Wien

Impfgegner-Autokorso soll auch nachts Wien wach halten

Der Freitag wird turbulent. Im Prater, am Ring und in der Nacht soll es laut werden. Samstag folgt gegen Mittag die "Mega-Demo".  

Leo Stempfl
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Schon mehrmals wurde Wien von Autokorsos lahmgelegt.
Schon mehrmals wurde Wien von Autokorsos lahmgelegt.
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UPDATE 14.15 Uhr: Der Autokorso wurde mittlerweile von der LPD Wien untersagt. Alle Infos hier.

Nach kanadischem Vorbild soll am Wochenende auch in Wien historisches über die Bühne gehen. In Kanada blockieren Trucker seit Wochen die Straßen in der Hauptstadt Ottawa sowie einige Grenzübergänge zu den USA, um gegen Impfpflicht und Corona-Maßnahmen zu protestieren. In Wien hat man es primär auf den Ring abgesehen.

Bereits seit mehreren Wochen mobilisieren Hinterbänkler der Impfgegner-Szene zum "Freedom Convoy Austria". Die Planung ist jedoch äußerst professionell und lässt regen Zulauf vermuten. Es wird von tausenden Fahrzeugen ausgegangen, mehrere LKW wurden eigens für den Termin umgebaut und umfunktioniert.

Abgas-Flut im Grünen Prater

Wenn die Wiener den Start ins Wochenende im Grünen Prater einläuten, dürfte es dort aber ungewohnt lärmend und stinkend zugehen. Als Sammelpunkt wurde dem Konvoi seitens der Polizei die eigentlich Autofreie Prater Hauptallee – mitten im Landschaftsschutzgebiet – zur Verfügung gestellt. Diese prüfe aber aktuell noch die rechtliche und einsatztaktische Lage. 

Genau das sorgt bei SPÖ und Grünen für Unverständnis und regen Protest. "Das Demonstrationsrecht darf nicht dafür missbraucht werden, den Schutz der Natur im Prater auszusetzen und zahlreiche Fahrzeuge mitten in das Naherholungsgebiet zu schleusen", so Bezirksvorsteher Alexander Nikolai.

"Es ist völlig unverständlich, dass ein Sammel- und Startpunkt einer Corona-Demo im Grünen Prater erlaubt ist, denn dort herrscht sonst zu Recht ein striktes Fahrverbot", finde auch die Wiener Grünen-Umweltsprecherin, Huem Otero García. "Durch den Startpunkt der Demo in der Prater Hauptallee ist zu befürchten, dass sich über Stunden die Autos und LKWs dort sammeln und mit Lärm und Abgasen das Naherholungsgebiet, die Erholungssuchenden und die Tierwelt empfindlich stören werden."

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    Ein Autokorso gegen die Impfpflicht war am Freitag in Wien unterwegs.
    Ein Autokorso gegen die Impfpflicht war am Freitag in Wien unterwegs.
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    Ring-Runde

    Offiziell genehmigt ist dann die Abfahrt um 16 Uhr in Richtung Innenstadt, im Anschluss soll angeführt von den Trucks eine Runde um den Ring gedreht werden. Das dürfte typischerweise im Schritttempo, begleitet von lauter Musik, wildem Hupen und Anpöbeln von Passanten erfolgen. Danach müssen die Impfgegner in Richtung Praterstern abfahren, wo der Autokorso offiziell aufgelöst werden muss.

    "Wir haben ihnen gesagt, dass es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass das alle tun werden", erklärt einer der Veranstalter in einem Video. Wiederum offiziell weiter geht es mit Reden am Heldenplatz um 18.30 Uhr. Dort positionieren sich auch vier LKW, die mit Bierbänken und weiterem Equipment zu kleinen Bistros umfunktioniert wurden.

    Nacht-Korso

    Doch danach ist noch weit nicht Schluss. In Telegram-Gruppen ist davon die Rede, dass zudem einen Nacht-Korso von 22 Uhr bis 8.45 Uhr Früh angemeldet wurde. Man will also auch dann hupend und lärmend durch Wien fahren, die Straßen lahmlegen und die Bevölkerung wach halten.

    Einem der Veranstalter kam außerdem der Plan zu Ohren, über Nacht den Ring zuzuparken und vollständig zu blockieren. Davon rät er offen ab, da solch eine Blockade nicht mehr als Teil der Demonstration gelte und deswegen aufgelöst werden müsse. In einem Info-Dokument steht hingegen: "Die Fahrzeuge bleiben über Nacht auf dem Ring. Eventuell folgt ein koordiniertes Hup-Konzert."

    Groß-Demo

    Auch auf den Autobahnen ist mit Behinderungen zu rechnen. Aus allen Himmelsrichtungen hat man Routen vorgegeben. Jeweils rund 50 Kilometer vor Wien trifft man sich auf Rastplätzen, um von dort aus unter Führung eines Trucks als erster Autokorso nach Wien anzureisen.

    Inoffizielles Ziel ist es, über Nacht in der Hauptstadt zu bleiben. In einer Packliste rät man deswegen auch dazu, eine warme Decke mitzunehmen. Grund: Ab 13 Uhr wird am Samstag wieder eine Groß-Demo stattfinden, die dann zu Fuß den Ring und angrenzende Straßenzüge über mehrere Stunden lahmlegen wird.

    Zu dieser "Mega-Demo" am Heldenplatz mobilisiert auch die FPÖ auf ihrer Website.