Psychologen Reinhard Haller. "Ich habe mir das Buch von Herrn Prof. Haller später gekauft", meint Hauptdarstellerin Julia Koschitz, "nur gelesen habe ich es immer noch nicht. Bin noch nicht dazu gekommen." Die Drehbücher für die Serie haben Koschitz aber begeistert. Ihre Figur ist Mira, die beruflich übergangen und privat ausgenutzt wird. Und das hat böse Konsequenzen...
"Das Handeln der Figuren muss man nicht unbedingt für gut befinden", meint Koschitz, "man kann es aber immer nachvollziehen.“ Mira macht im Einkaufszentrum durch einen Zufall eine schlechte Erfahrung mit Security-Mann Georg (Murathan Muslu) und beschwert sich über ihn. Dieser Moment und seine Folgen sorgen dafür, dass sich eine Abwärtsspirale auch in seinem Leben immer weiter fortsetzt: "Georg will nicht akzeptieren, dass da eine Spirale ist.", findet "Vorstadtweiber-Star" Muslu, „ich will echt nicht spoilern, aber es geht da wirklich in eine ganz schlimme Richtung..."
Die Situationen der Figuren bereitem einem beim Zuschauen ein mulmiges Gefühl...
Die Geschichten der bis zu zehn Hauptfiguren verschränken sich von Folge zu Folge immer mehr, der Wiener Regisseur Umut Dağ sorgt somit dafür, dass Drang zu wissen, welche der Figuren am Ende Amok laufen wird gigantisch groß wird, gleichzeitig verfolgt man die Charaktere als Zuschauer auch mit stetig wachsendem Bauchweh. Bei den Schauspielern war das bei Dreh interessanterweise aber gar nicht der Fall: "Nein. Bauchweh bekomme ich, wenn ich etwas spielen müsste, was inhaltlich nicht stimmt", findet Koschitz, "die Abwärtsspirale ist natürlich tragisch, aber sie führt eben auch dazu, dass die Figuren hier zu potentiellen Tätern werden können.“
Die gesprochene Sprache ist hier eine "Hybridversion".
Insgesamt beweist sich "Die Macht der Kränkung" als eine der vielleicht bestgeschriebenen und bestgespielten Thrillerserien mit österreichischer Beteiligung der letzten Jahre. Nur eine Sache irritiert: Dafür, dass die Serie in Österreich spielt, ist der Sprachklang dann doch sehr bundesdeutsch: "Das war natürlich auch bei uns ein Gesprächsthema", so Koschitz, "es kamen Schauspieler aus Deutschland, andere aus Österreich. So haben wir versucht eine Art Hybridversion umzusetzen, die hier und dort funktioniert."
ORF 2 zeigt „Die Macht der Kränkung“ am Sonntag und am 3. und 5. September jeweils um 20.15 Uhr in Doppelfolgen.