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In diesem Land spielt der Impfstatus keine Rolle
In Island gibt es nur wenige Corona-Maßnahmen, an die sich alle halten müssen, aber: Es funktioniert. Wie geht das?
Das dürfte zum einen an der isolierten Lage im Nordatlantik liegen, aber auch das dortige Testsystem galt als vorbildlich. Dann kam Omikron und bescherte dem Land die größte Welle seit Beginn der Pandemie 2020. Krankenhäuser befinden sich im Alarmzustand - auch, weil so viele Mitarbeiter des Personals in Quarantäne ist, berichtet "Welt".
Kein 2G
Die Regierung reagierte und verschärfte die Regeln: Anstatt 20 Personen dürfen sich nur noch 10 treffen, es gilt eine Sperrstunde ab 22 Uhr, und Bars und Clubs sind geschlossen. Alles Regeln, die in Österreich schon lange gelten. Aber einen Unterschied gibt es: Es gibt in Island keine 2G-Regeln, der Impfstatus spielt im öffentlichen Raum keine Rolle. Wer einkaufen, Bus fahren oder ins Restaurant gehen möchte, braucht dafür keinen Impfnachweis.
Ein Impfnachweis wäre zu keiner Zeit gesellschaftlich oder politisch gefordert worden, sagt Thor Aspelund, Biostatiker an der Universität von Island und Berater des isländischen Chefepidemiologen. Die Impfbereitschaft in der Bevölkerung sei auch so hoch. Die Impfquote liegt bei 78 Prozent bei 370.000 Einwohnern. "Weil so eine große Mehrheit hinter der Impfung steht, gab es nie Bedarf für ein Impfzertifikat", so Aspelund.
Impfgegner fallen nicht ins Gewicht
Natürlich gibt es auch in Island Impfgegner, aber außer ein paar Kundgebungen sei nichts gewesen. Die isländische Politik genießt großes Vertrauen der Bevölkerung. Vielleicht, weil das Land aus einer Dreier-Koalition (links - Mitte - rechts) geführt wird.
Spürbarer Zusammenhalt
Den Zusammenhalt in der Bevölkerung und die Einsicht in die Maßnahmen erklärt sich Aspelund damit, dass man - anders als in anderen Staaten - bewusst auf den Impfnachweis verzichtet hat. "Es wäre ja auch ziemlich hart: Die wenigen Ungeimpften würden richtig ins Rampenlicht gezerrt werden. Ich würde wahrscheinlich sofort wissen, wer von meinen Freunden geimpft ist und wer nicht." Nicht zuletzt deshalb habe der Gesundheitsminister den Vorschlag vom Tisch gefegt. Angesichts der steigenden Ansteckungszahlen, könnte sich das vielleicht doch noch ändern.