Lehrermangel

Im Notfall: "Englischlehrer muss Deutsch unterrichten"

Schulstart in Österreich – schon jetzt gibt es erste Meldungen: Lehrer sind nicht zur Arbeit erschienen.

Michael Pollak
Im Notfall: "Englischlehrer muss Deutsch unterrichten"
Schüler in der Klasse
Getty Images/iStockphoto

Anspannung bei Schuldirektoren. Zwar läuten in Wien, NÖ und im Burgenland die Schulglocken bereits seit Montag, doch immer noch unklar ist, ob es genug Lehrer für alle Klassen gibt.

Wie geht das? "Eine Person bewirbt sich häufig auf viele freie Lehrer-Stellen, kann aber logischerweise nur bei einer zum Dienst antreten", sagte Thomas Krebs von der Gewerkschaft für Pflichtschullehrer bereits vor einigen Tagen zu "Heute".

"Niemand kann gezwungen werden, zu erscheinen"

Die Konsequenz: "In der ersten Schulwoche erscheinen viele Lehrer nicht an ihrem Dienstort – und die Direktoren wissen das nicht im Vorfeld." Nachsatz: "Niemand kann gezwungen werden, zu erscheinen."

Andererseits versprach Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), man müsse sich keine Sorgen machen: "Wir werden im kommenden Schuljahr alle Unterrichtsstunden halten können." Aktuelle Information aus dem Ministerium: Es gibt nur fünf offene Lehrerposten in ganz Österreich. Dass in manchen Quellen noch mehr ausgewiesen sind, liege daran, dass die Bewerbungsfristen noch laufen.

Das Ministerium war vor Schulstart auf der Suche nach 8.070 Voll- und Teilzeit-Lehrer. Es gab dafür mehr als 14.000 Bewerbungen.

Und doch sammeln sich schon an Tag zwei des Schuljahres die ersten Problemfälle, sagt Paul Kimberger, Vorsitzender der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft zu "Heute": "An einer niederösterreichischen Mittelschule haben zum Beispiel zwei Quereinsteiger abgesagt. Das ist ein echtes Problem."

Zu Erklärung: Notwendig sind an dieser Schule 30 Lehrer, davon sind 20 Dauermehrdienstleister. Das sind Pädagogen, die schon jetzt für fehlende Lehrer übernehmen.

Jetzt fehlen diese Quereinsteiger zusätzlich
Paul Kimberger
Gewerkschafter, Pflichtschullehrer

"Jetzt fehlen eben diese zwei Quereinsteiger noch zusätzlich, das sind 42 Wochenstunden, für die eine Lösung gefunden werden muss", sagt Kimberger. "Wenn niemand dazukommt, muss das vorhandene Personal das auch dazu übernehmen – das ist schon sehr heftig."

Zur Erklärung: Wenn etwa Deutsch besetzt werden muss – weil da ein Lehrer fehlt – findet sich hoffentlich ein Deutschlehrer, der übernehmen kann.

"Es gibt keine Personalreserven mehr"

"Aber ich kann nicht ausschließen, dass in einer Notsituation ein Englischlehrer kurzfristig eine Deutschklasse übernimmt", so die überraschende Aussage vom Gewerkschafter im "Heute"-Talk.

Bisher gab es einen Personal-Reservoir, aus dem geschöpft werden konnte, erklärt Kimberger: "Wenn ich an vergangene Jahre zurückdenke, haben wir immer Personalreserven gehabt. Das sind Lehrer, die auf einen Posten warten. Die gibt es jetzt aber nicht!"

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    Auf den Punkt gebracht

    • Zu Beginn des neuen Schuljahres herrscht Unsicherheit, ob auch wirklich genügend Lehrer zur Verfügung stehen
    • Trotz der Zusicherung von Bildungsminister Martin Polaschek, dass alle Unterrichtsstunden abgedeckt werden, fehlen bereits in der ersten Woche Lehrer, was dazu führt, dass teilweise fachfremde Lehrer, wie Englischlehrer, Deutschklassen übernehmen müssen
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