Martini-Wucher

In diesem Lokal kostet ein Viertel Gansl 46,50 Euro

Im Restaurant Napoleon in Wien-Donaustadt ist nicht nur die Gans knusprig, sondern auch ihr Preis. Die Freiland-Haltung allein ist nicht der Grund.

Sandra Kartik
In diesem Lokal kostet ein Viertel Gansl 46,50 Euro
Im Restaurant Napoleon in Wien-Donaustadt muss man beim Preis des Martini-Gansls schlucken.
Napoleon, iStock

Man muss längst nicht mehr bis November warten, um ein köstliches Martini-Gansl zu genießen. Das Restaurant Napoleon in Wien-Donaustadt hat das beliebte Geflügel bereits seit Anfang der Woche im Programm. "Nicht Gans normal" und "wir haben einen Vogel" heißt es dazu auf der Website. Und damit ist offenbar nicht nur die saisonale Speisekarte gemeint, sondern wohl auch die Preise.

Ein Viertel Ansfeldner Freilandgansl mit Maroni-Rotkraut und Erdäpfel-Knödel kostet im Restaurant der Familie Querfeld jenseits der Donau heuer stolze 46,50 Euro. Dass das "Ganslbraten-Safterl" als Extra angeführt wird, rechtfertigt den hohen Preis jedoch nicht. 

Gansl-Preis schmeckt nicht allen

Wer nicht so tief in die Tasche greifen will, kann freilich auch zum anderen gebratenen Gansl auf der Speisekarte greifen. Im Gegensatz zum teureren Tier aus Österreich ist dieses eine Hafermast-Gans aus Polen – "aufgezogen nach den Vier-Pfoten-Kriterien".

Auf Facebook ist bereits eine scharfe Diskussion um das goldene Geflügel entbrannt. "Ganslessen wird zum Luxus" ärgern sich User im Netz. Während sich viele fragen, wie man inzwischen fast 50 Euro für eine Hauptspeise in einem Lokal ohne Haube verlangen kann, zeigen andere Verständnis: Die stark gestiegenen Energiekosten würden hier ebenso reinspielen, wie die teureren Mieten und Personalkosten. Auch das Futter und die Aufzucht der Freiland-Tiere habe ihren Preis. "Den Unterschied schmeckt man", finden manche Gourmets. Sie geben lieber mehr aus und lassen sich dafür ein vormals glückliches Geflügel schmecken.

"Bei vielen unserer Gäste besteht die Nachfrage nach Gänsen aus Österreich. Wir haben das Glück, mit der Familie Langmayer aus Ansfelden einen Partner gefunden zu haben, der uns österreichische Freilandgänse in bester Qualität zur Verfügung stellen kann. Die Landwirte haben für uns 200 Freilandgänse aufgezogen, die davor fast ein halbes Jahr mit viel Liebe auf der Weide verbringen durften. Der Ganslpreis für ab 1 Kilogramm Gans am Hof der Familie Langmayer beträgt 16 EUR", heißt es auf "Heute"-Anfrage von der Familie Querfeld. Ein drittel der Gäste würde sich für das heimische Gansl entscheiden, zwei drittel bestellen die billigere polnische Hafermastgans.

Kein vergleichbarer Preis

Auch andere Wiener Gasthäuser bieten nun bereits Gansl an – bisher jedoch nicht um 46,50 Euro. Ein Viertel kostet etwa im Stuwer in der  Wiener Leopoldstadt 34,50 Euro – um 49,50 Euro gibt es hier ein dreigängiges Menü. Bei Mozart & Meisl in Wien-Döbling gibt es das ofenfrische Martinigansl mit Beilagen um 29,90 Euro, genau wie im Motto am Fluss in der Wiener City. Aus Freihaltung-Haltung stammen die Tiere jedoch offenbar nicht.

Wer Appetit auf Martini-Menüs hat, aber keine überteuerten Restaurant-Preise bezahlen will, wird auch im Supermarkt fündig. Eine bratfertige, ganze Frühmast-Gans kostet etwa bei Billa 47,97 Euro – das sind 14,99 Euro pro Kilo. Man bekommt die vierfache Menge an Fleisch als im Napoleon, allerdings nicht in Bio- oder Freiland-Qualität. Außerdem fehlen hier noch die Beilagen und man muss das Festtags-Mahl auch noch selbst zubereiten.

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